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Quelle: themoviedb.org

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Sieben Jahre nach dem Tod seiner Frau beschließt Geschäftsmann Aoyama (Ryo ISHIBASHI) nach einer neuen Frau Ausschau zu halten. Mit Hilfe eines be-freundeten TV-Produzenten inszeniert er eine ungewöhnliche Form der Partnersuche: Sie veranstalten ein Vorsprechen für ein fiktives Filmprojekt, um sich einen überblick über die Damenwelt zu verschaffen. Aoyamas Wahl fällt schließlich auf die ebenso schöne wie rätselhafte Asami (Eihi SHIINA). Eine Entscheidung, die er alsbald bereuen wird...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Takashi Miike dürfte den meisten Filmkennern zumindest vom Namen her ein Begriff sein, zählt er doch mit zu den kreativsten Köpfen im asiatischen Filmbusiness. Der äußerst fleißige Drehbuchautor, Regisseur und Produzent erschuf sei seinem Filmdebüt 1991 weit über 70 Kino- und TV-Produktionen, manchmal sogar bis zu vier Filme im Jahr.
Mit dem Horrordrama „Audition“, das bei seiner Premiere auf vielen großen Filmfestivals gezeigt wurde, erlangte Miike internationale Bekanntheit. Miike lässt sich nur ungern in ein Genre einordnen und spielt gerne mit unterschiedlichen stilistischen Mitteln und Erzählweisen und somit auch mit den Erwartungen des Publikums. Bei „Audition“ ist das nicht anders und das düstere Werk wird auch heute noch äußerst zwiespältig aufgenommen und spaltet Kritiker wie Publikum. Für die einen ist der Film ein ebenso schönes wie brutales Meisterwerk, für die anderen strotzt er nur so vor Langeweile und verkommt vor allem in den letzten 20 Minuten zu einem geschmacklosen Gewaltporno.
Man kann eigentlich beide Seiten verstehen. Eines ist klar: „Audition“ ist ein sehr widerspenstiger und schwer verdaulicher Film, mit dem man sich etwas ausführlicher befassen sollte. Gerade weil mehrfach Kritik an der japanischen Gesellschaft geübt wir aus deutscher Sicht nur schwerlich die Gedankenwelt des Regisseurs in Gänze durchdringen können.

Der Anfang von Miikes 1999 veröffentlichtem Werk gleicht einem typischen Drama. Ein kleiner Junge läuft durch die farblosen Gänge eines Krankenhauses, in den Händen ein selbst gebasteltes Geschenk aus Pappe. „Werde bald wieder gesund Mama“ ist auf einem Zettel zu lesen. Doch die Ärzte haben die Hoffnung aufgegeben, die Frau stirbt und der Mann kann nur noch hilflos zuschauen. Er muss jetzt stark bleiben und für seinen Sohn da sein.
Sieben Jahre später sieht man Vater und Sohn beim Angeln. Die Trauer scheint weit zurückzuliegen. Als der Sohn eine neue Freundin mit nach Hause bringt, frägt er seinen Vater Aoyama, ob er denn nicht auch wieder heiraten wolle.
An einem alkoholgetränkten Abend in einer Bar spricht er genau dieses Thema bei einem Freund an und beide stellen fest, dass eben viele Männer in Japan nur deshalb einsame Singles sind, da es nur noch „unanständige und eingebildete Frauen“ gäbe.
Da hat Aoyamas Freund, ein einflussreicher Geschäftsmann und Filmproduzent, eine spannende Idee: Wieso nicht unter Vorwand eines Vorsprechens für eine große Filmproduktion eine weibliche Hauptdarstellerin suchen, die auch Aoyama gefallen und die er vielleicht auch für private Zwecke einwickeln könnte? Ein fiktives Vorsprechen für einen fiktiven Film also. Drehbücher gibt es genug, nur der Film soll nie realisiert werden. Nach anfänglicher Skepsis lässt sich Aoyama auf das Experiment ein. Er weiß genau was er will. Eine junge, gutaussehene Dame, die zudem Manieren hat, tanzen und musizieren kann.
Schon bald hat er einen Stapel Bewerbungen mit ausschließlich hübschen jungen Frauen auf dem Tisch. Die Qual der Wahl für den Endvierziger. Schließlich fällt ihm der Lebenslauf der jungen Asami in die Hände und er ist sofort fasziniert von ihrer dramatischen Vergangenheit.

