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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

1941: Der deutsche Offizier Werner von Ebrennac wird während der deutschen Besatzung bei einer französischen Familien einquartiert. Der ältere Herr und seine Nichte sagen als Zeichen der Ablehnung kein Wort. Trotzdem erzählt in den beiden in unzähligen Monologen jeden Abend etwas von seinen Wünschen, Ansichten und Anerkennung der französischen Kultur. Doch die ist dem Untergang geweiht…

Kritik

Deutschland und Frankreich. Die Beziehung beider Mächte im Zentrum Europas war seit jeher schwierig, zumeist eher auf Konflikt als auf Verbrüderung ausgelegt. Voller Vorurteile, Missgunst und Verbitterung, Prozesse, die ihren grausamen Höhepunkt nicht zuletzt in Form beider Weltkriege gefunden haben. Gleich zu Beginn macht Regisseur Jean-Pierre Melville (Vier im roten Kreis) darauf aufmerksam, dass sein Film Das Schweigen des Meeres keinesfalls den immensen Kraftakt bewältigen kann, die beidseitig vorherrschenden Ressentiments aufzubrechen, gar zu besänftigen. Der eigenen Bescheidenheit zum Trotz, ist Das Schweigen des Meeres aus zweierlei Sicht relevant. Zum einen, weil er 1947 natürlich genau am Puls der Zeit angesetzt hat und zum anderen, weil die dem Film zugrundeliegende Novelle in Frankreich Kultstatus besitzt.

Einen nicht unumstrittenen Kultstatus, denn 1942, im Jahre ihrer heimlichen Veröffentlichung, wurden immer wieder Stimmen laut, die darin eine Provokation von Seiten der Nazis sahen. Die Geschichte setzt zwischen den Jahren 1940 und 1941 an, erzählt von einem deutschen Offizier in Frankreich, der im Haus eines älteren Mannes und dessen Nichte einquartiert wird. Obwohl die beiden nicht ein einziges Wort an den Deutschen richten, bleibt dieser anständig, höflich und offenbart sich in zahlreichen Monologen als großer Anhänger der französischen Kultur. In Anbetracht seines Entstehungszeitraums also ein überaus liberales und geradezu programmatisches Werk, dessen Wichtigkeit bereits damals im französischen Widerstand gewürdigt wurde.

Auch Melville ist sich dieser Tragweite bewusst und so beginnt er seinen Film mit einer Szene, die so auch aus einem seiner Gangsterfilme stammen könnte. Zwei Männer begegnen sich auf der Straße, der eine übergibt ohne jeglichen Hauch einer Regung einen Koffer an den anderen, der wiederum so tut, als kenne er diesen gar nicht. Eine klassische Übergabe, was sich unter Hemden, Hosen und Zeitungen jedoch verbirgt ist weder Geld noch Rauschgift, sondern ein simples Büchlein. Eine Ausgabe von Das Schweigen des Meeres, die der Mann daraufhin aufklappt und somit für den Zuschauer erst der richtige Film beginnt. Im ersten Drittel des Films erzeugt Melville dabei einige faszinierende Einstellungen, die sich beinahe wie Standbilder anfühlen und eine interessante Repräsentation dessen ergeben, was sich während des Leseprozesses im Kopf des Konsumenten abspielt.

Mit voice-over Narration und ruhigen schwarz-weiß Bildern versucht er indes die Vorlage möglichst getreu einzufangen. Ein Unterfangen, welches ihm zwar gelingt, ihn im Umkehrschluss jedoch auch sklavisch an bestimmte Strukturen bindet, die nicht im Wesen des Mediums verankert sind. Gerade der zu Beginn aufkeimende Ansatz verflüchtigt sich zusehends, muss einer statischen Flut an Monologen weichen, in denen nur wenig Gebrauch von filmischen Mittel genommen wird. Es ist der Vorlage, den feinen Nuancen dieser Monologe, zu verdanken, dass Das Schweiges des Meeres trotzdem ein gelungener Film geworden ist. In stillem Rebellentum huldigt er dem französischen Widerstand, schafft es aber gleichsam das deutsche Militär als emotional greifbare Entitäten abzubilden. Das Schweigen des Meeres macht Hoffnung, wenn auch nur in Form eines leise genuschelten Adieus.

Fazit

„Das Schweigen des Meeres“ nimmt sein Dasein als Literaturverfilmung äußerst ernst und agiert nicht nur weitestgehend werkgetreu, sondern nähert sich diesem formal auch auf interessante Weiße an. Gerade zu Beginn erzeugt Melville Bilder, die in ihrer Statik, Ruhe und Detailvielfalt an jene Abbilder erinnern, die sich auch während des Lesens in unseren Köpfen manifestieren. Mit zunehmender Laufzeit verfällt der Film jedoch in eine aufdringliche Monologlastigkeit, die das Potential des Mediums nur sehr bedingt ausnutzt.

Kritik: Dominic Hochholzer

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