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How to get away with Murder

Kuehne

Von Kuehne in How to get away with Murder - Staffel 1 - Kritik

How to get away with Murder

Inhalt:

Gefährlich. Schockierend. Fesselnd. Das ist das einhellige Urteil über die neue ABC Studios Erfolgsserie „How to Get away with Murder“, in der die ebenso brillante wie verführerische Annalise Keating sowohl den Hörsaal als auch den Gerichtssaal dominiert. Jedes Jahr wählt Annalise aus ihren Jurastudenten die fünf Besten aus, die für sie arbeiten und sie bei ihren aufsehenerregenden, wenn auch oftmals moralisch fragwürdigen Fällen unterstützen sollen. Doch aus Theorie wird schnell Praxis, als Annalise und ihre Studenten in einen schrecklichen Mordfall an ihrer Universität verwickelt werden. Keiner von ihnen ahnt, dass dieser Fall ihr Leben für immer verändern wird.

Kritik:

Um ein kleines Fazit schon vorweg zu nehmen, „How to get away with Murder“ ist vielleicht die beste und interessanteste Gerichtsserie der Neuzeit. Sie ist so erfrischend anders und verfolgt nicht die gleichen Motive wie ähnliche Genrevertreter. Doch fangen wir vorne an.

In den letzten Jahren wurden Gerichtsserien immer interessanter. Hier reden wir nicht von Pseudo-Scripted-Reality wie „Richterin Barbara Salesch“ oder „Richter Alexander Hold“. Eher sind Serien gemeint, in denen wir sowohl einem Ermittlerteam sowie einem Anwalt folgen. Serien wie „Law & Order: Special Victims Unit“ oder  „J.A.G – Im Auftrag der Ehre“. Zwar stehen die Verhandlungen im Vordergrund, jedoch ist die Ermittlung für die einzelnen Fälle ein wichtiger Part. Die meisten dieser Serien verfolgen einen eher unscheinbaren roten Faden. Meist sind die Folgen für sich selbst abgeschlossen und eine Grundgeschichte wird nur  am Rande verfolgt. Bei „How to get away with Murder“ ist dies ganz anders. Hier sind die einzelnen Verhandlungen eher ein Teil, die Grundgeschichte voranzutreiben. Doch was genau macht diese Serie so erfrischend anders, interessant und spannend?

Die Spannung bei „How to get away with Murder“ entsteht durch eine tolle Geschichte, welche zudem noch in Rückblenden erzählt wird. Nach den ersten 5 Minuten der ersten Folge weiß der Zuschauer, welchen Ton die Serie anschlägt. Sie ist düster, böse, Erbarmungslos und Schonungslos. Wir sehen 5 junge Studenten mit einer Leiche in einem Wald. Gespräche, was als nächstes passieren soll. Was passiert mit der Leiche. Leugnen oder Stellen? Wer macht welche Aufgaben? Wir werden direkt mit gebrochenen Charakteren konfrontiert, welchen man die Anspannung zu jeder Sekunde abnimmt. Dann Szenenwechsel. 3 Monate vorher. Alles ist in Ordnung und die Studenten, welche soeben noch ein Problem mit einer Leiche hatten, betreten eine Vorlesung und haben sich noch niemals vorher gesehen. Und genau das macht „How to get away with Murder“ die ganze Zeit. Unabdingbar laufen die beiden Geschichten aufeinander zu, um im Unvermeidliche zu enden. Einen ständigen Wechsel zwischen dem Jetzt und wie es zu eben diesem Jetzt kam. Immer weitere Einschübe führen zwar die Geschichte voran, aber auch den Zuschauer auf die falsche Fährte. In dem Moment, wenn man glaubt zu wissen was passiert sei, wird ein weiteres Detail enthüllt und das ganze Konstrukt bricht in sich zusammen. Man will wissen, was passiert ist. Man möchte gar den Fernseher anschreien, weil die neuen Versatzstücke einem nicht die Antworten geben, die man erwartet, sondern eher weitere Fragen aufwirft.

