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Inhalt

Bruno (Vincent Cassel) und Malik (Reda Kateb) sind nicht nur beste Freunde, sie haben auch einen ähnlichen Job: Beide sind aufopferungsvolle Helden des Alltags und arbeiten in Einrichtungen, in denen Jugendliche mit Autismus betreut werden.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Es ist ein unhaltbares Paradoxon, wenn in Wohlstandsgesellschaften das Wesentliche aufgrund finanzieller Interessen nicht gewährleistet werden kann. Besonders schwer zu tragen kommen diese strukturellen Probleme in Gesundheits- und Pflegesystemen, durch die besonders Bedürftige regelrecht hindurchfallen. Alles außer gewöhnlich setzt sich anhand eines Fallbeispiels mit einem derartigen Paradoxon auseinander: Wer starke Fürsorge aufgrund einer Autismus-Erkrankung benötigt, hat (vielerorts, aber in diesem Fall in Frankreich) schlechte Karten, da die meisten Einrichtungen sich keine guten Profitchancen versprechen bzw. zu wenig Personal für eine ordentliche Behandlung haben. Das führt zur Entstehung von Gesetzüberschreitungen, weil sich nicht lizensierte Einrichtungen bilden, die sich diesen Fällen annehmen. 

Bruno (Vincent Kassel, Die Welt gehört Dir) und sein enger Freund Malik (Reda Kateb, Grenzenlos) sind in solchen Non-Profit-Organisationen tätig. Bruno leitet eine Einrichtung, die sich um eine Vielzahl an Kindern mit starkem Autismus kümmert und sorgt sich gleichzeitig um ehemalige Patienten, die ihm besonders nahe stehen. Malik arbeitet für eine andere Einrichtung als Erzieher und führt dort neue Mitarbeiter ein. Der Alltag beider besteht aus unzähligen Anrufen und Notfällen - Ruhe kehrt nie ein. Den Stresspegel hebt letztlich auch das zuständige Ministerium, das prüfen möchte, ob die Einrichtungen nicht geschlossen werden müssen. Damit arbeitet das Team rundum Olivier Nakache und Eric Toledano, die zuletzt mit Ziemlich beste Freunde große Erfolge feierten, ein Feld der Ambivalenzen auf, das sich zwischen Rechtsstaatlichkeit, Profit, Organisation und Notwendigkeit spannt. 

Alles außer gewöhnlich lässt sich trotz seines deutlich tragischeren Tons in eine Reihe mit den Vorgängerfilmen Ziemlich beste Freunde und Heute bin ich Samba einfügen, denn die Zutaten bleiben die gleichen: Ein sozialkritisches Thema wird  in emotional bekömmlichen Portionen serviert, was sich letztlich eher zugunsten des Zuschauers, der mit einem wohlig warmen Gefühl im Bauch entlassen wird, als zugunsten des eigentlichen Themas bermerkbar macht. Man sollte dem Regie-Team die besten Intentionen unterstellen und muss dennoch konstatieren, dass es sich bei den beiden Vorgängerfilmen um anbidernde Werke handelt, wobei Ersterer geschickt und Letzterer eher plump emotionalisiert. Das neue Werk des erfolgreichen Regie-Duos geht in eine ähnliche Richtung, mutet diesmal jedoch  etwas mutiger und vor allem investigativer an: Während Ziemlich beste Freunde und Heute bin ich Samba bekannte Themenkomplexe behandeln, möchte dieser Film ein viel zu unbekanntes Problem einer breiten Öffentlichkeit offenbaren. 

Alleine dafür ist das Werk zu loben und dafür wird es wohl geliebt werden, auch wenn es bei eingänglicher Betrachtung über weite Strecken misslungen ist. Nakache und Toledano kommen nicht davon los, Szenen aufs Stärkste zu dramatisieren und zu emotionalisieren. Dabei könnten viele Momente für sich stehen und eine deutlich einnehmendere Stimmung verursachen, wenn man ihnen Luft zum Atmen gewähren würde. Die Momente, in denen das gelingt, erweisen sich als die eindrucksvollsten des gesamten Filmes. Gerade actionreichere Szenen erinnern währenddessen in ihrer Inszenierung an Bilder aus anderen Genres und wollen sich weder harmonisch ins Gesamtbild einordnen, noch einen interessanten Konventionsbruch erzeugen. Diese stetige Dramatisierung lässt in Kombination mit ein paar obligatorischen Schmunzlern weder eine ästhetische Vereinnahmung noch einen wirklichen Distanzgewinn zu, sondern ertränkt alles in seiner vermeintlichen Effektivität und Leichtigkeit. Die Wackelkamera-Effekte steuern dann noch ihren Teil bei und wollen uns regelrecht zurufen, wie authentisch und nah das Ganze doch ist.

Was man als Mittel zum Zweck - zum Bewusstwerden des strukturelle Problems - abtun könnte, erweist sich letztlich als problematisch: Kaum jemand unter den autistischen Kindern wird mit einer greifbaren Persönlichkeit ausgestattet und nicht auf seinen Tick reduziert, stattdessen erscheinen sie vorrangig als Instrumente des Filmes. Ähnlich steht es um die Protagonisten Bruno und Malik, denen es an Ecken und Kanten, an eigentlichem Tiefgang fehlt. So bleibt am Ende wenig Substanz: das Mittel wird zum Selbstzweck und der Zuschauer wird mit dem befriedigenden Gefühl, mit der Sichtung etwas "Gutes" getan zu haben, entlassen. Alles außer gewöhnlich ist damit sicherlich ein beachtenswerter Versuch, letztlich jedoch ein besserer Dienst am Zuschauer als am Thema selbst. 

Fazit

"Alles außer gewöhnlich" schenkt einem medial unterrepräsentiertem Thema eine Plattform, was lobenswert ist und weshalb dem Film - trotz aller Kritik - ein breites Publikum gegönnt sei. Leider krankt das Werk trotz eines Tonwechsels an denselben Schwächen wie die Vorfilme des Regie-Duos: Man versucht in einem solchen Maße zu emotionalisieren und gleichzeitig eine gewisse Leichtigkeit beizubehalten, dass man dem eigentlichen Gegenstand nicht mehr gerecht werden kann. Die Emotionen sind kein Mittel zum Zweck, sondern werden zum Selbstzweck, was spätestens auffällt, wenn man einen Blick auf die Charaktere riskiert. 

Kritik: Maximilian Knade

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