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Beverly und Elliot Mantle sind als eineiige Zwillinge nicht nur in ihrem Beruf als Gynäkologen, sondern auch bei der Damenwelt durchaus erfolgreich. Bis ihr buchstäblich doppeltes Spiel bei Schauspielerin Claire auffliegt und ihre Zurückweisung vor allem beim schwer sensiblen Beverly tiefe Spuren hinterlässt. Um sie für sich zu gewinnen, beginnt er einen Abnabelungsprozess von seinem Bruder, der bald schon grauenhafte physische Züge annimmt...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

In jedem der von David Cronenberg (A History of Violence) mit höchster Eleganz arrangierten Bildkompositionen dräut der Tod. Hat man sich bereits mit dem Schaffen des kanadischen Meisterregisseurs vor Die Unzertrennlichen auseinandergesetzt, mit Filmen wie Rabid, Videodrome oder Die Fliege, dann weiß man, dass der Tod selbst nicht als von außen eintretende Gefahr in Erscheinung tritt, sondern mit der ersten Szene unaufhaltsam in den Charakteren heranwächst: Die Unzertrennlichen ist erneut ein typischer Cronenberg, auch hier beschreibt der virtuose Filmemacher das Gedeihen des Ablebens. Auf die entscheidende Frage, wie sich der Tod präsentiert; wie er sich im Laufe der Spielfilmdauer an die Oberfläche stülpt, wird jedoch immerzu mit neuen Möglichkeiten beantwortet. Im Falle von Die Unzertrennlichen werden wir Zeuge einer innerseelischen (Doppel-)Verwesung.

Inspiriert vom Todesfall der Zwillinge Cyril und Stewart Marcus, deren leblose, zusehends vermodernde Körper 1975 im Schlafzimmer ihrer Luxuswohnung inmitten von Müll, Tablettenschachteln und Schnapsflaschen gefunden wurden, rückt Die Unzertrennlichen das eineiige Zwillingsgespann Beverly und Elliot Mantle (beide gespielt von Jeremy Irons, Batman v Superman: Dawn of Justice) in das Zentrum. Ihr erster Auftritt, beide noch im zarten Jugendalter, zeigt sich bereits von symptomatischer Natur für das Wesen der später zu angesehenen Gynäkologen avancierenden Brüder, wenn diese im Dialog miteinander feststellen: Die Menschen brauchen Sex, weil sie nicht im Wasser leben. Sie befruchten sich nicht über das Wasser, sie legen keine Eier. Die intimste Übereinkunft zweier Personen klingt hier wie ein Vorwurf, eine Bürde, die die Zwillinge zu dem gemacht hat, was sie sind: Unzertrennlich.

Im Erwachsenenalter, nach ihrem mit Auszeichnung abgeschlossenen Studium, widmen sich Beverly und Elliot weitergehend der wissenschaftlichen Forschung. Ihr Fachbereich: Weibliche Mutationen. Warum die beiden Männer genau darin ihre berufliche Profession gefunden haben, scheint fast schon zu überdeutlich auf der Hand zu liegen: Natürlich wollen sie ihrem Ursprung auf den Grund gehen. Sie entwickeln ihr eigenes medizinisches Werkzeug, welches sie einst zu den führenden Klinikern der Staaten erhoben hat. Der analytische Anspruch allerdings verblasst nach und nach, das Werkzeug wird zum Folterinstrument, die Antworten bleiben aus. Cronenberg zeigt den Einsatz dieser aus Stahl und Gold geschmiedeten (Horror-)Konstruktionen nicht in expliziten Aufnahmen. Muss er letzten Endes auch nicht. Seine Vita hat uns bereits zahlreich vor Augen geführt, welche Deformationen der menschliche Körper eingehen und was in ihm herangezüchtet werden kann.

Nein, Die Unzertrennlichen ist von Anfang an keine in einladenden, hoffnungsvollen Farben getauchte Seherfahrung, dafür ist die Architektur des nahezu in sich erstarrten Toronto zu klinisch, die Interieurs zu aspetisch, zu kalt, zu virulent in ihrer Leblosigkeit. Aber es ist ganz eindeutig eine Erfolgsgeschichte. Beverly und Elliot, die sich so ähnlich sehen, dass sie für ihre Umwelt längst zu einer Person verschmolzen sind, teilen sich die Wohnung, den beruflichen Erfolg, die Frauen. Elliot weiß, wie er sich artikulieren muss, genießt die Präsenz in der Öffentlichkeit, während Beverly mit den Frauen schläft, die Elliot erobert und im nächsten Schritt wiederum die wissenschaftlichen Siegeszüge ebnet, die Elliot ernten wird. Nachdem sich Beverly und Elliot abwechselnd mit einem Filmstar treffen, dieser aber auf das Spielchen aufmerksam wird, verdunkelt sich die Stimmung. Der Tod, der sich in jedem Bild eingenistet hat, kämpft sich durch das Innere der Zwillinge, die nicht siamesisch sind, sich aber siamesisch verhalten, an das in künstlichem Weiß gehaltene Tageslicht.

Die Unzertrennlichen ist dabei abseits seiner erschütternden Fragen um Menschlichkeit und Identität auch eine zutiefst tragische Abhandlung über die Qualen, die eine metaphysische Verbindung innerhalb zweier Menschen auslösen kann. Nachdem Beverly durch die Zurückweisung der Schauspielerin immer tiefer in die Tablettensucht stürzt, ist auch Elliot zwangsläufig dem Untergang geweiht. David Cronenberg trägt die zwischenmenschlichen Abhängigkeitsstrukturen der Zwillinge, die sich scheinbar auch Körper, Geist und Seele teilen und damit nie zu einer individuellen Balance in ihrem Leben finden konnte, Schicht für Schicht ab, bis sich all die Vernunft, all die Rationalität in Luft aufgelöst hat und nur noch die bittere Selbstaufgabe bleibt. Wer glaubt, die Hölle könnte nicht einfrieren, der sollte sich Die Unzertrennlichen zu Gemüte führen, in dem Cronenbergs New Flesh endgültig verseucht ist, weil die Seelengebäude bereits von Geburt an vergiftet wurden.

Fazit

Eines der großen Meisterwerke im Schaffen eines meisterhaften Filmemachers. David Cronenberg erfroscht mit "Die Unzertrennlichen" erneut die Verstrebungen von Körper, Seele und Geist und hat hier vermutlich mehr Body Horror denn je geschaffen, weil er wohl nie wieder in dieser Klarheit zum Ausdruck gebracht hat, wie ausgeliefert wir unserer äußeren Hülle sind – und wie extrem sich diese an unser seelisches Dasein anpasst (und umgekehrt). Exzellent gespielt, hochgradig herausfordernd, herausragend inszeniert. Eine beängstigende Sternstunde des Kinos.

Kritik: Pascal Reis

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