Bevor wir mit dem Wichtigen anfangen – nämlich allen zehn bisher erschienenen Filmen des Marvel Cinematic Universe – muss ich noch ein paar Dinge klarstellen. Die Tatsache, dass ich diese Retrospektive schreibe, wird viele Leser denken lassen, ich sei ein großer Comic-Fan. Aber genau das Gegenteil ist der Fall: Trotz mehrfacher Versuche will es mir einfach nicht gelingen, den Reiz von Comic-Büchern und diversen Graphic Novels auszumachen und in die Welt der bunten Panels einzutauchen. Einerseits ist das schade, da ich zwischen Comic und Film nie Bezüge herstellen kann, immer der Typ sein muss, der im Kino laut mitgröhlt und zuhause erst einmal schnell googlet, wen er da eigentlich mit Schaum vorm Mund in der Post-Credit-Szene beklatscht hat. Andererseits bietet es mir aber auch gewisse Vorteile: Es gibt, was die gezeichneten Vorlagen angeht, keine Erwartungen zu erfüllen, keinen Twist und keine Änderung, bei dem mir das Fanboy-Gejohle im Hals stecken bleibt. Ich bin offen für alles, freue mich über (fast) alles.

Vor allem ist es aber bezeichnend, dass ich mich mit Comics sehr schwer tue, aber ohne Weiteres dem Hype um die Filme erlegen bin. Manch einer mag es heuchlerisch nennen, dass ich mich einen Marvel-Fan nenne bei den wenigen Comics, die ich gelesen habe. Die bisherigen MCU-Filme aber haben es geschafft, dass ein jeder, ob nun jung oder alt, Mann oder Frau, Comic-Leser oder Comic-Verächter, sich in den erschaffenen Bilderwelten wohl fühlen kann. Das liegt vor allem an der kreativen Vielfalt, die ein solches "filmisches Universum" mit sich bringt - Superhelden aus unterschiedlichen Zeiten und Universen, zum Teil von unterschiedlichen Regisseuren behandelt, und in wenigen Wochen bereits das zweite Mal in einem großen Film zusammengeführt. Dass dahinter auch der finanzielle Aspekt steht und manche Filme mehr fortführender Bestandteil eines Franchises als ein wirklich eigenständiger Film sind, kann niemand abstreiten. Den einzelnen Regisseuren eine Vision und kreativen Geist absprechen zu wollen, wäre aber mindestens genau so unsinnig.

Dass soll nicht heißen, dass alle bisherigen MCU-Filme sich auf einem konstanten qualitativen Niveau hielten - wo es Licht gibt, gibt es auch reichlich Schatten. Was ich in Hinarbeit auf den bald startenden "Avengers: Age of Ultron" vorhabe, ist ein Blick zurück auf ebendiese zehn Filme. Welche haben mir gut gefallen, welche überhaupt nicht? Welchen wurde vielleicht Unrecht getan, welche wurden lächerlich überbewertet? Bloße Feststellungen und Fakten gibt es auf Wikipedia, mir liegt ein persönlicher Rückblick am Herzen. Denn - und so viel will ich bereits vorwegnehmen - ich zähle jeden Tag bis zum Kinostart von "Avengers: Age of Ultron".

Auf hoffentlich viel Lesespaß, einen hitzigen Meinungsaustausch und ran an die ersten beiden Filme.