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Quelle: themoviedb.org

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Als der New Yorker Gangster Bugsy Siegel Ende der 1930er Jahre nach Kalifornien kommt, verfällt er dem Starlet Virginia Hill und will in seiner unstillbaren Sucht nach Ruhm ein gigantisches Kasino mitten in der Wüste errichten. Hochklassig besetzte Gangster-Ballade mit Warren Beatty in einer Paraderolle als narzisstischer Hasardeur und Gründer des Spielerparadieses Las Vegas. Mitte der 1930er Jahre hat ein Gangstersyndikat, bestehend aus Lucky Luciano, Meyer Lansky und Benjamin "Bugsy" Siegel, das Glücksspiel in New York unter Kontrolle. Bugsy soll jetzt die Westküste für das expandierende Trio an sich reißen und fliegt nach Los Angeles. Der Filmstar George Raft, ein Jugendfreund aus Brooklyn, führt ihn nebenbei in Hollywood ein, und die Filmwelt schlägt Bugsy sofort in ihren Bann. Der narzisstische, ebenso charmante wie eiskalte Gangster wird süchtig nach Ruhm und pompöser Selbstinszenierung.

Kritik

In den frühen 90er Jahren schien der Mafiafilm kurzzeitig wieder en vogue zu sein. Filme wie GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia von Martin Scorsese und Der Pate 3 von Francis Ford Coppola waren nicht nur kommerziell sehr erfolgreich, sondern gingen auch bei der Oscar-Verleihung 1991 in vielen Kategorien (im Verhältnis 7:6) Head-to-Head. Am Ende gab es aber nur dank der Auszeichnung für Joe Pesci als Bester Nebendarsteller einen knappen 1:0 Erfolg für Scorsese, zu übermächtig war insbesondere Kevin Costner mit Der mit dem Wolf tanzt. Ein Jahr später ging Bugsy von Barry Levinson (Rain Man) mit satten 10 Nominierungen als großer Favorit ins Feld, musste sich schlussendlich aber dem absoluten Überraschungsabräumer Das Schweigen der Lämmer geschlagen geben. Lediglich die Preise für Bestes Szenenbild und Bestes Kostümdesign konnte er für sich verbuchen und heutzutage scheint der Film nahezu in Vergessenheit geraten zu sein – und mit ihm für lange Zeit auch diese kurzlebige Renaissance des großen Mafia-Kinos. Bedauerlich, denn obwohl er eindeutig nicht die herausragende Qualität der oben genannten Filme besitzt (ja, damit ist auch Der Pate 3 gemeint) und man ihm insbesondere im Bereich der Faktentreue etliche Vorwürfe machen kann, sein gefühlten Nischendasein hat er in der Form eindeutig nicht verdient.

Als authentisches Biopic über den legendären Mobster Benjamin „Bugsy“ Siegel taugt der auf Hochglanz polierte Hollywood-Streifen eindeutig nicht, dafür werden sich viele künstlerische Freiheiten erlaubt, Ereignisse dramaturgisch angepasst und vor allem die Figur von Bugsy Siegel – trotz der Darstellung von ihm ausgeführter Gräueltaten – zu sehr als beinah heroischer Träumer, Visionär und unerschütterlicher Romantiker idealisiert, der man geneigt ist, selbst seine moralisch (und natürlich auch juristisch) schwer verwerflichen Taten nur zu gerne zu verzeihen. Das kann und darf man gut und gerne kritisch hinterfragen, auf der anderen Seite ist Bugsy aber auch vermutlich gar nicht wirklich daran interessiert, als korrektes Biopic oder adäquate Charakterstudie wahrgenommen zu werden. Passend zu seinem klassischen Hollywood-Setting und den (hier hineininterpretierten) Ambitionen des Protagonisten, sich aus dem Schatten des kriminellen Milieus hin zur schillernden Persönlichkeit der High Society aufzuschwingen, wirkt der Film mehr wie eine Hommage eben an jene Epoche. Da ist viel Glanz, viel Pomp und es gibt einige Szenen, die sowohl an den Film Noir als auch an große, gestenreiche Traumfabrik-Romantik angelehnt sind. Alles Larger Than Life, alles nur ein verkünsteltes, aufgeblasenes und verzerrtes Bild der Realität, dafür vorgetragen mit dem ganz großen Orchester.

