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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Sergeant-Major Wilson hat das Sagen in einem britischen Strafgefangenenlager in Ägypten während des Zweiten Weltkriegs. Dort werden jedoch keine Kriegsgefangenen, sondern Männer aus den eigenen Reihen wegen drastischer Verfehlungen diszipliniert. Besondere Aufmerksamkeit wird einer Gruppe von fünf Neuankömmlingen zu Teil, zu denen auch der degradierte Sergeant-Major Roberts gehört. Wilson überlässt seiner rechten Hand Williams die Züchtigung der Männer, was in einem tragischen Zwischenfall mündet.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Trotz einiger Durststrecken, die Karriere von Sidney Lumet ist schier beeindruckend. Wer mit einem Jahrhundertwerk wie Die Zwölf Geschworenen sein Leinwanddebüt als Regisseur feiert, dem steht entweder eine große Zukunft oder ein tiefer Fall bevor. Letzteres blieb ihm gottlob erspart. Bis zu seinem Tode im Jahr 2011 folgten etliche Meisterwerke wie Serpico, Hundstage, Network, Equus – Blinde Pferde, Prince of the City oder Tödliche Entscheidungen – Bevor the Devil Knows You’re Dead. Zu oft übersehen wird dabei das aufrüttelnde Antikriegsdrama The Hill, das in Deutschland leider mit so einem irreführenden Titel wie Ein Haufen toller Hunde (alternativ auch mal die bessere Variante Hügel der verlorenen Männer) versehen wurde, was eher nach amüsanter Action-Sause klingt.

Der titelgebende Hügel türmt sich auf inmitten eines britischen Straflagers in Nordafrika. Es ist 1942, der Zweite Weltkrieg ist in seiner ganz heißen und entscheidenden Phase. Doch anstatt alle Energie in den Kampf gegen die Nazis zu investieren, dient diese Einrichtung der Bestrafung, Disziplinierung und im Idealfall „Rehabilitierung“ von britischen Soldaten, die sich ungebührlich verhalten haben. Obgleich er eigentlich nicht das Oberkommando besitzt, in der praktisch ständigen Abwesenheit des eigentlichen Lagerleiters übernimmt Sergeant-Major Wilson (Harry Andrews, Tod auf dem Nil) nur zu gerne die Rolle des linientreuen Halbgottes. Seine liebste Spielwiese: Besagter Hügel. Ein von Gefangenen aufgeschütteter Parkour, über den aufsässige Insassen unter sengender Sonne bis zur völligen Erschöpfung gescheucht werden. Ein frisch angeliefertes Quintett wird diesen sehr schnell nur zu gut kennen lernen. Sie alle hatten vorher nichts miteinander zu tun, sind aus völlig verschiedenen Gründen hier und passen eigentlich auch gar nicht zusammen: Befehlsverweigerern, Deserteuren, Dieben, Hehler. Und dann wäre da noch der sich einst ebenfalls im Rang eines Sergeant-Majors befindliche Roberts (Sean Connery, Der Wind und der Löwe), der seinen Vorgesetzten niedergeschlagen hat. Wilson würde speziell den respektlosen Roberts nur zu gerne selbst in die Mangel nehmen, für die Drecksarbeit hat er aber seine Handlanger. In vorderster Front des sadistischen Sergeant Williams (Ian Hendry, Jack rechnet ab), der die unfreiwilligen Zellengenossen extrem hart rannimmt.

Ein Haufen toller Hunde durchläuft eine erstaunlich straffe, aber sehr konsequente Entwicklung. Mag der Ton anfangs trotz des unbequemen Settings und des offen vorgetragenen, verachtenden Menschenbild noch relativ heiter, satirisch und schnippisch daherkommen, wird er genauso gebrochen und strapaziert wie die drangsalierten Figuren. Wird zu Beginn eher die Absurdität dieser gesamten Einrichtung wie deren unmenschlichen Methoden mit einer sarkastischen Note bloßgestellt – fast schon vergleichbar mit Einer flog über das Kuckucksnest -, wird daraus mit fortlaufender Zeit ein sowohl fesselndes und höchst intensives Beinah-Kammerspiel (was Lumet ja nachweißlich perfekt beherrscht), das einen flammenden Appell gegen den Irrsinn veralteter, militärischer Hierarchien, Machtmissbrauch, Willkür und blinden Gehorsam wider besseren (Ge)Wissen bereithält. Dem es gelingt durch eine beeindruckende Inszenierung, ein extrem starkes Ensemble und der unbeirrten Demaskierung von sinnloser, selbsterschaffener Grausamkeit die Natur des Menschen erschreckend bloßzustellen. Womit sich der Film keinesfalls hinter viel prominenteren Beispielen wie etwa Kubrick’s Wege zu Ruhm zu verstecken braucht.

Fazit

Ein weiteres Meisterwerk von Sidney Lumet. Von dem absurden deutschen Titel „Ein Haufen toller Hunde“ bitte nicht verwirren oder gar abschrecken lassen. Ein emotionales, bewegendes und teilweise erschütterndes Anti-Kriegs-Drama, das keine Kampfhandlungen braucht. Denn die Sinnlosigkeit von Krieg per se steht gar nicht zur Debatte. Mehr, was daraus von Wildwüchsen hervorgehen, die nicht weniger menschenverachtend und sadistisch sind. Und sogar noch wesentlich unnötiger. Wenn wir schon nicht den Feind bekämpfen dürfen, lassen wir unsere Profilneurosen lieber in den eigenen Reihen eskalieren. So schrecklich wie beschämend.

Kritik: Jacko Kunze

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