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Inhalt

Der junge Yankee-Soldat Honus Gran (Peter Strauss) und die schöne Cresta Lee (Candice Bergen) sind die einzigen Überlebenden eines Überfalls der Cheyenne-Indianer auf einen Geldtransporter. Honus hasst die Indianer und hat für Cresta, die einst mit dem Häuptling der Cheyenne verheiratet war, nur Verachtung übrig. Cresta sieht das kriegstreiberische Verhalten der US-Kavallerie sehr kritisch und bringt dies offen zum Ausdruck. Als Honus verletzt wird, lässt Cresta ihn zurück, um Hilfe zu holen. Honus schlägt sich allein bis zum Fort durch und wird zum Feldzug gegen die Cheyenne eingesetzt. Er muss miterleben, wie seine geliebte Kavallerie sich des Völkermordes schuldig macht. Obwohl Häuptling Gefleckter Wolf den Soldaten mit einer weißen Fahne entgegenreitet, wird sein Stamm brutal niedergemetzelt.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der klassische US-Western war in seiner Hochphase zwischen den späten 30ern und frühen 60ern geprägt von unerschütterlichen Idealen. Grundlegende Elemente waren stets ein klar definiertes Gut/Böse-Schema, eine sehr einseitige Sicht auf den historischen wie sozialgesellschaftlichen Hintergrund und natürlich die Rollenverteilung der Geschlechter. Oftmals waren sie Loblieder auf Tugendhaftigkeit, Männlichkeit und Heldenmut in schweren Zeiten, die letztlich als das Fundament für die modernen Vereinigten Staaten von Amerika betrachtet werden sollten. Dass die Wahrheit über dieses meist barbarische und alles andere als von Gerechtigkeit definierte Zeitalter damit zu Gunsten der eigenen Absolution unter den Teppich gekehrt wurde, war dabei eigentlich ein offenes Geheimnis, über das dem häuslichen Frieden willen nur zu gerne der Mantel des Schweigens gelegt wurde. Lange ging diese Rechnung ja auch auf, nur das Kino änderte sich in den 60ern radikal und somit wurde vor allem die Säulen des amerikanischsten Genres überhaupt nahezu vollständig dem Erdboden gleich gemacht.

Bereits der schlagartig an Popularität gewinnende Italo-Western zerlegte diese Grundfesten, allerdings noch in einem selten um Seriosität bemühten Kontext. Mit seiner Affinität zur rohen Gewalt und gekennzeichnet durch einen erschütternden Nihilismus verachtete er schon die Werte der sauberen Heldensagen, blieb jedoch in der Regel reines Genre-Futter. Wie der ungepflegte, aber coole Cousin, der ungeladen zur Familienfeier kommt und plötzlich will niemand mehr der alten Lagerfeuergeschichten vom spießigen Großvater zuhören. Dies sorgte schon für einen gewaltigen Umschwung und in der Folge versuchten die immer seltener werdenden US-Western sich dem anzupassen. Werke wie Hängt ihn höher oder besonders The Wild Bunch – Sie kannten sein Gesetz hatten nur noch wenig gemein mit John Ford & Co., ohne das bisher Gezeigte jedoch ernsthaft zu hinterfragen. Sie passten sich an, waren stilistisch und inhaltlich aufregend, aber wohl kein Film war für das Genre so entlarvend und beinah nestbesudelnd wie Das Wiegenlied vom Totschlag von Ralph Nelson (Lilien auf dem Felde). Womit er sich nicht nur Freunde machte, um es vorsichtig auszudrücken.

Ab der ersten Minute ist Das Wiegenlied vom Totschlag anders - auf bekanntem Terrain. Es beginnt mit einem angespannten Warten. Nicht etwa wie bei dem berühmten Bahnhofs-Opener von Spiel mir das Lied vom Tod: Am Ende muss nur der Kompanieführer endlich vom Plumpsklo runter, damit die Überführung der einst von Indianer entführten Cresta (Candice Bergen, Der Wind und der Löwe) zu ihrem Verlobten, einem hochrangigen Soldaten, beginnen kann. Diese Szene wirkt schon leicht sarkastisch, wobei der Film nicht den Western an sich parodieren will. Sich nur sehr gezielt von etablierten Sehgewohnheiten und Klischees entfernt, was lange Zeit ein reichhaltiges Spektrum bietet. So gibt es bereits am Anfang eine für seinen Entstehungszeitraum ungewohnt explizite Darstellung plastischer Gewalt, was angesichts des Finales rückwirkend beinah kaum noch in Erinnerung bleiben könnte. Viel prägnanter ist in der ersten Hälfte allerdings die komplette Verkehrung der Gender-Typifizierung. Der männliche Part des Protagonisten-Duos, „Soldier Blue“ Honus (Peter Strauss, Gegen die Zeit), hätte ohne seine mehr als emanzipierte Führerin nicht nur kaum ein paar Stunden überlebt, sie erteilt ihm zugleich mehrfach eine Lektion in freiem Denken, Empathie und humanitärer Weitsicht. Dies geschieht lange Zeit auf sehr humorvoller Art und Weise, die demaskierende Message wird dadurch aber lediglich noch recht angenehm serviert.

Spätestens mit dem Auftauchen respektive der Enthüllung des angeblich hilfsbereiten Krämers Cumber (Donald Pleasence, Die Klapperschlange) als skrupellosen Waffenhändler-Schakals wird die vergiftete Doppelmoral - und somit auch ein Stückweit die der bisherigen US-Western - endgültig enttarnt. Alles nur Fassade; eine große, zutiefst verrohte Lüge. Aus niedrigsten Bedürfnissen wird Völkermord betrieben, die eigenen Verbrechen bzw. die unweigerlichen Reaktionen des Gegenüber als quasi terroristischer Akt ausgelegt. Was zuvor einer emanzipatorischen und satirischen Ohrfeige an verstaubte Ideologien gleichkam, entwickelt sich zum aufrüttelnden Politikum. New Hollywood kapert den Western und liefert anhand eines faktisch belegten Massakers an amerikanischen Ureinwohnern gleichzeitig eine unmissverständliche Allegorie auf die ganz aktuellen Geschehnisse in Vietnam. Die gewählten Waffen sind grausam, aber wirkungsvoll. Die zum Teil viehischer Brutalität könnte kaum weniger gewaltverherrlichender sein. Es ist abschreckend, ungeschönt und gnadenlos sezierend. Sogar zur heutigen Zeit lassen sich schockierende Parallelen ziehen. Nicht nur das macht Das Wiegenlied vom Totschlag zu einem der wichtigsten (US-)Western, die jemals gedreht wurden.

Fazit

Ein beinah einzigartiger Film. Kaum ein US-Western ist so untypisch für seine Gattung und dennoch der wohl Ehrlichste seiner Art. Der verstoßene und verteufelte Unruhestifter, der auf sehr individuelle Weise der Wahrheit ein hässliches Gesicht verleiht. In der Form war es wohl nur in diesem sehr limitierten Zeitfernster möglich. Schön und vor allem mutig, das es jemand mit all seinen Facetten und Freiheiten genutzt hat.

Kritik: Jacko Kunze

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