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Inhalt

In einem japanischen Kriegsgefangenenlager an der Thailand-Burma-Eisenbahnstrecke beschäftigen den Sanitätsoffizier Dorrigo Evans die Erinnerungen an seine Affäre mit Amy, der Frau seines Onkels – Erinnerungen, die ihm gleichzeitig Kraft geben und Qualen bereiten, während er seine Tage damit verbringt, in einer vom Tod gezeichneten Welt Menschen am Leben zu erhalten. Die Liebe zwischen ihnen nahm ihren Anfang, als sie sich zufällig in einem Buchladen trafen, und seitdem ist Dorrigo trotz seiner langjährigen Ehe mit einer anderen Frau in Gedanken immer auch bei Amy.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Die Leute wollten Geschichten von Elementen und Kameradschaft, sagt der Chirurg und Veteran Dorrigo Evans (Ciarán Hinds, Small Things Like These) in einer frühen Szene Justin Kurzels (The Order) ambivalenten Amalgams aus Kriegsdrama und Romanze. Die von Shaun Grant adaptierte Verfilmung Richard Flanagans gleichnamigen Romans, der 2014 den renommierten Booker Prize erhielt, impliziert mit solchen markigen Sätzen, das zu liefern, woran Evans liegt: „Die Wahrheit“. Diese in edle Hochglanz-Bilder gegossene „Wahrheit“ sind ironischerweise solche hehren Storys von brutalen Gefechten und Männerzusammenhalt.

Dabei ist das fast ausschließlich auf ein Gefangenenlager begrenzte Kriegsgeschehen nur einer der drei narrativen Stränge, die jeder zu einer anderen Zeit liegen. In der vage als Rahmen angelegten Handlungsebene 1989 veröffentlicht der alte Evans ein Buch mit Erinnerungen und Zeichnungen seiner Monate als Kriegsgefangener in Thailand während des Zweiten Weltkriegs. Diese Ereignisse um 1943 sind die zweite Ebene, die ihn und seine Kameraden beim Bau einer Eisenbahn durch den Dschungel unter unmenschlichen Bedingungen zeigen. 

Die letzte, chronologisch früheste Ebene spielt 1940 in Adelaide, wo sich ein junger Evans (Jacob Elordi, Wuthering Heights) eine leidenschaftliche Affäre mit Amy (Odessa Young, The Damned) beginnt. Dass er mit der vornehmen Ella (jung: Olivia DeJonge, The Staircase; älter: Heather Mitchell, Blaze) verlobt und schließlich verheiratet ist und Amy Ehefrau seines Onkels, hält sie nicht ab. Das Verhältnis besteht bis in die dritte Ebene als offenes Geheimnis und ist eigentlicher Fokus der Inszenierung. Narben des Herzens schmerzen hier mehr als alte Wunden. 

In einem Interview über seine Kriegsgefangenschaft erzählt der verschlossene Protagonist von der Schande, das eigentliche Kampfgeschehen verpasst zu haben. Dieses Gefühl der vertanen Zeit betrifft auch seine nie ganz ausgelebte Beziehung zu Amy. Allerdings ist das Leben in einer Luxusvilla vom Erbreichtum der schönen Ella eine beneidenswerte Form des Leidens. Noch seichter ist beider junge Liaison, getaucht in warme Sepiatöne. Das kontrastierende Schmutzig-Grün des Dschungellagers wirkt in dieser dramaturgischen Klammer wie ein Fremdkörper statt wie ein Bindeglied. 

Fazit

Obwohl Justin Kurzel vor grausamen Szenen nie zurückscheute, liegt sein dramatischer Fokus von jeher weniger auf der Gewalt selbst als auf deren Liminalität: die Ursachen, die psychischen und soziologischen Effekte, die Nachwirkungen. Für eine solche Betrachtung scheint die dreigliederige Struktur Richard Flanagans Romanvorlage optimal. Doch Shaun Grants Skript liefert eine seichte Edelschnulze, voll selbstzweckhafter Soft-Sex-Szenen und Schauaufnahmen modellhafter Körper, gekünstelter Dialoge und peinlicher Pseudo-Intellektualität. Die Gefangenschaft entspricht diesem Formalismus als fragmentarisches Kriegskino voll Charakter-Prototypen. Gediegenes Schauspieltheater, das sein Ensemble ernüchternd unterfordert. 

Kritik: Lida Bach

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