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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Rike bestreitet in Köln als Notärztin ihren Alltag, bevor sie ihren Urlaub in Gibraltar antritt. Dort sticht sie alleine mit ihrem Segelboot in See. Ziel ihrer Reise ist die Atlantikinsel Ascension Island. Ihr Urlaub wird abrupt beendet, als sie sich nach einem Sturm auf hoher See in unmittelbarer Nachbarschaft eines überladenen, havarierten Fischerbootes wiederfindet. Mehrere Dutzend Menschen drohen zu ertrinken. Rike folgt zunächst der gängigen Rettungskette und fordert per Funk Unterstützung an. Als ihre Hilfsgesuche unbeantwortet bleiben, die Zeit drängt und sich eine Rettung durch Dritte als unwahr- scheinlich herausstellt, wird Rike gezwungen zu handeln.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der Titel lässt nicht viele weitere Deutungen zu: Das Überqueren des Flusses zum Totenreich als zielgerichtete Abhandlung einer sozial-politischen Krise die das gegenwärtige Europa durchmacht. Wolfgang Fischer (Was du nicht siehst) hat es sich mit seinem neuen Film Styx die Aufgabe gemacht, die hilflose und erbarmungslose Situation, die tausend Geflüchtete durchmachen müssen, für ein westliches Publikum greifbar zu machen und der Vorstellung, auf einem sinkendem Boot in mitten des Ozeans ums Überleben zu kämpfen, die Abstraktion zu nehmen. Dazu bricht Fischer diese Situation auf ihre Essenz herunter und konzentriert sich dabei auf das Wesentliche. Politische Kontexte treten zum Großteil in den Hintergrund, Fischer fokussiert sich darauf, den Zuschauer in eine erdrückende Position zu drücken, die zwischen Bereitschaft zur Aufopferung und beklemmender Hilfslosigkeit wankt. 

Als Vermittlung dient die Protagonistin, die deutsche Ärztin Rike (Susanne Wolff, Das Fremde in mir). Diese befindet sich allein auf ihrem Motorsegelschiff und will, auf den endlosen Weiten des Meeres, dem Stress ihrer Arbeit entfliehen. Fischer inszeniert diesen einsamen Segeltrip ohne viel Exposition und mit langen, bildgewaltigen Aufnahmen des Ozeans, bis sich das Gefühl einstellt, wirklich jede Form von Zivilisation hinter sich gelassen zu haben. Unverhofft stößt Rike auf einen sinkenden Kreuzer, voll von Männern, Frauen und Kindern, die sich und ihrem Schicksal nun selbst überlassen sind. Rike bleibt auf Distanz. Sie weiß das ihr Boot nicht über die Kapazitäten für all diese Menschen verfügt, aber gleichzeitig fühlt sie sich verpflichtet, ihnen irgendwie zu helfen. Als sich jeder Funkspruch als hilflos erweist wird Rike immer mehr an die Grenze ihrer Möglichkeiten gedrückt. 

Nachdem Rike dem kenterndem Boot begegnet ist nehmen die, zuvor eher romantisierten und fast idyllischen, Bilder des Meeres eine tödliche Gestalt an. Das Gefühl letzte Hoffnung und doch komplett fehl am Platz zu sein, nimmt überhand. Gleichgültig ob man Styx nun als Abhandlung eines politischen Problems oder als einfachen Überlebens-Thriller liest, die Kraft von Fischers Inszenierung und den Bildern von Kameramann Benedict Neuenfels (Die Fälscher) sind direkt und gleichzeitig distanziert. Als Zuschauer ist man über weite Strecken in Rikes Position gefangen. Demnach wird das kenternde Schiff der Geflüchteten immer nur aus der Ferne gezeigt, ihr Kampf bleibt selbst in dieser unmittelbaren Situation nicht völlig darstellbar. Eine weise Herangehensweise , da so der, oft fade, Beigeschmack vom Ausbeuten einer solchen Situation, der vielen Filmen über aktuelles Zeitgeschehen anhaftet, vermieden wird. Schade ist es dann, wenn der Film in seinen letzten Minuten genau damit bricht und noch mal alles ausformuliert. Ein Manko, das im Angesicht der Qualitäten von der vorherigen Laufzeit aber zu verschmerzen ist. 

Generell gestaltet sich der Film immer dann holprig, wenn er über einen Erklärungsbedarf verfügt. Umgekehrt liegen seine größten Stärken aber darin, seine Bilder einfach für sich sprechen zu lassen. Selten bekam man den Ozean so kraftvoll und gnadenlos präsentiert, wie in Fischers Film, zuletzt vielleicht in J.C. ChandorsAll is Lost. In seiner Reduktion bietet Styx darüber hinaus viel Möglichkeiten wie man ihn auffassen will. Durch das Herunterbrechen auf eine Überlebensgeschichte ist man gezwungen, sich mit Rike zu identifizieren und wird dadurch mit der typischen und unabdingbaren Frage „Was würdest du tun ?“ konfrontiert. Ob die Ansprüche des Filmes nun solch simpler, moralischer oder konkret politischer Natur sind, spielt dabei auch keine große Rolle. Auch wenn es Fischer dem Zuschauer irgendwann sehr klar macht, was er von ihm will und an was er appelliert, tut er dies unaufdringlich und gefasst.

Fazit

"Styx" ist kein fehlerfreier, aber dennoch ein fesselnder Thriller über das Handeln in Extremsituationen, der gekonnt mit seinem Publikum interagiert und es gezielt herausfordert.

Kritik: Jakob Jurisch

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