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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

In einer Beziehungs- und Lebenskrise steckend, flieht der Berliner Szenejournalist Paul Jensen (Moritz Bleibtreu) nach Moskau, um beim russischen Boulevard-Magazin seines Mentors Alexej Onjegin (Rade Serbedzija) für frischen Wind zu sorgen. Der Klatsch um die Schönen und Reichen Russlands sind sein Métier und Paul verhilft dem Blatt mit Leichtigkeit zu neuem Glanz und höherer Auflage. Alles scheint wieder in Ordnung, sein Leben gleicht einer einzigen Party.

Kritik

Nachdem er schon ein Rudel femininer Vampire ihren Blutdurst in den Straßen Berlins stillen ließ, versucht Dennis Gansel („Die Welle“) erneut, das deutsche Sorgenkind Genrefilm zum Leben zu erwecken. „Versucht“ ist leider das richtige Wort. Schon „Wir sind die Nacht“ war mehr gewollt als gekonnt, überzeugte in erster Linie durch seinen technischen Aspekt. Erzählerisch orientierte sich der Film zu sehr an großen Vorbildern, kopierte mehr als selbst zu kreieren und verriet sich und seine ursprünglich als emanzipiert ausgelegten Figuren (ungewollt) selbst durch seinen missratenen Schlussspurt. Dennoch, sein Horrorfilmgehversuch hatte seine Momente.

Mit „Die vierte Macht“ sollte nun der politische Verschwörungsthriller auf die große Leinwand gebracht werden. Ein deutscher Journalist (wie immer präsent und überzeugend: Moritz Bleibtreu, „Nicht mein Tag“) heuert in Moskau bei einem Boulevard-Magazin an, für die einst auch sein verstorbener Vater tätig war. Erst wird er Zeuge eines auf offener Straße vollzogenen Mordes an einem Regime-kritischen Kollegen, dann wird er auch noch für die angebliche Beteiligung an einem Terroranschlag inhaftiert und stößt dabei auf ein Komplott, dem schon sein Vater auf der Spur war. Ambitioniert ist Gansel mit seinem Film auf alle Fälle, mal wieder ist das von der reinen Präsentation gar nicht schlecht und allein für sein Vorhaben, nicht bei dem typisch-deutschen Beziehungs-Klamotten-Muff seiner prominenten Kollegen mitmachen zu wollen, muss ihm ein gewisses Maß an Respekt zugesprochen werden. Gelungen ist der Film trotz alledem kaum. Erneut mangelt es nicht nur Eigenständigkeit, „Die vierte Macht“ lässt besonders eine klare Linie vermissen, wirft zu viel halbgar zusammen und ist weder ein wirklich kritisch-aufrüttelnder Politthriller, noch ein rasanter Reißer, der seine Geschichte nur als Aufhänger für einen geradlinigen Spannungsfilm benutzt.

In Mütterchen Russland läuft nicht alles rund, dürfte kein großes Geheimnis sein. Statt sich konkret und mutig einem tatsächlichen Fall zu widmen, entwirft Gansel ein fiktives Szenario mit realen Anleihen. Für wirklich politisch relevantes Kino, wie es beispielsweise in den 70ern en vogue war, ist das alles zu konstruiert und mit der heißen Nadel zusammengestrickt. Mal was im SPIEGEL oder der Tagesschau aufgeschnappt, fleißig dazu gedichtet, fertig ist der Plot. Könnte relativ egal sein, wenn Spannung und Tempo angemessen wären. Zunächst braucht der Film schlicht zu lange, um in Fahrt zu kommen und holpert auch dann mehrfach vor sich hin. Ein echter Erzählfluss oder packende Dynamik mag nicht entstehen, obwohl diverse Einzelmomente in Form von Actionszenen durchaus vernünftig umgesetzt wurden. Schon wieder stellt sich das Gefühl ein, dass Gansel zu viel wollte oder eher auf Nummer sicher geht. Mal das russische System kritisch hinterfragen, mal etwas auf Hollywood-Thriller Made in Germany machen, um am Ende noch eine völlig unpassende und aufgesetzte Vater/Sohn-Thematik mit einzubauen. Der Karl-Marx-Code, oder so ähnlich. Nee, das funktioniert hinten und vorne nicht.

Von mangelnder Glaubwürdigkeit und herben Logikschnitzern mal ganz zu schweigen, ein dickes Ei legt sich Gansel dann auch noch unnötig selbst ins Nest. Warum dreht er seinen Film ursprünglich auf Englisch, um ihn dann nachträglich zu synchronisieren? Klar, dadurch lässt sich mit einem internationalen Cast sicher einfacher arbeiten und das Produkt eventuell noch besser im Ausland verkaufen, nur so wirkt hier einiges total neben der Spur. Es grenzt so schon an völligen Blödsinn, dass ein deutscher Journalist ohne Sprachkenntnisse einen Job bei einer großen, russischen Zeitung bekommt, auch wenn er vielleicht fließend Englisch spricht. Was ein Glück, dass alle wichtigen Personen (inklusive inhaftierter, tschetschenischer Terroristen, die das eindeutig nicht in der Schule gelernt haben) sich prima mit ihm verständigen können. Hört man das Ganze auf Deutsch, klingt es noch merkwürdiger. Dabei arbeitet der Film in den russischen Dialogpassagen mit Untertiteln, warum nicht konsequent diese Schiene fahren? Das wird sich dann wieder nicht getraut, man will ja ein breites Publikum ansprechen, gleichzeitig aber wohl ein wenig wichtig sein. Naja. Im Endeffekt ist das so aufrüttelnd und investigativ wie die „BILD am Sonntag“ und hat in etwa die gleiche Haltbarkeit.

Fazit

Recht ansprechend inszenierte, gleichzeitig ungeschickte Verwurstung von Politthriller und Popcornkino, ohne sinnvolle Struktur. Dennis Gansel schielt abermals auf Hollywood und gibt sich sichtlich Mühe, begeht dabei leider zu viele Fehler, verliert sich in Klischees und schafft es nicht, dem Film einen klaren Stempel aufzudrücken.

Kritik: Jacko Kunze

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