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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Der Architekt Vanzi ahnt nicht, was ihm bevorsteht, als er nach einem Verkehrsunfall in Untersuchungshaft kommt. Er wird beschuldigt, bei dem Unfall jemanden getötet und Fahrerflucht begangen zu haben. Der Aufenthalt im Gefängnis wird länger und härter, als er es jemals geahnt hätte...

Kritik

Seine stärkste Phase hatte Regisseur Damiano Damiani (Töte Amigo) unbestreitbar zwischen den späten 60ern und den späten 70ern. Sein populärster Film aus dieser Dekade mag zwar das Mogel-Sequel Nobody ist der Größte sein, der persönliche, der leidenschaftliche Fokus lag jedoch auf intelligentem Genre-Kino, welches mit den Mitteln des Krimis, Gangsterfilms oder sogar Westerns gesellschaftliche und politische Missstände anprangerte. Die Verwicklungen zwischen staatlicher Obrigkeit und organisiertem Verbrechen; ein parasitäres Krebsgeschwür, unter dem besonders sein Heimatland Italien schon fast traditionell zu leiden hat und es bis heute nie richtig in den Griff bekommen konnte. Diesmal in Form eines Justizdramas oder noch konkreter: Eine Knastthrillers.  

„Ich werde anders sein wenn ich draußen bin, aber hier bin ich wie die!“

Architekt Vanzi (Franco Nero, Wenn Du krepierst – lebe ich!) kommt nach einem angeblich von ihm verschuldeten Verkehrsunfall mit Todesopfer und anschließender Fahrerflucht kurzzeitig in Untersuchungshaft. Obwohl er die Tat vehement bestreitet und ein Mann seines gesellschaftlichen Status wegen so was nicht zwingend inhaftiert wird, die Zeugenaussagen und Indizien sind zu belastend, als das er um die Unannehmlichkeit herumkäme. Der Aufenthalt im Knast soll für den dreifachen Familienvater aus der Oberschicht nicht mehr als ein überschaubares Abenteuer sein, die dabei gemachten Erfahrungen sogar direkt in einem Buch verwertet werden. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Im Bau gibt es keine bevorzugte Behandlung für ihn. In der Gemeinschaftszelle mit weniger kultivierten Zeitgenossen wird sein Privileg eher zur Bürde und er somit zur Zielscheibe wie gefundenem Fressen. Das war eventuell so noch zu erwarten, was Vanzi aber eiskalt erwischt sind die Zustände hinter den Gefängnismauern, wo alles über Vitamin B und meistens Geld gesteuert wird. Ein Klüngel aus Macht, Korruption und gegenseitigen Gefälligkeiten, bei dem die Menschenwürde mit Füßen getreten wird.

Von allen Seiten wird er nahezu nur über seinen Status definiert, was ihm zunächst Vorteile verschafft. In einem System von Handaufhaltern lassen sich Schikanen kurzzeitig weg-schmieren, auf lange Sicht ist er damit aber nicht mehr als eine Kuh, die solange gemolken wird bis das Euter staubt. Damit hätte Vanzi sogar noch das geringste Problem, schließlich hat er genug Munition und seine Zeit auf Staatskosten (naja) könnte und sollte ja bald vorbei sein. Bis er beginnt, sich aktiv gegen die Unzumutbarkeiten aufzulehnen. Warnschüsse seitens der Obrigkeiten ignoriert und schließlich gar instrumentalisiert werden soll bei der Beseitigung eines unliebsamen Singvogels, dessen Aussage eine Lawine heraufbeschwören könnte, die dem ganzen Schweinestall auf höchster Ebene zumindest kurzzeitig ungewollte Aufmerksamkeit bescheren würde. Vanzi wiedersetzt sich, wird schlagartig vom Premium-Insassen zu einem von vielen und muss schmerzhaft am eigenen Leib erfahren, wie ausgeliefert Kalle-Arsch-XY ist, sobald er seine Menschenrechte wegen irgendeines Deliktes als Pfand bei womöglich viel größeren Verbrechern eingebüßt hat.

Das Verfahren ist eingestellt, vergessen Sie’s! (im Original tatsächlich kaum weniger umständlich betitelt, das geht sicher schmissiger) erreicht insgesamt nicht ganz die Qualität von Damiani-Perlen wie Der Tag der Eule oder Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert. Dafür ist er manchmal etwas zu plakativ, ein wenig marktschreierisch veranlagt und bedient ohne Frage auch diverse Klischees. Bei besagten Vergleichswerken war der Regisseur/Autor subversiver, was deren Klasse im Besonderen ausmachte. Hier ist er fast an der Grenze zur Überzeichnung, speziell in der ersten Hälfte, da wird eben dezent zu dick aufgetragen. Seine Wirkung erzielt der Film natürlich trotzdem und am Ende ist der Unterschied fast schon wieder vergessen. Neben dem durchgehend aufopferungsvoll agierenden Franco Nero überzeugt speziell die letzte halbe Stunde des Films, in dem Damiani den Finger wieder geschickt und trotzdem schmerzhaft direkt in die offene Wunde bohrt, das es unverkennbar eine SEINER Arbeiten mit voller Inbrunst ist. Ein Mensch wächst und verödet mit und an den Umständen, die oft konträr sind zu seinem eigenen Wohlfühlfaktor. Ob er standhaft bleibt, auch in besseren Zeiten, das macht einen gesunden Charakter aus.

„Wie heißt es: Ende gut, alles gut. Vergessen Sie’s!“

Fazit

Trotz kleinerer Schwächen ein typischer Damiano-Film, der mit knackigen Genre-Qualitäten eigentlich einen ernüchternden, zynischen Schadensbericht abliefert, der zum Nachdenken anregen soll. Das er diesmal an einigen Stellen zu grobschlächtig auftischt mag auch dem purem Enthusiasmus für die Sache geschuldet sein, das kann schon mal passieren. Wenn man sich gleichzeitig auf dem Niveau wieder fängt und alles ausklinken lässt, wird das Handwerk eindeutig beherrscht.

Kritik: Jacko Kunze

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