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Godard - Box - Kritik - Teil 1

Souli

Von Souli in Godard - Box - Kritik

Godard - Box - Kritik - Teil 1 Bildnachweis: © Studiocanal

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Nonkonformist, Provokateur, Lichtgestalt: Wer sich mit dem französischen Kino auseinandersetzen möchte; und damit ist eine wirklich Auseinandersetzung gemeint, die keine bloße Berieselung, sondern gerade die Meditation umfasst, kommt man um Jean-Luc Godard nicht herum. Seit den 1950er Jahren versucht sich der gebürtige Pariser hinter der Kamera, um die Welt vor der Leinwand mit seiner hingebungsvollen Leidenschaft zum Medium anzustecken. Für Godard nämlich ist das Filmemachen kein Beruf, sondern Privileg und Passion zugleich. Wer sich nun allerdings die Frage stellt, welche Werke von Godard denn nun ein absolutes Muss darstellen, dem sei die gleichnamige Box von STUDIOCANAL ans Herz gelegt, die bereits am 15. September veröffentlicht wurde, zwar ohne großes Bonusmaterial auskommt, dafür aber einen bündigen Überblick in die Glanzstunden des intellektuellen Auteurs gibt und somit in jeder Sammlung Platz finden sollte. Wir wollen euch an dieser Stelle gerne einen Einblick in die 10 dort enthaltenen Filme geben. Viel Spaß!

Außer Atem (1960)

Inhaltlich dreht sich „Außer Atem“ um eine Liebesgeschichte zwischen dem Kleinganoven Michel und der jungen amerikanischen Studentin Patricia. Der polizeibekannte Michel entführt die etwas naive Patricia in eine scheinbar glamouröse Welt aus gestohlenen Straßenkreuzern und anderen Gaunereien. Verfolgt von der Polizei durch einen mehr zufälligen Mord an einem Straßenpolizisten (die Idee zum Film entstammt übrigens Zeitungsberichten über den Mord an einem Polizisten und der landesweiten Fahndung) muss Michel an zwei Fronten kämpfen. Zum einen muss er der Polizei durch die Netze gehen, zum anderen Patricia überzeugen, dass sie ihn wirklich lieben kann. Wie einige Jahre später in „Die Verachtung“ (1963) ist die Beziehung zwischen Mann und Frau Kernthema des Films. Ist es möglich, einen Mann zu lieben, der von der Polizei als Verbrecher, ja, als Mörder gesucht wird? Der Film gibt eine Antwort, auch sich viele eine andere gewünscht hätten.

Alphaville (1965)

Letztlich ergibt sich Godard jedoch einem romantisch naiven Weg. Die zuvor thematisierte Diskrepanz zwischen Mensch und Maschine, zwischen Logik und Emotion löst er durch einen Triumph der Liebe und Poesie. Ein, wie sollte es bei ihm auch anders sein, Siegeszug der Kunst. Was Alphaville jedoch bei aller Vielschichtigkeit und ästhetischen Raffinesse vergisst, ist die Interaktion mit dem Zuschauer. Dem Film deswegen seine Stärken abzusprechen wäre falsch, doch gibt sich Godard einmal mehr als Theoretiker, der sich nicht für seine Figuren interessiert und dabei ebenfalls übersieht den Zuschauer emotional an die Geschehnisse zu binden. Über weite Strecken des Films ist das noch verständlich, geht es ihm ja gerade um das Fehlen jeglicher Emotionalität. Doch wenn gegen Ende die Liebe obsiegt, spätestens dann sollte man als Zuschauer mitfühlen dürfen, mitfühlen können.

Die Aussenseiterbande (1964)

Godard gilt als unzugänglicher Regisseur, der von seinem Publikum viel abverlangt, „Die Außenseiterbande“ wird aber erstaunlich konventionell runtererzählt. Die Geschichte passt auf einen Bierdeckel und die Charaktere sind der Junge/das Mädchen von Nebenan. Godard selbst nennt seinen Film „Alice in Wonderland“ meets Franz Kafka, es benötigt aber viel Interpretation, die genannten literarischen Vorlagen im fertigen Film auszumachen. Was man hingegen ausmacht ist Godards Sinn für Humor. Da wird ein Mann von sechs Kugel nacheinander getroffen, torkelt eine geschlagene Minute wie ein Betrunkener und gibt selbst noch einen tödlichen Schuss ab, bevor er theatralisch zusammenbricht. Dazu gesellen sich noch der ikonische Madison-Dance und ein Weltrekord, in neun Minuten und 43 Sekunden durch den Louvre.

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Die Verachtung (1963)

Jean-Luc Godard besetzte sich nicht ohne Grund als Assistent von Fritz Lang, der dem Franzosen die Ehre erwies und sich hier selbst spielt. Er ist sein Schüler und Lang ist sein Mentor. „Man soll stets beenden, was man angefangen hat.“ sagt Herr Lang als eine Art letzten wichtigen Satz im Film und spricht damit Godards Zuversicht an. Seine Motivation, seine leichte Müdigkeit, aber auch seinen unbedingten Willen. Man muss sich einmal mehr vor Augen führen: Die Nouvelle Vague war zum Entstehungszeitpunkt des Films gerade einmal drei Jahre alt. Aber auch das scheint eine Gemeinsamkeit zwischen Godard und Orson Welles zu sein. Beide wurden in ihrer Karriere mit immensen Problemen und vielen, vielen verschränkten Armen konfrontiert. Weitergemacht haben sie immer. Beirren lassen haben sie sich nie. Nicht von verschränkten Armen und vor allem nicht von Geldgebern und Finanziers, Welles hat sein eigenes Geld in die Produktion gesteckt und Godard benötigte so wenig, dass er auch so gut auskam.

Weekend (1967)

Wer diesen Film wirklich gut findet, der denkt zu kurz und kommt Godards Intention nicht gleich. Der erzwingt mit diesem Film nämlich negative Reaktionen. Alles andere würde sein Ziel verfehlen. Natürlich steckt darin große Genialität. Wichtiger, als dass man einen Film gut findet, ist, dass man durch die Abneigung gegenüber diesem Film einen Charakterzug in sich erneut entdeckt, der wohl irgendwie abhanden gekommen ist; die Menschlichkeit. Der episodisch erzählte Film schickt seine Figuren äußerlich zu den Eltern und innerlich immer weiter gen Mittelalter und Anarchie. Eine nervtötende, anstrengende, widerliche und verachtenswerte, äußerst überzogen und lustige Groteske über den Kapitalismus. Andererseits ein genialer Film und vielleicht Godards größter Geniestreich, wenn er den Zuschauer abschreckt und ihm dadurch mit der neu gewonnen Entfernung sein eigenes Spiegelbild vorhält. Der Zuschauer wird dabei zum Opfer eines Zaubertricks, den Godard von Anfang an geplant hatte. Zurück zur Berechenbarkeit und Manipulation. Und zum Ende des Kinos.

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