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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Ein Ehepaar, das sich mitten in der Scheidung befindet, muss sich zusammenraufen, um nach dem gemeinsamen zwölfjährigen Sohn zu suchen, der während einer ihrer lautstarken Auseinandersetzungen verschwand.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Wirft man einen Blick auf die russische Filmlandschaft, so lassen sich nicht nur entfernte Parallelen zu unserer heimischen Filmhistorie ziehen, sondern es wird darüber hinaus deutlich, dass sich die Nation über Jahrzehnte selbst behindert und um größere künstlerische Errungenschaften beraubt hat. Trotz der anhaltenden Staatszensur und Propagandamaschinerie der russischen Regierung haben es Regisseure wie der Stummfilmpionier Sergei Eisenstein (Panzerkreuzer Potemkin) oder der große Virtuose Andrei Tarkowski (Stalker) geschafft Werke zu produzieren, welche die Jahre überdauern. Mittlerweile regeneriert sich Russland von den vergangenen Jahren der schöpferischen Impotenz. Ein wichtiges Gesicht dieser Entwicklung ist Andrey Zvyagintsev (Leviathan), der als gerngesehener Gast bei internationalen Filmfestivals immer zu jenen Anwärtern zählt, die man schon im Vorfeld gespannt beobachtet. Für seinen neuesten Film, Loveless, gab es dieses Jahr in Cannes den großen Preis der Jury.

Schnell steht die tonale Richtung des Films. Loveless beginnt mit kalten Landschaftsaufnahmen, verschneiten Bäumen und trostloser Großstadtkulisse. Beinahe elegisch fängt die Kamera diese Momente ein, bevor Zvyagintsev dazu übergeht die grundlegende Figurenkonstellation zu vermitteln. Vater, Mutter und Sohn, ein klassisches Familienkonzept, das jedoch allem Familiären beraubt wurde. Die Eltern lassen sich scheiden, haben außer purer Verachtung und offenem Hass rein gar nichts mehr füreinander über. Den gerade einmal 12-jährigen Sohn will keiner der beiden, denn die arbeiten schließlich bereits an einer neuen Familie. Altlasten unerwünscht. Bestenfalls ignoriert und schlimmstenfalls offen verachtet beschließt der Junge zu verschwinden. Der restliche Film dreht sich um die verzweifelte Suche nach ihm, doch auch nach dem Abspann bleibt er verschwunden.

Beeindruckend ist dabei vor allem Zvyagintsev konsequente Umsetzung. Einmal verschwunden fehlt jede Spur des Jungen, keine Einstellung, keine Szene informiert über seinen Verbleib. Dadurch wird die Ahnungslosigkeit des Zuschauers mit derjenigen der Eltern gleichgesetzt, was entgegen der fehlenden Empathie zu diesen, nichtsdestotrotz emotional an die Suche koppelt. So erzählt sich ein Großteil des Films vor allem durch Stillstand. Egal welche Maßnahmen unternommen werden, die Hinweise auf seinen Verbleib bleiben aus. Dramaturgisch gleicht diese bohrende Ereignislosigkeit einer Katastrophe, weil es zwischen den langen Einstellungen leidender und verzweifelter Menschen keine Steigerung, keine Dynamik, ja nicht einmal einen wirklichen Fluss gibt. Thematisch ist Zvyagintsev damit natürlich genau dort angekommen, wo er von Beginn an unmissverständlich landen wollte.

Im Kontext von Michael Haneke (Liebe) wird oftmals von emotionaler Vergletscherung gesprochen, ein Begriff der auch zu Andrey Zvyagintsev wunderbar passen würde. Zwangsläufig bringt Loveless durch seine unterkühlte Bildsprache ein Gefühl von Kälte, Stagnation und Hilflosigkeit zum Ausdruck, der humanistische Kern eines Hanekes geht dem Film jedoch gänzlich ab. Das pessimistische Weltbild des Regisseurs zeigt eine Gesellschaft, die jegliche Form von Liebe und Zuneigung vergessen hat – die realitätsnahe Inszenierung legt nahe, dass es sich dabei um die unsere handeln muss. Für seine Bewohner hat Andrey Zvyagintsev jedoch nur puren Menschenhass über. Jede Regung, jeder Hauch von Mitgefühl, Hoffnung und Liebe bleibt aus. Loveless ist das Werk eines Mannes, der selbst jegliches Vertrauen verloren hat.

Fazit

„Loveless“ ist der Beginn einer neuen Eiszeit. Unentwegt erzählen die unterkühlt langsamen Bilder vom Zerfall der Gesellschaft, von einer Welt ohne Liebe und vom inneren Stillstand ihrer Bewohner. In seinem neuesten Film beschränkt sich Andrey Zvyagintsev nicht nur auf eine Kritik des russischen Volkes, sondern schlägt seine Furchen tiefer ins Innere der Menschheit. Die im Nichts verlaufende Suche nach einem verschollenen Jungen soll zum Sinnbild dieser aseptischen Wirklichkeit werden, mündet aber letztlich nur in sprödem Menschenhass.

Kritik: Dominic Hochholzer

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