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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Das Pärchen Durga, eine Migrantin aus Nordindien, und Kabeer aus Kerala reißen eines Nachts aus und warten per Anhalter auf die Möglichkeit, zum nächsten Bahnhof zu gelangen, um so schnell wie möglich weit weg zu kommen. Dabei treffen sie auf zwei undurchsichtige Fahrer, die den beiden anbieten, sie zu unterstützen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Mit einem wortlosen Auftakt, in dem die Kamera entfesselt durch die feiernde Menge schwebt, führt Regisseur Sanal Kumar Sasidharan in seinen Film Sexy Durga ein. Wie hypnotisiert wird der Betrachter durch ein indisches Ritual geführt, bei dem die gläubigen Bewohner eines Dorfes der indischen Göttin Durga huldigen. Diesen Namen trägt auch die weibliche Hauptfigur von Sasidharans Werk, die sich mit ihrem Partner Kabeer nachts auf dem Weg zum Bahnhof befindet.

Konträr zu den anfänglichen Bildern, die mit heller Übersichtlichkeit inszeniert sind, schränkt der Regisseur die Orientierung des Zuschauers und der Figuren auffällig ein, sobald er sich an das sichtlich beunruhigte Pärchen heftet. Selbst ohne umfassende Kenntnisse über die indische Kultur wird schnell deutlich, dass sich die Hauptfiguren in einem Umfeld bewegen, das eine Art unsichtbare Drohung für sie bereithält, vor der Durga und Kabeer auf der Flucht zu sein scheinen. Als das Paar zu zwei männlichen, undurchsichtigen Anhaltern ins Auto steigt, um so schnell wie möglich zum Bahnhof zu gelangen, spitzt Sasidharan die Situation unaufhörlich zu, indem er die weitestgehend in Echtzeit ablaufende Reise durch die Nacht mithilfe von virtuosen Plansequenzen in Szene setzt.

Kameramann Prathap Joseph ist hierbei der eigentliche Star dieses Films, in dem die ruhelose Bildsprache als Ausdruck innerer Gemütsverfassungen dient und sich zunehmend wie ein brutaler Klammergriff um die Kehle des Zuschauers legt. Wenn sich die Kamera gemeinsam mit dem Pärchen in das Innere des Fahrzeugs zwängt und somit als eine Art unsichtbarer Begleiter und Beobachter fungiert, vermittelt Sexy Durga ein beklemmendes Mittendrin-Gefühl, das potentielle Konflikte und schwebende Ungewissheit unter die bisweilen unerträglich langen, schnittlosen Einstellungen mischt. Die Nacht selbst, die der Regisseur nur mit meist spärlich vorhandenen Lichtquellen wie Straßenlaternen oder Autoscheinwerfern zu einem eigenen Charakter werden lässt, stellt das faszinierende Zentrum des Films dar.

Die meist kaum erkennbaren Gesichter der Figuren, denen Durga und Kabeer begegnen, verschwimmen mit der Schwärze der Nacht zu finsteren Silhouetten, die unweigerlich als Bedrohung auftreten. Auch wenn Sasidharan seinen Film vordergründig als gesellschaftskritische Abhandlung über sein eigenes Land verstanden wissen will, in dem weibliche Göttinnen angebetet werden, während sich Frauen alleine oftmals nur mit einem mulmigen Gefühl auf die Straße trauen können, ist Sexy Durga im Kern ein sensorisches Erlebnis, in dem es fernab von konkreten Charakterisierungen um das pure Empfinden geht. In dem unaufhörlich vor sich hin treibenden Handlungsfluss, den der Regisseur vollständig ohne Drehbuch und nur mithilfe von Improvisation der beteiligten Schauspieler kreiert hat, wirken die teilweise minutenlang ausgebreiteten Dialoge im Fahrzeug, die zwischen banalen Gesprächen und penetranter Aufdringlichkeit schwanken, bewusst erschöpfend.

Gelegentlich verlässt die Kamera den Rücksitz durch das Fenster und schweift in die Ferne ab. In diesen Momenten, in denen die aufgeregten Stimmen der Figuren kurzzeitig gedämpft werden und die Zeit nahezu stillsteht, tastet sich die Kamera ebenso orientierungslos wie verzweifelt in die Dunkelheit vor. Genauso wie Durga und Kabeer, die immer wieder aussteigen, um wenig später doch wieder von Autoscheinwerfern ins Visier genommen zu werden, findet Sexy Durga dabei nichts als Finsternis inmitten von Finsternis, wobei das Licht des anbrechenden Tages womöglich für immer auf sich warten lässt.

Fazit

Mit "Sexy Durga" setzt sich Regisseur Sanal Kumar Sasidharan nicht nur mit den gesellschaftlichen Missständen seines eigenen Landes auseinander, in dem sich Frauen oftmals nur mit unruhigem Gefühl auf die Straße trauen, während er nebenbei eine faszinierend inszenierte Reise durch eine nicht enden wollende Nacht kreiert, die aufgrund der virtuosen Plansequenzen, einer beeindruckenden Kameraarbeit und einem besonderen Gespür für das Wesen der Nacht ebenso beklemmend wie hypnotisch auf den Zuschauer einwirkt.

Kritik: Patrick Reinbott

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