{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

Maxdome Amazon prime

Inhalt

Ein alkoholabhängiger Herumtreiber bekämpft seine Entzugserscheinungen und wird unterdessen zur Zielscheibe einiger psychotischer Rednecks und ihrer gestörten Sport-Spiele.

  • Ec8y6plhvkriunrddnnmxbs8e9z
  • Zebfudrgq935wswfyvbqbejfyac
Quelle: themoviedb.org

Kritik

Unkontrolliertes Zittern und ein verschwommenes Sichtfeld sind die Symptome, von denen Warren regelmäßig heimgesucht wird. Zumindest so lange, bis der vom Leben sichtlich in Mitleidenschaft gezogene Amerikaner wieder zur Schnapsflasche greift. Wie lange die Hauptfigur von Joe Dietschs und Louie Gibsons (einer der Söhne von Mel Gibson) gemeinsamer Regie- und Drehbucharbeit Happy Hunting schon Alkoholiker ist, lässt das Duo offen. Anhand der ersten Szenen ihres Films, in denen Warren nachts schweißgebadet hochschreckt und erst wieder beruhigt in den Schlaf zurückgleiten kann, sobald er einen kräftigen Schluck hochprozentigen Alkohol zu sich nimmt, lässt sich für den Zuschauer jedoch bereits erkennen, dass es um dessen persönliches Wohl mehr als schlecht bestellt ist.

Nachdem sich Warren aufgrund eines unglücklich verlaufenen Drogendeals, der blutig endet und zwei Leichen hinterlässt, auf die Flucht begibt und über die mexikanische Grenze gelangen will, wird er von Dietsch und Gibson einem besonders kalten Entzug ausgesetzt. In einer kleinen texanischen Kommune, die sich selbst Bedford Flats nennt, wird die Hauptfigur von den Bewohnern zum Opfer einer perversen Jagdzeremonie auserkoren, bei der Menschen die Beute darstellen. Ehe er realisiert, was die überwiegend degeneriert wirkenden Jäger mit ihm vorhaben, rennt Warren mit ein paar weiteren Opfern durch die schier endlose Weite der texanischen Wüste um sein Leben. Es dauert nicht lange, bis die ersten Kugeln durch die Luft auf sie zusaußen und andere Jäger voller Tötungseifer in Autos hinter ihnen herfahren.

Mit dicht inszenierten Einstellungen bildet das Regie-Duo abwechselnd die schummrigen Entzugserscheinungen ihres Protagonisten ab und bringt zugleich ein sich drastisch zuspitzendes Duell zwischen Mensch und Mensch in Stellung, das durch die flirrende Wüstenhitze bewusste Züge eines Neo-Westerns erhält. Die packende Geradlinigkeit, bei der Dietsch und Gibson ruhigen Thrill und durchaus harte Actionmomente, die selten zu explizit ausfallen, kombinieren, macht aus Happy Hunting ein packendes, recht kurzweiliges Stück Genrekino, das gelegentlich an die Schnörkellosigkeit derberer Reißer aus den 70er Jahren erinnert und auch so manche schwarzhumorige Überraschung parat hält.

Was den Streifen aber schließlich von ähnlich passablen Vertretern dieser Art Filme abhebt, sind die politisch brisanten Untertöne, mit denen die Regisseure ihr Werk nicht gerade subtil, aber dafür umso nachdrücklicher aufladen. Mit der Darstellung der Jagdkommune greifen Dietsch und Gibson das aktuell vorherrschende Klima eines Amerikas auf, in dem durch die Wahl von Donald Trump zum 45. US-Präsidenten vor allem die frustrierte, abgeschlagene Bevölkerung ländlicher Regionen in einen stärkeren öffentlichen Fokus gerückt ist. In Happy Hunting denkt das Regie-Duo die Mentalität dieser Bevölkerungsschicht auf ebenso erschreckende wie zynische Weise weiter. So erzählt der Film auch von gerne übergangenen, mitunter vergessenen Teilen Amerikas, die sich alte Traditionen und Bräuche, in diesem Fall die jährliche Jagdsaison, auf ihre ganz eigene Weise bewahren und weiterführen.

Mit einer spät gelieferten Begründung des lokalen Sheriffs, der die Motivation hinter der makaberen Menschenjagd erklären will, erweist sich der Streifen zusätzlich als bissig-böse Anekdote zum mehr als dürftigen Gesundheitssystem der USA, in der sich die Bewohner schließlich selbst derer entledigen, denen ihrer Meinung nach ansonsten ein langfristiges Martyrium bevorstehen würde. Zuletzt ist Happy Hunting neben den gesellschaftspolitischen Bezügen aber auch eine besonders diabolische Form des kalten Entzugs von Warren, der nach anfänglichem Ringen mit seinen inneren Dämonen feststellen muss, dass diese längst nach außen gekehrt wurden und ihn noch unmittelbarer heimsuchen. Die fieseste Pointe heben sich Dietsch und Gibson aber für einen Schluss auf, bei dem sich das ganze Ausmaß an unglücklicher Absurdität in einem geradezu manischen Lachanfall entladen darf, dem sich der Zuschauer am besten direkt anschließt, um den hier geschilderten Horror, der mitten aus der Gesellschaft selbst hervorbricht, zu kompensieren.

Fazit

In ihrem gemeinsamen Debüt als Regisseure und Drehbuchautoren orientieren sich Joe Dietsch und Louie Gibson an den geradlinigen, schnörkellosen Tugenden des Genrefilms der 70er, um eine kompromisslose Mischung aus Action, Thriller und Neo-Western zu kreieren, die mit packenden Spannungsmomenten aufwartet. Daneben reichert das Duo ihr Werk mit treffenden politischen Bezügen an und formt es zusätzlich als eindringliche Entzugsmetapher des Protagonisten. Hierdurch erweist sich "Happy Hunting" nicht nur als kompetente Genre-Fingerübung, sondern hebt sich wohltuend von ähnlichen, passablen Vertretern ab.

Kritik: Patrick Reinbott

Wird geladen...

×