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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Das Drama ist der erste Spielfilm von Pasolini und galt in Italien als Skandalfilm. Es zeigt die Armut und das Elend in einer Vorstadt Roms. Nachdem Vittorio Cataldi seine Familie verlassen hat, versucht er sich erfolglos als Zuhälter und als Dieb. Vittorio verhält sich höchst umoralisch, als er die unerfahrene und anständige Stella auf den Strich schickt.

Kritik

Die beinahe sakral anmutenden Klänge Johann Sebastian Bachs erklingen und untermalen den Blick auf die heruntergekommene Vorstadt Roms. Es sind Eindrücke, die nicht so recht zusammenpassen wollen – und trotzdem liegt von Beginn an kein Widerspruch in den strengen Bildkompositionen. Schnell wird deutlich, dass es sich bei Pier Paolo Pasolinis (Die 120 Tage von Sodom) Accattone um eine Milieustudie handelt. Orientiert an den Gesetzen des italienischen Neorealismus (und dennoch mit eigenen Noten versehen), setzt Pasolini auf naturalistische schwarz-weiß Bilder und bedient sich auch bei seinem Schauspielensemble an Laien, die aus ebenjenem ärmlichen Milieu stammen. Wer nie sein Brot mit Tränen aß ist der schwermütige Beititel dieses Werkes, welches die Geschichte des jungen Mannes Accatone erzählt.

Accattone selbst ist dabei ein durch und durch verkommender Mensch, schon sein Name bedeutet so viel wie Bettler oder Schmarotzer. Frau und Kind hat er verlassen, um sich nicht um sie kümmern zu müssen. Seine Freundin schickt er auf den Strich, nur um nicht selbst arbeiten zu müssen – selbst nachdem diese bei einem Motorradunfall verletzt wurde und für eine warme Mahlzeit hintergeht er selbst diejenigen, welche sich seine Freunde schimpfen. Accattone ist ein Unsympath und dennoch rückt ihn Pasolini ins Zentrum seines Films, legt seine Verdorbenheit nach und nach frei. Vielleicht erwartet er sogar so etwas wie unser Mitleid, ein Gefühl, das Accattone nicht verdient hat. Dadurch ist Pasolini bereits in seinem Debüt provokanter und gewagter, als viele Regisseure in ihrer gesamten Laufbahn.

Damit bleibt er aber auch dem italienischen Neorealismus treu. Sein Ziel ist es, das Leben abseits von hübschen Fassaden und schnuckeligem Urlaubsidyll zu porträtieren. Der Mensch als Opfer seiner Umstände. Der Mensch, wie er eben ist…Opfer und Schuldiger zugleich. So verdient Accattone gleichsam unsere Verachtung und unser Mitleid, gefangen in einem Umfeld gegen das er sich nicht wehren kann und will. Die ruhigen und naturalistischen schwarz-weiß Bilder machen die Geschehnisse auf eine bohrende Art schmerzhaft. Pasolini beobachtet, doch er greift nicht ein. Die Bilder wirken dreckig und unvollständig, suhlen sich in ihrer schwermütigen Stimmung ohne sich am Leid zu ergötzen. Nichtsdestotrotz haftet ihnen etwas Kraftvolles an, eine Perfektion mit Makel.

Diese Schwermütigkeit merkt man auch dem Ende an, wenn Pasolini den Tod förmlich als Erlösung begreift. Religiöse Symbolik wirkt hier wie der reinste Hohn, denn für Accattone wäre so oder so kein Platz im Himmel reserviert. So verweigert Pasolini auch seinem Zuschauer die Erlösung, der sich in den vorangegangenen Stunden an der Hauptfigur abgearbeitet und sich nach und nach mit dessen Schattenseiten identifiziert hat. Gerade dieser Aspekt macht Accattone zu einem fordernden Film, einem Werk, welches seinen Zuschauer zur Stellungnahme zwingt. Und dennoch vermag es Pasolini dem Film eine bedrückende Schönheit abzuringen, eine Poesie des Verfalls.

Fazit

Pier Paolo Pasolinis Regiedebüt besticht vor allem durch seinen naturalistischen Blick auf die trostlose Lebens- und Leidenswirklichkeit der italienischen Unterschicht. Entgegen dem typischen Prinzip des unschuldigen Opfers präsentiert uns „Accattone“ eine verachtenswerte Hauptfigur, dessen Verhalten jedoch nur Ausdruck seines elegischen Lebensumfeldes ist – angetrieben von einer schwermütigen Kraft, die von Vollendung gar nichts wissen will.

Kritik: Dominic Hochholzer

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