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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der Irakkriegs-Veteran Will und seine Tochter Tom leben im Forest Park, dem riesigen, eher einem Wald gleichenden Naturschutzgebiet und Stadtpark von Portland, Oregon. Hier haben sie in einer selbstgebauten Unterkunft ihr Lager aufgeschlagen, holen sich ihr Wasser aus dem Fluss und gehen nur zum Einkaufen in die Stadt in der Nähe. Ansonsten halten sie sich von anderen Menschen fern und führen somit im Geheimen eine Existenz, von der sonst niemand weiß. Doch eines Tages hebt ein kleiner Fehler ihr ganzes Leben mit einem Mal aus den Angeln, denn als ein Jogger von ihrer Lebensweise Wind bekommt, dauert es nicht lange, bis die Behörden auf sie aufmerksam werden und sie ihre Heimat verlassen müssen, um eine neue Bleibe zu suchen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

In der Abgeschiedenheit des Forest Park in Portland leben Will und seine 13-jährige Tochter Tom in friedlicher Zweisamkeit fernab der Zivilisation. Es sind nicht viele Worte, die zu Beginn von Debra Graniks neuem Film Leave No Trace fallen. Ein kurzer Dialog über die Lieblingsfarbe des Mädchens genügt beispielsweise, um zu enthüllen, dass die Mutter schon lange vorher gestorben ist. Stattdessen genügen die satten Bilder von Kameramann Michael McDonough, um dem Betrachter das Verhältnis zwischen Vater und Tochter primär durch ihre Bewegungen sowie die schweigsame Interaktion als Mischung aus effizienter Zweckgemeinschaft und trotzdem fürsorglicher Zärtlichkeit zu schildern. Will und Tom nutzen die natürlichen Ressourcen der Natur um sie herum, das Regenwasser oder den Fluss, die Pilze oder andere Gewächse, um zu überleben. Und tatsächlich wirkt es anfangs so, als wolle die Regisseurin anhand ihrer beiden Protagonisten einen alternativen Lebensentwurf beschreiben, der auch vollkommen ohne äußere Einflüsse bestehen kann. Schon bald bekommt das anfängliche Bild der augenscheinlichen Idylle in Leave No Trace jedoch erste Risse.

Regelmäßig unternehmen Vater und Tochter doch kurze Ausflüge in die Stadt, wo sich Will Medikamente besorgt, die er umgehend auf dem Schwarzmarkt für etwas Geld weiterverkauft. Wie sich herausstellt, ist er einer jener Veteranen, die den Krieg nach ihrer Rückkehr in die Heimat nicht mehr aus dem Kopf bekommen und fortan an posttraumatischen Belastungsstörungen (PTSD) leiden. Wenn in Graniks Film hoch über den Baumkronen das Geräusch eines Helikopters zu hören ist, steht nicht immer fest, ob es sich hierbei nur um die Gedanken von Will handelt, die diesen rastlos durch die Natur treiben. Dabei legt Hauptdarsteller Ben Foster (The Mechanic) den sorgevollen Vater sowie traumatisierten Kriegsheimkehrer noch introvertierter und verschlossener an als die Figuren, die sich auf ähnlich sperrige Weise in das übliche Rollenschema des amerikanischen Schauspielers einfügen lassen. 

