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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Ryu ist eine Einzelgängerin, deren zerbrechlich-schöne Erscheinung im krassen Gegensatz zu ihrem Doppelleben steht: sie arbeitet nicht nur nachts auf Tokios Fischmarkt, sondern nimmt gelegentlich auch Aufträge als Profikillerin an. Eines Tages wendet sich der Assistent des mächtigen Geschäftsmanns Mr. Nagara mit einem neuen Auftrag an Ryu. Nagaras Tochter Midori hat sich vor kurzem das Leben genommen. Die Schuld an Midoris Tod gibt der Vater ihrem Geliebtem, dem spanischen Weinhändler David. Doch statt David wie vereinbart aus dem Weg zu räumen, lässt Ryu sich auf eine leidenschaftliche Affäre mit dem Fremden ein. Ein Toningenieur, beseelt von den Klängen Tokios und fasziniert von der geheimnisvollen Ryu, wird Zeuge einer Liebesgeschichte, die jenseits aller Regeln ihren tragischen...

Kritik

In Isabel Coixets Neo-Noir-Tokio werden feine Fischgerichte und Rache kalt serviert. Sushi liegt auf einem nackten Frauenleib, erschossene Anzugträger liegen in ihrem Blut. Angerichtet hat beides die verschlossene Ryu (Rinko Kikuchi). Wenn Ryu nicht als Auftragskillerin engagiert ist, arbeitet sie auf dem Fischmarkt. Der Salzgeruch des Meers vermischt sich mit Maschinengestank vermischt, Reinheit vermischt sich mit Schmutz. Subtiler funktionieren die Metaphern bei Coixet nicht. Ryus zartes Äußeres täuscht über die Kühle hinweg, mit der sie ihre Mordaufträge erledigt. Aber menschliches Blut lässt sich nicht so leicht abwaschen wie das der Fische. Doch Isabel Coixets stilisierte Bilder erzählen von mehr als der abgenutzten Geschichte vom geläuterten Verbrecher. Begleitet von melancholischer Musik erzählt ihre Komposition aus Thriller und Liebesdrama von Sehnsucht und Isolation. 

Mit der kühlen Präzision, mit der Ryu die Meerestiere zerteilt, eliminiert sie als professionelle Killerin ihre Opfer. Zu ihren Aufgaben zählen auch das Entsorgen der Abfälle auf dem Mark und das Reinigen des Tatorts nach einem Mord. In doppelter Hinsicht erledigt Ryu die Drecksarbeit für Männer wie den Geschäftsmann Mr. Nagara (Takeo Nakahara). Er ist eben jener mächtige Konzernchef, der einer europäischen Delegation in einer Szene das extravagante Business-Dinner auf einem Frauenkörper serviert. Seine professionelle Fassade bröckelt, als sein Assistent Ishida (Hideo Sakaki) ihm vom Selbstmord von Nagaras Tochter Midori berichtet. Auf der Suche nach einem Schuldigen findet Nagara den Spanier David (Sergi Lopez), der Midoris Liebe enttäuschte. Doch Ryu verfällt David, mit dem sie eine neue Welt der Liebe und Lust erschließt. Dazu kommt der stille Begleiter der liebesbedürftige Killerin, ein gealterter Tontechniker (Min Tanaka), der in den Straßen das titelgebende Klangdiagramm aufnimmt. Diese Melodie begleitet Ryus Tanz in den Abgrund. Unterschwellig verweist die filmische Symbolsprache auf die unerfüllte Sehnsucht nach Nähe in einer in Gesten erstarrten Gesellschaft. 

Die hinter ihrer Maskenhaftigkeit sensiblen Filmfrauen Ryu und Midori sind die ersten Opfer dieser Objektivierung, für die am deutlichsten das namenlose Modell bei dem abgeschmackten Sushi-Dinner steht. Einzig der greise Tontechniker, zugleich der Erzähler der Geschichte, hat sich ein Gespür für emotionale Nuancen bewahrt. Doch seine Empathie erhält er sich nur zum Preis der Abschottung gegen die verrohte Außenwelt. Er lebt in seinem eigenen kleinen Klangkosmos und auch die Protagonistin würde scheinbar nur zu gern in eine andere Welt entfliehen. Während Ryu viele Aliasnamen hat, bleibt der Tontechniker völlig ohne Namen. Die aus der Vogelperspektive gefilmten Nachtaufnahmen Tokios begleitet ein geheimnisvolles Klangpanorama. Bei der Darstellung der Tonmagie und der reichlich konstruierten Affäre zwischen Ryu und David, sparrt Coixet nicht mit schwülstigen Allegorien. Die erhoffte Geborgenheit an Davids Seite erweist sich für Ryu als trügerisch. David lebt lediglich seine Triebe aus und opfert ihnen skrupellos erst Midori, dann Ryu.

Fazit

Der Noir-Thriller besticht durch seine visuelle und melodische Ausdrucksstärke, bleibt dramaturgisch jedoch hinter den Erwartungen zurück. Coixets Figuren lösen sich nicht von den Pulp-Klischees, die sie offenbar inspirierten. So bleibt das Drama eine überaus elegante, doch letztlich schale Stilübung.

Kritik: Lida Bach

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