Somit haben wir also schon einmal eine tolle und spannende Geschichte, die als roter Faden dient. Zudem ist die Umsetzung durch die ständigen Einblendungen dermaßen interessant, dass man alleine deswegen dabei bleiben möchte. Dabei beweisen die Macher ein gutes Gefühl dafür, wie viel Preis gegeben wird und wann wieder ein Sprung erfolgt. Doch auch neben diesem Grundplot macht „How to get away with Murder“ vieles positiv anders. Die Hauptdarstellerin Annalise Keating ist renommierte Anwältin und geht für ihren Erfolg über Leichen. Hierbei ist es ihr egal, ob Freunde oder gar ihre Familie ins Kreuzfeuer geraten. Annalise Keating sucht sich jedes Jahr 5 Studenten aus, um diesen eine Art Praktikum anzubieten. Diese arbeiten für Sie und helfen ihr, die Fälle zu gewinnen. Schnell werden die unerfahrenen Studenten ebenso skrupellos wie die charismatische Annalise. Mehr und mehr verschwimmen die Grenzen zwischen richtig und falsch.

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Doch eine solche Geschichte macht jetzt nicht den großen Unterschied. Interessant wird es für die Nichtjuristen, wenn die Studenten in ihren Kursen lernen, wie man mit Mord davon kommt. Wie Annalise häufig sagt, geht es nicht darum die Unschuld des möglichen Täters zu beweisen, sondern alle anderen Zeugen ungläubig zu machen. Dieses System ist zwar nur vor dem Geschworenengericht in den USA möglich (in Deutschland sind diese Praktiken gar nicht denkbar), ist aber dennoch fesselnd. Wo andere Serien tolle Strategien der Verteidigung nutzen, ohne dem Zuschauer klar zu machen was da gerade überhaupt passiert, schafft „How to get away with Murder“ den Spagat zwischen Aufklärung und selbst mitdenken. Geschickt wird der Zuschauer durch eben die Studienvorlesungen und die Unterweisungen von Annalise gegenüber ihrer 5 Lieblinge aufgeklärt. So hat selbst der unerfahrene Zuschauer Spaß an einer Gerichtsserie und kann doch einiges daraus mitnehmen.

Schauspielerisch wird hier einiges aufgefahren. Viola Davis gewann für ihre Rolle der Annalise Keating den Emmy in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin in einer Dramaserie“. Und das auch noch vollkommen zu Recht. Beim Zusehen fragt man sich, ob jemand anders überhaupt in der Lage gewesen wäre, diese komplexe Rolle so dermaßen überzeugend zu spielen wie Sie. Annalise Keating ist nämlich nicht nur die starke Frau, welche Sie vor Gericht vorgibt zu sein. Immer wieder sehen wir sie in verletzlichen, gar verzweifelten Momenten. Ihr gelingt perfekt der Spagat zwischen Unnahbarkeit und Verletzlichkeit. Ein großartiges Schauspiel. Davis spielt die anderen Schauspieler an die Wand, überdeckt aber im Gegenzug auch  geringfügige schauspielerische Makel der anderen. Es ist gar nicht schlimm, dass ihre Rolle und ihr Schauspiel so dermaßen präsent ist, da Annalise Keating genau diesen Charakter hat. Sie überkommt einen wie eine Welle. Die anderen Schauspieler können eher als Zuspieler bezeichnet werden, die ihre Rolle dennoch abrunden. Doch dies soll nicht die Leistung der anderen schmälern. Alle Schauspieler leisten gute Arbeit, teilweise allerdings mit kleineren Makeln.

Doch zurück zur Serie an sich. Mit 15 Episoden ist „How to get away with Murder“ weder zu lang noch zu kurz ausgefallen. Es gibt keine Füllfolgen und es kommt keine Flaute auf. Wird oben schon der Erzählstil gelobt wurde, wird im letzten Drittel nochmals eine Überraschung auf den Zuschauer losgelassen. Und zwar ändert sich die Erzählweise der Serie. Das Rätsel um die Leiche und um einen möglichen Mord wird schon mitten in der Serie enthüllt. Doch genau dies führt nochmals zu einem zusätzlichen Ansporn, die Serie weiter zu gucken, da weder das Warum erklärt ist, noch alle Fragen geklärt sind. Wer gehört noch dazu? Wer ist der Mörder? Warum das Ganze? Und vielleicht die wichtigste Frage: Wer lügt? Jede Folge beinhaltet einen weiteren Cliffhanger, welche glücklicherweise nie zu konstruiert wirken.