Urplötzlich wird der Bund zwischen Vater und Tochter erschüttert, als die beiden von einem Jogger entdeckt werden. Während sie sich verbotenerweise in einem Naturschutzgebiet aufhalten, was die Behörden auf den Plan ruft, müssen sich Will und Tom zuallererst gegen falsche Eindrücke und Vorurteile wehren, die entstehen, wenn ein älterer Mann mit einem jüngeren Mädchen alleine im Wald haust. Mit der gezwungenen Überführung zurück in die vermeintliche Normalität der Zivilisation erhält Leave No Trace unweigerlich den Anstrich einer fremdartigen Welt, wenn Vater und Tochter zunächst voneinander getrennt werden und sich Will seltsamen maschinellen Fragen stellen muss, während Tom vor allem von Besorgnis umhüllt wird. Grund dazu bietet sie hingegen eigentlich kaum, denn das Mädchen ist trotz fehlenden Schulunterrichts aufgrund der Lehren ihres Vaters intelligenter als andere Mädchen in ihrem Alter und äußert die meiste Zeit über keinen anderen Wunsch, als wieder mit ihrem Vater zusammengebracht zu werden. Was in der ersten Hälfte von Leave No Trace noch wie eine Belastungsprobe für Will und Tom wirkt, erhält in der zweiten Hälfte allerdings einen anderen Anstrich. 

Nachdem Vater und Tochter als Hausgäste bei einem Farmer unterkommen, den sie bei der täglichen Arbeit unterstützen sollen, rückt die von Newcomerin Thomasin McKenzie (Der Hobbit - Die Schlacht der Fünf Heere) gespielte Teenagerin noch stärker in den Fokus der Erzählung. So entpuppt sich das Drama von Granik, die sich wie auch schon in Winter's Bone mit einer durchschlagenden Rolle für die damals noch unbekannte Jennifer Lawrence (Silver Linings) erneut empathisch den Randgesellschaften und Unterprivilegierten Amerikas widmet, immer stärker als Coming-of-Age-Geschichte, die von einer ebenso komplexen wie unkonventionellen Vater-Tochter-Beziehung ausgeht. Dabei stellt die Regisseurin immer wieder die Frage in den Vordergrund, wer von beiden sich gerade in wessen Abhängigkeit befindet und ob ein isoliertes Leben in abgeschiedener Zweisamkeit stärker wiegen kann als ein Leben, das durch die Erfahrung ungeahnter Zwischenmenschlichkeit oder dem ersten Kontakt mit friedlichen Bienen aus einem Bienenstock gerade erst überhaupt zu blühen beginnt.

Feinfühlig entwirft die Regisseurin in Leave No Trace nebenbei in kleineren Momentaufnahmen das Porträt eines Amerikas der gesellschaftlichen Außenseiter, die sich zu selbst gespielten Country-Songs am Lagerfeuer versammeln und durch einen ruhigen Zusammenhalt auszeichnen, der eine warme Selbstverständlichkeit ausstrahlt. Gegen Ende findet Granik auf ihre gestellten Fragen aber keine einfachen Antworten. Sobald klar ist, dass der Lärm in Wills Kopf niemals verstummen wird und der Kriegsveteran wie ein hoffnungsloser Schlafwandler wieder und wieder zurück in die ebenso friedliche wie einsame Natur getrieben wird, beschließt die Regisseurin ihr Werk der eher sperrigen, unterdrückten Emotionalität mit einer ungemein bewegenden Umarmung voller Tränen, die zuletzt erneut ohne viele Worte den Weg in eine ganz neue Zukunft ebnet. Eine Zukunft, die ebenso ungewiss wie hoffnungsvoll scheint.

Fazit

Empathisch und sperrig zugleich widmet sich Debra Granik in "Leave No Trace" ein weiteres Mal einem ihrer liebsten Motive in Form eines Amerikas am Rande der Gesellschaft sowie vermeintlichen Normalität. Hierbei beleuchtet die Regisseurin das Verhältnis zwischen einem traumatisierten Vater und dessen gerade heranwachsender Tochter als komplizierte Wechselbeziehung aus liebevoller Fürsorge, fragwürdiger Abhängigkeit und schier unüberwindbaren Hindernissen. Kraftvoll gespielt, zurückhaltend inszeniert und mit einem Blick auf das Wesentliche ist "Leave No Trace" als Mischung aus Drama, Gesellschaftsporträt und Coming-of-Age-Film unbedingt sehenswert.

Kritik: Patrick Reinbott

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