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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Während der römischen Herrschaft wandert Jesus durch Israel und predigt den Weg Gottes mit Hilfe von Gleichnissen und Wundern. Sanftmut gegenüber Wehrlosen, Kindern, Armen und einsichtigen Sündern. Dabei stellt er sich entschieden gegen die jüdische Regierungt. Sich selbst bezeichnet er als Sohn Gottes und den prophezeiten Messias. Während er ständig in Bewegung ist, ziehen seine Ansprachen zum Teil große Menschenmengen an, die ihn in großen Teilen auch unterstützen. Als er von den Römern festgenommen wird, ist sein Schicksal unabwendbar: Tod durch Kreuzigung. Doch drei Tage nach seinem qualvollen Tod am Kreuz steht der Sohn Gottes wieder auf!

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Es ist schon bemerkenswert, dass gerade ein Regisseur wie Pier Paolo Pasolini („Die 120 Tage von Sodom“) eine der bis dato werksgetreuesten Bibeladaptionen der Filmgeschichte abgeliefert hat. Bis heute gilt der atheistische Regisseur als einer der skandalträchtigsten der Filmgeschichte, seine Kritik an bestehenden Ordnungen und seine zum Teil radikalen Überzeugungen brachten ihm mehr als nur einmal Ärger ein. Obwohl der Film von der katholischen Kirche gelobt und prämiert wurde, kam auch „Das Erste Evangelium Matthäus“ nicht ohne Diskussionen aus. Diesmal war der Vorwurf jedoch ein anderer, Pasolinis Film sei zu brav, würde sich zu sehr anbiedern, hieß es. Schwachsinn, denn gerade in diesem vermeintlichen Schwachpunkt liegen die großen Stärken des Films.

Auch wenn „Das Erste Evangelium Matthäus“ knappe zehn Jahre zu spät kommt, so ist er doch unweigerlich ein Kind des italienischen Neorealismus. Stilsicher für einen solchen Nachzügler stellt er sich konsequent zwischen die Fronten und bedient typische Merkmale gleichermaßen wie er anderen widerspricht. So erzählt Pasolini einerseits realitätsnah und zusammenhangslos, predigt eine soziale Botschaft in deren Kern die Unterschicht zu stehen scheint und nutzt ausschließlich Laiendarsteller. Andererseits löst er sich in keiner Weise von einer klassischen Heldenfigur und liefert als Bibeladaption wohl eine der größten Literaturverfilmungen der Geschichte. Das Gefühl, welches der Film unmittelbar vermittelt, ist jedoch dermaßen realitätsnah, dass man sich entgegen jeder Übernatürlichkeit stets fest in der Realität verankert sieht.

Zur Handlung müssen wohl nicht viele Worte verloren werden. Pasolini adaptiert das Matthäus Evangelium (für alle, die nicht Bescheid wissen: Das ist die komplette Jesus-Geschichte) so werksgetreu, dass sogar Gerüchte entstanden sind, er hätte ohne Drehbuch, nur mit einer Bibel inszeniert. Wahrscheinlich übertriebener Unfug, in Anbetracht des Endergebnisses aber durchaus berechtigt. Inszenatorisch entlockt Pasolini dem altbekannten Stoff jedoch eine ungeahnte Wirkungskraft, durch seine überlebensgroßen Bilder entfaltet der Film die wahre Tragkraft seiner Geschichte. In Kombination mit den vielen Nahaufnahmen entsteht ein expressionistischer Eindruck, welcher dem Werk zu seiner bildgewaltigen Wirkung verhilft. Dabei liegt Pasolinis Aspiration zu großen Teilen darin, die soziale Botschaft aus den Lehren Jesu herauszukristallisieren und damit unabhängig von religiösem Eifer eine allgemeingültige Lehre aus der Geschichte zu extrahieren.

Verankert man diese humanistische Botschaft nun in einem weltlichen Kontext, so steuert der Film zwangsläufig auf eine weitere Erkenntnis zu. Pasolini trennt Religion weitestgehend in zwei  Kategorien. Zum einen die Kirche als weltliche Institution, verbunden mit Ritualen, Traditionen und final natürlich auch dem Glauben an ein höheres Wesen, die er nicht nur ablehnt, sondern sogar verabscheut. Zum anderen die zugrundeliegenden Inhalte und Werte, die zwar in der Praxis nicht ohne Glauben funktionieren, die Pasolini jedoch auf theoretischer Ebene herausarbeitet und somit als zwischenmenschlich wichtige Botschaft von jeglicher übermenschlichen Komponente befreit. So gelingt es dem Regisseur entgegen dem klassischen Narrativ dennoch indirekt Kritik an der Kirche zu üben, indem er aufzeigt, wie weit sich diese bereits von ihren ursprünglichen Werten entfernt hat.

Fazit

In expressionistischen schwarz-weiß Bildern und auf erstaunlich werksgetreue Art erzählt Passolini die Lebens- und Leidensgeschichte von Jesus Christus. Dabei arbeitet der atheistische Regisseur in erster Linie die soziale Botschaft der Geschichte heraus und vermag es dadurch sogar indirekt Kritik an der Kirche als weltliche Institution zu üben. „Das Erste Evangelium Matthäus“ ist ein humanistisches Manifest, welches durch seine bildgewaltige Inszenierung gläubige wie ungläubige Zuschauer gleichermaßen in seinen Bann schlagen kann.

Kritik: Dominic Hochholzer

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