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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Hanna liebt Yann und die Lettres filmées, kurze, poetisch-essayistische, mit dem iPhone aufgenommene Filme, die er ihr schickt. Yann liebt Hanna, aber er vertraut ihr nicht. Er verlässt sie, doch lässt er sie nicht mehr allein. Seine Lettres filmées werden zur Bedrohung und Hanna weiß nicht, wem sie noch vertrauen kann - oder ob sie sich selbst noch vertrauen kann.

Kritik

Es ist nicht immer angebracht, den Schüler mit seinem Lehrer zu vergleichen, doch in manchen Fällen kommt man nicht darum herum. Schon lange dürfte bekannt sein, dass der österreichische Regisseur und Regiedozent Michael Haneke sowohl in seinen eigenen Arbeiten als auch in der Lehre großen Wert auf die Führung der Schauspieler legt. Im Vordergrund steht für ihn dabei die realitätsnahe und glaubwürdige Vermittlung von Emotionen und Zwischenmenschlichkeit. Andrina Mracnikar, eine seiner Schülerinnen an der Filmhochschule in Wien, hat nun mit Ma folie ihren ersten Kinofilm fertiggestellt. Darin legt sie ihr Augenmerk ganz klar auf die Hauptdarstellerin und den Hauptdarsteller und die vielen kleinen und großen Gefühlsgefechte, die nicht nur in der physischen Realität, sondern auch im luftleeren Raum der Virtualität ausgetragen werden.

Hanna (Alice Dwyer) ist glücklich mit ihrem neuen Freund Yann (Sabin Tambrea). Yann ist verrückt nach Hanna und kommt deshalb früher als erwartet aus Paris, um sie zu besuchen und die Zweisamkeit zu genießen. In den Zeiten, wo sie getrennt sind schickt er ihr kurze poetische Videos als Beweis seiner Liebe. So verschwimmt schon zu Anfang für den Zuschauer die Grenze zwischen der realen und der virtuellen Welt. In einem fließenden Reigen aus mit dem iPhone gefilmten und wirklichen Bildern zieht die Geschichte einer frischen Liebe an einem vorbei. Bis der Moment kommt, in dem das Ungleichgewicht in der Beziehung zwischen Hanna und Yann nicht mehr zu übersehen ist. Aus dem Funken Misstrauen entwickelt sich bei Yann eine Obsession, die in Rücksichtslosigkeit und Zerstörungswillen mündet. In seinen Videobotschaften schlägt er nun andere Töne an, was bei Hanna tiefe Spuren hinterlässt. Wie der Zuschauer schon gleich zu Beginn, stellt sie jetzt ebenso ihre Wahrnehmung in Frage und entwickelt langsam aber sicher eine Paranoia, die ihr gesamtes Leben auf den Kopf stellt. Spätestens an dieser Stelle werden Erinnerungen an Michael Hanekes Psychothriller Caché wach.

Andrina Mracnikar, die auch für die Drehbuchfassung des Films verantwortlich ist und damit einen Preis gewann, versteht es in ihrem Debütfilm meisterhaft Grenzen auszutesten. Sie bewegt sich nicht nur zwischen Realität und Virtualität, sondern forscht auch an der Peripherie von Liebe und Hass, Zutraulichkeit und Argwohn. Denn Hanna handelt durchaus menschlich, wenn sie dem Mann, der ihr Leben ins Chaos stürzt, spontan um den Hals fällt. Trotzdem treibt die Regisseurin auch ein Spiel mit dem Feuer, indem sie ebenso die Grenzen der Glaubwürdigkeit auszuloten gewillt ist. Letztendlich bleiben ihr auch nur die Mittel eines weniger als zweistündigen Films, um die Motivation hinter den Charakteren zu erläutern. Da mutet der Übergang von leidenschaftlicher Hingabe zu eifersüchtigem Stalkertum an einzeln aufblitzenden Stellen etwas konstruiert an. Erstaunlich ist es dennoch, wie sich der Film über weite Strecken die atemberaubende Authentizität der Darsteller zunutze macht und mit aus dem Leben gegriffenen Dialogen das bedrohliche Szenario einleuchtend wirken lässt.

Wenn mit einem Schlag die schwarze Leinwand das Ende des Films ankündigt, ist man wie vor den Kopf gestoßen. Es drängen sich Gedanken auf, die sich eine letzte Konsequenz in der Erzählung  oder zumindest ein paar Augenblicke mehr von Hannas Leben wünschen. Und genau das macht den  Film am Ende aus: er stellt nicht nur die Wahrnehmung des Zuschauers und seiner Hauptfigur auf die Probe, sondern hält konsequent die Angst vor Ungewissheit aufrecht.

Fazit

Mit ihrem Erstlingswerk „Ma folie" schuf Andrina Mracnikar einen Liebesthriller, der den Zuschauer und seine Charaktere an den Abgrund drängt und zappeln lässt. Aus einer harmonischen Paarbeziehung entwickelt sich eine albtraumhafte Odyssee der Paranoia. Was in der realen Welt noch als nachvollziehbarer Konflikt entsteht, wird in der ungewissen Leere des virtuellen Raums ins Unmenschliche verzerrt. Dabei kommt „Ma folie“ jedoch nicht umhin, ein Quäntchen Glaubwürdigkeit zu riskieren. Ein Film, der gekonnt mit den Impressionen des Zuschauers spielt und nie die Empfindungswelt seiner Figuren aus den Augen lässt.   

Kritik: Jonas Göken

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