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Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

Netflix

Inhalt

Mary Mason (intensiv und bezaubernd: Katharine Isabelle, die wölfische Hälfte des Geschwisterpaares aus „Ginger Snaps“) ist eine junge, ungemein attraktive Medizinstudentin mit einem ausgeprägten chirurgischen Grundverständnis und einem enormen Schuldenberg. Um diesen möglichst rasch abbauen zu können, bewirbt sie sich um die Stelle als exotische Tänzerin in einem Nachtclub. Doch noch bevor sie wirklich dazu kommt die Hüllen fallen zu lassen, werden ihre chirurgischen Fertigkeiten zur Rettung eines gefolterten Mannes im Keller des Clubs benötigt. Nach getaner Arbeit spricht sich ihr Können innerhalb kürzester Zeit in gewissen Kreisen herum und es eröffnen sich Mary gänzlich unerwartete Jobperspektiven im chirurgischen Untergrund. Als sie eines Abends zu einer Chirurgen-Feier im Apartment ihres Professors eingeladen wird, sieht sie sich bereits am Ziel ihrer Träume und hofft dort, erste einschlägige Kontakte abseits der Illegalität knüpfen zu können. Doch die Feier endet für Mary anders als geplant, denn sie wird unter Drogen gesetzt, von ihrem Professor missbraucht und dabei zu allem Überfluss auch noch gefilmt. Am Tag darauf bricht sie komplett verstört ihr Studium ab und verschwindet gänzlich im Body-Modification-Untergrund, wo die Entfernung von Brustwarzen und das – keinesfalls sprichwörtlich gemeinte – Aufsetzen von Hörnern zur Tagesordnung gehören.

Kritik

Don’t mess with your surgeon

Nach ihrem furiosen Exploitation-Kurzfilmdebüt „Dead Hooker in a Trunk“, das Anno 2009 auf diversen Festivals reüssierte, war es nur eine Frage der Zeit bis ein Produktionsstudio den kanadischen Soska Sisters (Jen und Sylvia) genug Geld in die Hand drücken würde, um ihr erstes Langspielfilmprojekt zu verwirklichen. Bereits drei Jahre später konnten die Zwillingsschwestern schließlich dank der Hilfe von IndustryWorks Pictures mit „American Mary“ ihre Version eines modernen Horror-Thrillers auf die Leinwand hieven. Statt wie in „Dead Hooker in a Trunk“ jedoch klassische Grindhouse-Wege zu beschreiten, entschieden sich die Beiden dafür, eine konventionelle Rape & Revenge Geschichte optisch aufzupeppen und im hochaktuellen Body-Modification-Milieu anzusiedeln. Die kanadische Produktion, die im Zuge der diesjährigen Fantasy Filmfest Nights präsentiert und bereits Ende März im deutschsprachigen Raum auf DVD und Blu-ray erschienen ist, überzeugt somit vordergründig durch seine genreuntypische Setting- und Stimmungswahl, aber auch durch die fabelhafte Leistung von Hauptdarstellerin Katharine Isabelle.

American Mary“ von den Soska Sisters, die im Streifen nicht nur einen äußerst skurrilen Gastauftritt absolvieren sondern auch für das Drehbuch verantwortlich sind, überzeugt weniger durch seine Grundstory, die das genretypische Ursache-Wirkung-Prinzip eines Rape & Revenge Films ohne wirkliche Überraschungen bis zum konsequenten Ende durchexerziert, sondern vor allem durch die Konzentration auf seine außergewöhnlichen Charaktere und das höchst interessante Milieu in dem sich die Handlung entfaltet. Wenn der Wunsch nach Selbstverwirklichung und Einzigartigkeit soweit geht, dass man sich als Frau die Schamlippen entfernen lässt, dann schockiert und fasziniert die Idee dahinter weit mehr als der x-te in Ultrazeitlupe zelebrierte Kopfschuss. Das wiederum soll jedoch keinesfalls bedeuten, dass dem Film die genretypische Härte fehlt – denn Blut fließt auch in „American Mary“ mehr als genug – sondern lediglich klarstellen, dass sich viele Aspekte des dargebotenen Horrors hauptsächlich im Kopf des Betrachters abspielen. Die Inszenierung hat es folglich auch gar nicht nötig auf Torture-Porn-Budenzauber Marke „Hostel“ zu setzen, sondern verlässt sich auf die Ausstrahlung seiner zwar bizarren, aber nie comicesk wirkenden Haupt- und Nebenfiguren.

Das kann natürlich nur mit einer passenden Besetzung funktionieren, wobei in „American Mary“ hauptsächlich die weiblichen Akteure zu begeistern wissen. Neben der überzeugenden Leistung der komplett entstellten Tristan Risk, als Betty Boop Look-alike Beatress Johnson, und dem eindrucksvollen Auftritt von Paula Lindberg als puppenartige Ruby Realgirl ist es allen voran Katharine Isabelle, die den Film, durch ihre eindrucksvolle Performance, über eine Laufzeit von knapp 100 Minuten trägt. Es ist eine wahre Freude ihren Charakter dabei zu beobachten wie er mehr und mehr die Bodenhaftung verliert und in einem scheinbar unaufhaltsamen Strudel aus Schmerz und Rache zugrunde geht. Ihrem starken Auftritt ist es auch zu verdanken, dass die Entwicklung von der braven Medizinstudentin zur beinharten Untergrundchirurgin ebenso natürlich wirkt, wie eine atemberaubende Tabledance-Szene.

Fazit

American Mary“ ist ein atmosphärischer Horrorthriller im Rape & Revenge Subgenre, der nahezu gänzlich ohne die dafür üblichen Schauwerte auskommt und vor allem durch eine tolle Atmosphäre und eine einzigartige Hauptdarstellerin zu überzeugen weiß. Trotz einer denkbar einfachen Grundgeschichte und einem zwar konsequenten, aber auch relativ vorhersehbaren Schlusstwist, fesselt das neueste Werk der Soska Sisters durch einen ebenso realistischen wie nihilistischen und weitgehend schnörkellosen Blick auf diverse menschliche Abgründe.

Kritik: Christoph Uitz

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