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"The Handmaid's Tale" - Staffel 2 - Kritik

siBBe

Von siBBe in "The Handmaid's Tale" - Staffel 2 - Kritik

"The Handmaid's Tale" - Staffel 2 - Kritik Bildnachweis: © Hulu

Story

Die zweite Staffel ist geprägt durch Desfreds (im Original Offred genannt) Schwangerschaft und ihrem andauernden Kampf, ihr ungeborenes Kind vor den Schrecken des dystopischen Gileads zu bewahren und sich zu befreien. Staffel Zwei zeigt wie das soziale Gefüge im neuen Staat funktioniert, welche Vorgeschichte die verschiedenen Protagonisten geprägt hat und wie hoffnungslos das Leben in den Kolonien aussieht. In einem System der Unterdrückung ist es wichtig Verbündete zu haben, doch wem kann man wirklich trauen? „Gilead ist in dir“ ist Tante Lydias lieblings Dogma. Desfred und ihre Weggefährten kämpfen entschlossen gegen diese dunkle Wahrheit oder fallen ihr zum Opfer.

Kritik

2017 gelang dem US-Sender Hulu mit seiner neu gestarteten TV-Serie The Handmaid's Tale ein sensationeller Erfolg. Überschüttet mit zig Preisen konnte die Serie sowohl Kritiker als auch Fans gleichermaßen überzeugen, was kein leichtes Unterfangen war, immerhin basiert der Stoff auf dem gleichnamigen Literaturklassiker von Margaret Atwood und setzt damit die Erwartungshaltung hoch an. Schon recht früh gab es grünes Licht für eine Fortsetzung der Geschichte, die, anders als die erste Staffel, nun nicht mehr auf ihrer Buchvorlage basiert, deren Geschichte bereits auserzählt war. Damit bewegt man sich auf dünnem Eis, denn was zuvor noch so gut funktionierte, muss nun mit guten Ideen weiterentwickelt werden. Hulu zumindest vertraute den Verantwortlichen diese Aufgabe zu und spendierte der zweiten Staffel gleich 13 Folgen, 3 mehr als noch zuvor. 

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Zur Erinnerung: Die erste Staffel endete mit der Verschleppung der Dienerin Offred (Elisabeth Moss, Mad Men) aus ihrem Heim, bzw. ihrem Gefängnis. Was es genau mit dieser Entführung auf sich hatte, ob Offred damit gerettet oder an einen noch schlimmeren Ort gebracht werden sollte, war die große Frage, mit der der Cliffhanger den Zuschauer verabschiedete. Zuvor wurde schon angedeutet, dass Staffel 2 einen noch düsteren und härteren Weg einschlagen soll, was angesichts dessen, dass die erste Staffel bereits von (psychologischer) Folter, Vergewaltigungen, Unterdrückung und Hinrichtungen geprägt war, schwer vorstellbar war. The Handmaid's Tale zeichnet ein erschreckendes Zukunftsbild, in welchem die Gesellschaft zerfallen und sich im fiktiven Staat Gilead auf grausame Weise neu geformt hat. Leidtragende sind vor allem Frauen, die den Männern unterwürfig sein müssen, entweder in Form einer Bediensteten, oder als Sexsklavin. 

So abgefahren das dystopische Szenerio erscheinen mag,  Atwood hat sich beim Schreiben an zahlreichen Geschehnissen unserer Geschichte orientiert und beispielsweise Elemente der NS-Zeit und der DDR einfließen lassen. Auch im Hinblick auf das aktuelle Weltgeschehen sind zahlreiche Parallelen eines solchen Zerfalls demokratischer Strukturen erkennbar. Populismus gewinnt nach und nach an Stärke, Autokraten und Diktatoren können ungehindert tun, wonach ihnen ist, während George Orwells 1984 immer realistischer wird, bzw. in mehreren Formen bereits aktuell ist. Daher ist das, was The Handmaid's Tale uns zeigt, nicht völlig abwegig und in der ein oder anderen Form denkbar. Die Geschichte ist nicht nur als Mahnung an Vergangenes zu verstehen, sondern auch als Warnung für die Zukunft. An Dringlichkeit hat sie, seit sie 1985 publiziert wurde, zumindest nicht verloren, sondern eher gewonnen. 

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Staffel 2 hält ihr Versprechen und zeigt sich durch und durch schonungslos in ihren Geschehnissen. Damit wären wir auch schon beim eigentlichen Problem: Während die erste Staffel zwar ebenfalls niederschmetternd war, so gab es stets einen Funken Hoffnung auf eine Verbesserung der Lage. In der zweiten Staffel wird jede Hoffnung im Keim erstickt, eine Qual reiht sich an die nächste, immer wenn man glaubt, eine positive Entwicklung auszumachen, folgt auch sogleich der nächste feste Schlag in die Magengrube. Offred genießt durch ihre Schwangerschaft nun zwar einige Privilegien, muss nicht mehr hart arbeiten, bekommt besseres Essen und ist zumindest körperlich nicht mehr so einfach angreifbar wie zuvor, ein besseres Leben hat sie dadurch aber nicht, denn die psychische Last, der sie ausgesetzt ist, wird umso erdrückender. Das hält kein Verstand lange aus und zerrt auch gewaltig an den Nerven des Zuschauers. Wahrer Torture Porn. 

