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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Jamie Conway ist ein Mann auf falschem Gleis. Nicht nur seine Frau hat ihn verlassen – den Job ist er auch los. Sein Freund Tad hat dafür eine feine Lösung: Das New Yorker Nachtleben, Frauen, Alkohol und Kokain. Nur: Auf jede Nacht folgt ein ernüchternder Morgen. Und da hat Jamie gewaltige Kopfschmerzen…

Kritik

In Das Geheimnis meines Erfolges verkörperte Michael J. Fox (Zurück in die Zukunft) einen erfolgshungrigen Karrieristen, dessen Lebensziel es schon immer gewesen ist, von den Wolkenkratzern der amerikanischen Metropolen endgültig verschlungen zu werden. Diese unangenehme Aufsteigerkomödie verwandelte sich zusehends zum feuchten Yuppietraum, stimmte ein Hohelied auf den beruflichen Kampfgeist an und konnte sich nur deswegen ins halbwegs Erträgliche retten, weil Hauptdarsteller Fox nun einmal ein echter Charmebolzen ist. Ein Jahr später folgte mit der Romanadaption Die grellen Lichter der Großstadt von James Bridges (Das China-Syndrom) die gleichermaßen bittere wie notwendige Antwort auf all die fadenscheinigen (Kapitalismus-)Werte, die Das Geheimnis meines Erfolges noch blindlings abzufeiern wusste. Es gibt keine Ambitionen mehr, sondern nur noch Kopfschmerzen; keine Optimierung, sondern nur noch Zerstreuung.

Jay McInerneys Buchvorlage, die im deutschen Verleih den Titel Ein starker Abgang trägt, gilt nicht nur als Schlüsselwerk der Yuppie-Generation, sondern auch als eine der beeindruckendsten Auseinandersetzungen mit der Stadt New York an und für sich. Natürlich kann eine filmische Umsetzung der stofflichen Dichte des literarischen Quellmaterials nicht umfänglich gerecht werden, Die grellen Lichter der Großstadt allerdings versteht es mit Bravour, ein Gefühl für den zerschlissenden Zeitgeist der 1980er Jahre einzufangen. Jamie Conway (Fox) hatte eigentlich den Traum, Schriftsteller zu werden. Nach dem Umzug vom ländlichen Kansas ins geschäftige Manhattan aber entglitt ihm mehr und mehr die Kontrolle: Seine Frau Amanda (Phoebe Cates, Gremlins) hat ihn verlassen, seinen Job in einer Zeitungsagentur hat er verloren und der Krebstod seiner Mutter (Dianne Wiest, Eine Wahnsinnsfamilie) verfolgt ihn auf Schritt und Tritt.

Wie soll man noch halbwegs aufrecht durch das Leben gehen können, wenn einem das Leben offenkundig beharrlich genau davon abhalten möchte? Die Antwort liegt für Jamie in russischem Kartoffelschnaps und bolivianischen Marschpulver begraben. Wodka und Kokain. Jeden Abend, bis die Augenlider flattern und die Nasenlöcher bluten. Die grellen Lichter der Großstadtportrait beschreibt eine Generation junger Menschen, die es vollends aufgegeben haben, einen Sinn in ihrer Existenz zu suchen und eine Möglichkeit für sich entdeckten, den Schmerz des Seins für einige Stunden vergessen zu machen. Wie ein Schatten seiner selbst irrlichtert Jamie immer wieder aufs Neue über die endlosen Straßen New Yorks, verfolgt von alptraumhaften Halluzinationen und fernab jeder Konzentration, um die nächsten zwei Stunden ohne Line auszukommen. James Bridges porträtiert über weite Strecken auf angenehm unmoralische Art und Weise, wie Jamie dabei ist, sich selbst zu Grunde zu richten.

Die grellen Lichter der Großstadt aber verliert sich in keiner exzessiven Abwärtsspirale, deren Ende nur der Tod Jamies bedeuten kann, sondern formuliert ebenso die Hoffnung, dass selbst in den dunkelsten Stunden eine minimale Chance auf Rettung besteht – und mag es nur das Gespräch mit einem Menschen sein, in dessen Gegenwart man sich zum ersten Mal nicht verstellen muss. Obgleich die letzten Minuten des Filmes ein Stück weit zu optimistisch ausfallen, wirkt Die grellen Lichter der Großstadt niemals harmonieheischend, bleibt die gesellschaftliche Bedrohung durch Rauschmittel doch immer gegenwärtig, auch wenn sie sich augenscheinlich für einen Moment zurückgezogen hat. Michael J. Fox liefert in der Hauptrolle indes die Performance seines Lebens und brilliert als psychisch zerrütteter Großstädter, der den Ritualen der Nachtwelt etwas zu viel Glauben entgegengebracht hat.

Fazit

Mit "Die grellen Lichter der Großstadt" liefert Regisseur James Bridges mit seinem letzten Film ein durchaus einnehmendes Porträt einer Generation, die hilflos gestrandet nach einer Möglichkeit sucht, sich über Wasser zu halten und dafür mehr und mehr im Exzess zwischen Alkohol und Kokain verfließt. Michael J. Fox liefert in der Hauptrolle seine möglich beste Karriereleistung ab, während Bridges versucht, das Geschehen ohne moralische Anklagen zu erzählen, am Ende aber immer noch den Funken Hoffnung aufbereitet. Ob er genutzt wird, ist eine andere Geschichte.

Kritik: Pascal Reis

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