Warren Beatty (Zeuge einer Verschwörung) glänzt unmittelbar nach seinem Auftritt als Chicago-Comic-Cop Dick Tracy nun als legendärer Mafia-Gangster, der sicherlich etliche Züge der hier präsentierten Persönlichkeit innehatte, aber bestimmt nicht so Over-the-Top und beinah widersprüchlich wie hier portraitiert. Ein aus der Gosse gekommener Krimineller, der sich und seine bescheidene Vergangenheit krampfhaft versucht abzuschütteln, in dem er sie durch antrainierte Rhetorik und zur Schau getragenem Luxus versucht zu vertuschen. Gerne zu den oberen Zehntausend gehören will, aber eben durch dieses Doppelleben nirgendwo richtig hingehören zu scheint. Dadurch immer wieder für seine Mafiakollegen ungünstig oft in den Schlagzeilen steht, sich aber nur zu gerne im Ruhm der Medien sonnt und mit Geld um sich schmeißt, wie ein Kind mit unbegrenztem Kredit im Süßigkeitenladen. Und immer wieder pendelt zwischen Geschäftsmann, Familienvater und cholerischem, kaltblütigem Psychopathen. Beatty performt mit einer immensen Spielfreude und macht aus der Schwäche des Skripts eine Tugend, in der er gar nicht erst versucht, seine eben nicht wirklich authentisch geschriebene Figur in ein seriöseres Licht zu rücken. Er erfüllt sie dennoch mit Leben und dem Hang zur dramatischen Überhöhung, die auch dem klassischen Hollywood-(Gangster)Film oft nicht fern war.

Auch sonst ist der Cast eine der ganz großen Stärken des Films. Als Siegel’s Geliebte Virginia Hill ist Annette Bening (Nyad) nicht nur fabelhaft, die Chemie der Beiden war scheinbar nicht nur auf der Leinwand ein Volltreffer. Im Anschluss heirateten sie und sind bis heute liiert, was für den als Schürzenjäger bekannten Beatty lange schier unmöglich galt. Dazu liefern Harvey Keitel (The Irishman) als Mickey Cohen und Ben Kingsley (Gandhi) als Meyer Lansky ebenso großartig ab. Das Narrativ ist extrem kurzweilig, die Inszenierung hochwertig und immer um einen gewissen Glamour bemüht, der vielleicht oberflächlich scheinen mag, aber letztendlich sehr wohl als passendes und angepeiltes Stilmittel Sinn ergibt. Wenn Bugsy Siegel am Ende buchstäblich im Regen steht und sein großer Traum ihm schlussendlich zum Verhängnis wird – auch wenn er eigentlich den richtigen Riecher hatte -, mag das glorifizierend, ein Stückweit theatralisch und mit Sicherheit nicht vollumfänglich den Tatsachen entsprechend sein, aber für den angepeilten Effekt ist das schlicht extraordinäres, effizientes Unterhaltungs-Kino. Im Übrigen natürlich auch mit einem entsprechenden Score von Ennio Morricone – aber wer hätte auch etwas Anderes erwartet?

Fazit

Eine aufwändig inszenierte und exzellent besetzte Mafia-Soap-Opera, die sich wenig um kritischen und grimmigen Realismus schert, sondern der Romantisierung und Oberflächlichkeit des klassischen Hollywood-Kinos auf seine Weise eine Art Tribut zollt. Das muss man in dieser Form sicherlich akzeptieren und mögen, dann aber kann „Bugsy“ trotz klarer Kritikpunkte vieles überstrahlen. Allen voran dank Warren Beatty, einem dieser Darsteller, der nicht umsonst relativ wenige Filme in seiner langen Karriere gedreht hat. Der musste wohl immer voll hinter einer Performance und einem Projekt stehen, und wie er für diesen Film glüht, ist schlicht ansteckend.

Kritik: Jacko Kunze

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