Rein qualitativ braucht sich die zweite Staffel nichts vorzuwerfen, auch ohne literarische Vorlage werden Charaktere und die Geschichte exzellent ausgebaut. Zudem erhalten wir nun einen tiefgehenderen Einblick in die Welt Gileads. Wir springen in die Vergangenheit und lernen weiteres über den Untergang der Gesellschaft, wir bekommen nun die Giftkolonien zu sehen, in die Ungehorsame verbannt werden und die ganz klar an Konzentrationslager angelehnt sind und wir erfahren, dass junge Mädchen schon von klein auf einer Gehirnwäsche unterzogen werden, um sie für ihre künftigen Ehemänner, mit denen sie zwangsverheiratet werden, gefügig zu machen. Damit gewinnt die Welt von Gilead noch mehr an Substanz und baut die Faszination an der Serie konstant aus. The Handmaid's Tale ist daher auch weiterhin äußerst spannend erzählt und hochklassig produziert, nur aufgrund der emotionalen Tortur, die gar kein Ende findet, auch etwas anstrengend zu verfolgen. 

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Eine dritte Staffel ist bereits fest in Planung, auch die zweite Staffel endet mit einem Cliffhanger, der Lust auf mehr macht. Wünschenswert wäre es, dass die Macher wieder ein wenig Optimismus in die Serie streuen, denn weitere 13 Folgen auf alles Gute einzudreschen, ermüdet auf Dauer. Irgendwann braucht es auch ein wenig Licht inmitten all dieser Dunkelheit. The Handmaid's Tale hätte in jedem Fall noch vieles zu erzählen, dem talentierten Autorenteam dürften gewiss noch spannende Dinge einfallen. Gern darf es dabei auch ein Blick über die Grenzen von Gilead hinaus sein, denn bis auf Kanada fehlt uns bislang noch jeglicher Eindruck über die Außenwelt. 

Zu guter Letzt noch ein paar positive Worte zum Cast, der durch die Bank hervorragend spielt. Elisabeth Moss glänzt erneut in der Hauptrolle als Magd wider Willen, bekommt nun aber immer stärkere Konkurrenz durch Yvonne Strahovski (Dexter), die in mehreren Szenen allen anderen die Show stiehlt. Strahovskis Rolle ist zugleich wohl eine der interessantesten und komplexesten, denn auf der einen Seite ist sie eine der Hauptverantwortlichen für das Formen des totalitären Regimes, zum anderen ist sie, trotz ihres hohen Stands, auch nur eine Gefangene des Systems. Das bekam sie schon in der ersten Staffel zu spüren, in der zweiten wird ihr das um einiges klarer. Da sie zugleich nur schwer zu durchschauen ist, löst sie mit Abscheu und Mitgefühl ein Wechselbad der Gefühle aus. Mit Joseph Fiennes (Shakespeare In Love), Ann Dowd (Hereditary), Samira Wiley (Orange Is The New Black), Madeline Brewer (Cam) und Alexis Bledel (Sin City) gesellen sich noch viele weitere Hochkaräter hinzu, die ihre interessanten Figuren mit viel Leben oder Schrecken füllen. 


Technisches zur Blu-Ray

Image titleTwentieth Century Fox Home Entertainment veröffentlichte The Handmaid's Tale - Season 2 am 13. Dezember 2018 auf dem deutschen Heimkinomarkt. Die uns vorliegende Blu-Ray überzeugt mit gelungenem Ton (Deutsch DTS 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1, Französisch DTS 5.1), das Bild (1.78:1) jedoch irritiert: zwar zeigt sich die Blu-Ray diesbezüglich sauber und scharf, jedoch ist das Bild derart dunkel, dass in manchen Szenen kaum noch etwas zu erkennen ist. Womöglich ist das ein Problem der Serie selbst, nicht der Disc, doch hier hätte man gewiss nachhelfen können. So fällt die Sichtung etwas anstrengend aus und ist nur bei absoluter räumlicher Dunkelheit möglich. Als Bonusmaterial liegen der Veröffentlichung mit "Season 2: Abseits des Buches" und "Kleiden der Dystopie" zwei Featurettes bei, die insgesamt eine Lauflänge von etwa 18 Minuten ergeben. 


Fazit

Auch ohne sich auf die Buchvorlage zu stützen, kann die zweite Staffel "The Handmaid's Tale" mit konstant hoher Qualität in jeder Hinsicht überzeugen. Dass die Serie sich aber beinahe vollkommen pessimistisch gibt und jeden Hoffnungsschimmer mit voller Wucht mit Füßen tritt, verlangt vom Zuschauer einiges an Durchhaltekraft ab. 

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