{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Während der Unruhen in den Pariser Banlieues verüben ein paar Kleinkriminelle einen Banküberfall, bei dem jedoch einer von ihnen getötet wird. Die Gang, zu der auch die schwangere Yasmina gehört, muss fliehen und verabredet sich in einem schäbigen Gasthaus im Niemandsland an der belgischen Grenze. Doch was sie dort erwartet, ist die Hölle auf Erden: Sie sind in die Fänge einer degenerierten Nazi-Familie geraten, die nur auf frisches Blut für das Ausleben ihrer wahnwitzigen Machtfantasien wartet. Als Yasminas Freunde auf unbeschreiblich brutale Weise gefoltert und getötet werden, erwacht jedoch ihr Mutterinstinkt, um sich und ihr ungeborenes Kind zu retten. Ein blutiger, gnadenloser Kampf ums Überleben beginnt!
  • Pombrwfiuljpeizrvnekqvywrdt
  • Eylas0ll4uvtn2a4uiqrem3aypu
Quelle: themoviedb.org

Kritik

Auch wenn sie nur über einen recht überschaubaren Zeitraum geballt stattfand und nur eine Handvoll nennenswerter Beiträge zu bieten hatte: Die mit High Tension (2003) inoffiziell ausgerufene Welle der neuen, französischen Härte war wie die räudige Variante der Nouvelle Vague und für die Entwicklung des europäischen Genre-Kinos von beinah vergleichbarer Relevanz. Junge, unverbrauchte Filmemacher – alle sichtlich inspiriert vom US-Horror- und besonders Terrorfilm – preschten mit provokanten, expliziten, aber dafür erstaunlich hochwertig produzierten Arbeiten nach vorne und diktierten die Grenzen des europäischen Genrefilms neu. Frankreich wurde kurzzeitig zum El Dorado für brachiale, garstige Horrorfilme, die nicht dieses Independent-Garagen-und-Hinterhof-Flair mitbrachten und sich vom Phantastischen deutlich distanzierten. Monster, Kreaturen und Hexerei suchte man vergebens, der Terror basierte auf rein zwischenmenschlicher Grausamkeit. Oftmals mit einem psychologisch/traumatischen Hintergrund, wobei richtig differenzierte Auseinandersetzungen damit nicht erwartet werden sollten. (Ausschließlich) Unter diesen Bedingungen funktionierten High Tension, Inside oder Martyrs teilweise hervorragend und ähnliche lässt sich auch über Frontier(s), das Spielfilmdebüt von Xavier Gens (Hitman – Jeder stirbt allein), urteilen. Dass er (auf den ersten Blick) den wohl grobmotorischsten Beitrag der „Fab Four“ darstellt, lässt sich kaum abstreiten. Ebenso wie seine handfesten Qualitäten.

Unruhen und Ausschreitungen in Pariser Vororten, hauptsächlich zwischen gesellschaftlich weniger privilegierten Teens und Twens mit Migrationshintergrund und einer polizeistaatlich ausgerichteten und eher rechtsorientiert-konservativer Regierung bzw. deren Handlangern. Frontier(s) macht sich anfänglich das Bild zu Nutze, das damals allgegenwärtig auch durch unsere Medien geisterte. Soziale Unzufriedenheit und Schieflage mündet in Straßenschlachten und nicht mehr kontrollierbarer, beinah barbarischer Gewalt, die eben auch echte Verbrechen kaum noch von „gerechtfertigter“ Rebellion trennen lässt. In diesem Chaos, dieser Grauzone werden auch unsere Protagonisten vorgestellt. Sie sind in der Tat keine Demonstranten, sie haben gerade fette Beute gemacht und sind auf der Flucht. Landen dabei im vermeidlich sicheren Hinterland, im Grenzgebiet zu den Benelux Staaten. Dort, wo sich nicht mal Fuchs und Hase noch gute Nacht sagen, wird sie niemand schreien hören. Denn sie landen in den Fängen einer auf arische Werte und Blutreinheit bedachten Sippschaft, die im Mangel an Alternativen den eigenen Regelkatalog auch bereit ist zu beugen – wie wir es von solchen Menschen kennen -, um den Fortbestand der eigenen Herrenrasse zu gewährleisten.

Frontier(s) erscheint zunächst wie ein unüberlegter oder sogar ausbeuterisch anmutender Stilbruch, indem er ein aktuelles, ganz greifbares und brisantes Szenario plötzlich nicht nur in einen klassischen Backwood-Horror verlagert, sondern diesen auch durch groteske Naziploitation-Anleihen sogar noch weitergehend dekonstruiert. Dahinter scheint aber tatsächlich ein bewusstes Konzept zu stehen, auch wenn es sicherlich nicht sonderlich elegant oder subversiv verwendet wird. Die ganz reale, alltägliche und nicht zuletzt auch politische wie ideologische stattfindende Gewalt aus dem Herzen von Frankreich findet so auch im vergessenen Grenzgebiet statt – nur eben auf bäuerliche, degenerierte und nicht nur in der Zeit, sondern in jeglicher Entwicklung stehengebliebene Weise. Unübersehbar inspiriert und mit deutlichen Referenzen an große US-Klassiker, insbesondere natürlich Blutgericht in Texas, hat dieser Film zwischenzeitlich mit nicht ausblendbaren Problemen zu kämpfen. Für eine wirklich verstörenden Terrorfilm – oder gar ein sozio-politisches Statement – ist er zu grotesk veranlagt, bzw. bekommt die Gratwanderung zwischen Satire und tollwütigem Raubtier nicht exakt genug platziert. Auf der anderen Seite wieder zu verbissen, wenn er genau dann durch seine skurrilen Elemente sich selber cleverer reflektieren könnte. Das ist bedauerlich und sogar etwas tollpatschig, gerade weil die Intention und die damit einhergehende Parabel über aus dem Ruder laufenden Zustände deutlich zu erkennen sind. Der intensive und beeindruckende Showdown lässt dafür Taten sprechen. Final endet alles in einem Kriegsgebiet, in Paris wie auf dem echten Schlachthof. Nur die Wahl der Waffen ist der Situation angepasst.

Fazit

Handwerklich erstklassig vorgetragen kann „Frontier(s)“ durch seine oft brachialen, aber eben auch ästhetischen Schauwerte vollständig überzeugen, streitbar bleibt er sicherlich eben durch seinen Voyeurismus und seine wenig konstante Auslegung. Subtil ist der Film keinesfalls, fühlt sich wohler im ungestümen Frontalmodus. Was ihn plumper erscheinen lässt, als er eigentlich ist. Xavier Gens gelingt nämlich eine stilechte Hommage an den klassischen Backwood-Terrorfilm, der sich die Freiheit herausnimmt, die aktuelle, politische Lage gnadenlos zu überspitzen. Elegant ist das nicht, aber interessant. Hat wirklich beeindruckende Momente, da zittert man unweigerlich mit. Übrigens: Auf dem deutschen Markt existieren drei offizielle Schnittfassungen. FSK: 18 ist unschaubar, selbst die SPIO-Fassung wurde noch gnadenlos gekürzt. Nur die Importversion aus dem deutschsprachigen Ausland ist akzeptabel.

Kritik: Jacko Kunze

Wird geladen...

×