Selbst die einzelnen Figuren sind nicht nur ein fades Klischee. Jeder Charakter hat Dreck am Stecken. Keiner ist hundertprozentig Unschuldig. Jeder ist Opfer und Täter zugleich. „How to get away with Murder“ spielt und keine heile Welt der Anwälte und Juristen vor. Die Charaktere sind kaputt und tragen alle ihre eigenen Probleme in sich. Wir sehen Menschen zerbrechen, wir sehen Menschen an ihre Grenzen gehen, diese gar überschreiten. Wir sehen Menschen, die ihre Menschlichkeit verlieren um sich selbst die Haut zu retten.

How to get away with Murder“ schafft es vielleicht die Genrereferenz zu werden. Wenn die zweite Staffel genauso Spannend wird, wie die erste sollte jeder Serienfan diese Serie im Auge behalten. Zwar denkt man noch mitten in der Staffel, dass eine Verlängerung der Serie ein technisch und geschichtlich nicht möglich sei. Doch das Finale schafft es, Zweifler eines Besseren zu belehren. Man kann das Erscheinen der folgenden Staffel kaum abwarten.

Doch was genau hindert nun „How to get away with Murder“  daran, in einem Atemzug mit “Breaking Bad”, “Game of Thrones“ oder “The Walking Dead” genannt zu warden? Zum einen liegt es am noch zu geringen Bekanntheitsgrad, welches sich bestimmt mit der kommenden Staffel ändert. Doch fehlt es an Charakteren wie beispielsweise Walter White. Zwar ist Viola Davis aka Annalise Keating unglaublich präsent, aber schafft es der Zuschauer nicht, sie sympathisch zu finden. Ihre Rolle ist unnahbar. Zwar bröckelt ihre steinerne Fassade zunehmend, aber ihre harte und kompromisslose Art ist nicht dazu geschaffen, die Ikone der heutigen Zeit zu werden. Annalise Keating ist weder ein Walter White, Barney Stinson oder Sheldon Cooper. Doch das tut der Serie an sich keinen Abbruch, nur wird Sie vorerst nicht zu einer Kultserie. Aber wer weiß, wie sich „How to get away with Murder“  noch entwickelt. Man darf gespannt sein.

Extras:

Der Redaktion lag nur die DVD – Auswertung vor:

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Bild und Ton der DVD (erschienen am 05.11.2015 von den ABC Studios) sind einwandfrei. Besonders die zusätzlichen Szenen sind interessant und vermitteln noch weitere Eindrücke über die Figuren und deren Charakterveränderung. Wer es eher lustig mag, kann zum einen auf das Feature „Pannen vom Dreh“ zurückgreifen oder das Musikvideo von Asher Millstone genießen. Besonders das Musikvideo ist eine herrliche Parodie auf die Person Asher Millstone und passt perfekt in das geschaffene Charakterbild. Als letztes Feature gibt es einen Blick hinter die Kulissen, indem zum einen über den Dreh selbst gesprochen wird, aber die Schauspieler auch nähere Informationen zu ihren Charakteren geben. Alles in allem lohnt sich der Kauf der DVD zumal bisher noch kein Blu-Ray Release vorgesehen ist.

Fazit:

How to get away with Murder“   ist auf einem guten Weg, die Genrereferenz schlechthin zu werden. Es mangelt ihr nur an einer Figur, die jeder sofort ins Herz schließt. Doch dies ist auch gar nicht die Absicht dieser Serie. Und wenn das der einzige Kritikpunkt ist, ist dies meckern auf hohem Niveau. Es handelt sich hierbei um eine intelligente, spannende, düstere und kompromisslose Serie, die keinen so schnell los lässt. Einmal angefangen wird man direkt in ihren Bann gezogen.

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