Das Vorsprechen („Audition“) beginnt und die beiden Freunde haben gleich 30 Frauen an einem Tag eingeladen. Doch nur die in jungfräuliches weiß gekleidete Asami fasziniert Aoyama. Sie umgibt eine geheimnisvolle Aura, ein geradezu düsteres Geheimnis das erforscht werden möchte. Aoyama wittert seine Chance, bei solch einem schwachen und schüchternen Gemüt als gestandener Mann Eindruck schinden zu können.
Aoyama trifft sich immer wieder mit Asami und er kann nicht von ihr lassen, ja ist geradezu besessen. Aber ist es wirklich Liebe? Geblendet von ihrer Schönheit und Unbedarftheit wickelt Aoyama sie um den Finger und hat Asami schließlich da, wo er sie von Anfang an haben wollte: In einem Hotelzimmer, wo sich Asami ihm bereitwillig hingibt. Am nächsten Morgen ist sie spurlos verschwunden. Da sich Asami bei Gesprächen immer wieder in Widersprüche verwickelt hat, stellt Aoyama selbst Nachforschungen an und wird in eine Geschichte voller Gewalt und Folter hineingezogen. Keiner scheint die junge Dame zu kennen, alle die mit ihr jemals Kontakt hatten sind verschwunden oder tot.
Das anfängliche Drama wird nun auch visuell immer düsterer und droht in einen Horrorfilm zu kippen.

„Audition“ beginnt tatsächlich wie eine klassische Liebesgeschichte und nimmt sich dafür viel Zeit. Soviel Zeit, dass es für manchen Zuschauer zur Geduldsprobe werden könnte. Doch im Nachhinein macht alles Sinn, denn genauso wie Aoyama, der sich von Asamis Schönheit blenden lässt und alle Warnungen ignoriert, lässt sich auch der Zuschauer einlullen. Doch nach und nach gibt die Handlung immer mehr düstere Rätsel auf und driftet in die Gefilde von blanken Psychohorror ab um dann im letzten Viertel, quasi kurz bevor man tatsächlich am wegdösen ist, wahrhaft aufzuschrecken und zu schockieren. Denn wenn das Böse seine Maske liftet, ist es schon zu spät. Zu spät für Aoyama die Flucht zu ergreifen, zu spät für den Zuschauer einfach wegzusehen.

Gekonnt spielt Miike mit den Erwartungen seiner Zuschauer, nur um sie zu verwirren und letztendlich zu enttäuschen. Inszenatorisch spielt er mit traumhaft schönen Bildern, die den Betrachter in Sicherheit wiegen, nur um dann Gemälde von düsteren Abgründen mit einer äußerst rohen Darstellung von Gewalt zu präsentieren. Eben deshalb wissen ab der Hälfte der Laufzeit weder der Hauptrotagonist Aoyama noch der Betrachter, was denn nun tatsächlich noch Realität und was geträumt ist. Beides scheint sich zu vermischen, schließlich wird Aoyama von schlimmen Visionen geplagt und mehrmals beim Einschlafen und Aufwachen gezeigt. Hier streift „Audition“ fast schon die Gefilde eines David Lynch.

Das Drehbuch lässt viele Möglichkeiten offen und bietet keine klare Auflösung, was den Zuschauer fassungslos zurück lässt. Viele Fragen bleiben unbeantwortet - kein Wunder, dass sich im Internet unzählige Interpretationen finden. Zum Beispiel, dass der Film eine Satire auf unseren oberflächlichen Wahn nach Schönheit ist, zumal in der japanischen Gesellschaft Frauen oft auch zu Objekten degradiert werden. Geschickt wird hier mit Täter- und Opferrollen gespielt. Am Ende bleibt auch die Möglichkeit bestehen, dass alles nur ein Albtraum war – oder womöglich nur ein Wunschdenken des Hauptprotagonisten beim Blick in seine eigene Hölle? Die Antworten auf die vielen Fragestellungen muss sich letztendlich jeder selbst geben. Zu einfach lässt sich „Audition“ sonst als langweiliges und sadistisches Werk stigmatisieren, lässt man den Film einfach an sich vorbeirauschen.

Werke von Takeshi Miike sind immer auch kleine Tabubrüche und enthalten bewusst Geschmacklosigkeiten, die manchmal ziemlich schwer zu ertragen sind. Oft sieht man seinen Filmen an, dass hier eine flache Story mit einem niedrigen Budget möglichst schnell heruntergekurbelt worden ist. Beim Erschaffungsprozess von „Audition“ hat sich der Regisseur aber etwas gedacht und zieht den Zuschauer bewusst in eine düstere Geschichte mit einem bitteren Ende. Das es nach Ablauf des Abspanns viel Gesprächsstoff geben würde, war Miike von Anfang an bewusst.

Fazit

Eigentlich ist „Audition" eher ein düsteres Beziehungsdrama mit Thriller-Elementen als der Horrorfilm, als der er immer bezeichnet wird.
Das Werk von Takashi Miike hat zu Recht einen Kultstatus erlangt und ist nicht ohne Grund in der Top 20 der All-Time Favorites von Quentin Tarantino. „Audition" fordert jedem Zuschauer allerdings viel Geduld ab und wurde vielfach für seinen zähen Beginn gescholten. Im Nachhinein entpuppt sich eben dies jedoch als bewusst eingesetztes Stilmittel. Sehr langsam zieht die Handlung den Zuschauer in seinen Bann um ihn dann in einem schwer verdaulichen finalen Akt wahrhaft zu erschrecken.

Kritik: André Schiemer

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