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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Blaze ist 12. Als sie ein Gewaltverbrechen beobachtet, gerät ihre heile Welt ins Wanken. Unfähig darüber zu sprechen, zieht sie sich immer mehr in ihr Schneckenhaus zurück. An einen Ort, den sie mit einem Drachen teilt, der ihr Schutz bietet. Als dem mutmaßlichen Täter der Prozess gemacht wird, glaubt dem verängstigten Mädchen niemand. Zerrissen vom Gefühl nicht verstanden zu werden, gerät Blaze an ihre kindlichen Grenzen. Ob ihr Drache die Mauern der Isolation niederbrennen kann?

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Gesehen im Rahmen des zehnten HARD:LINE International Film Festival.

Auch beim zehnjährigen Jubiläum des HARD:LINE Festival in Regensburg wurden wieder Publikumspreise verliehen. Die Zuschauer*innen wählten beim „Silver Razor Blade“ den besten Kurzfilm und beim „Golden Razor Blade“ den besten Langfilm des aktuellen Programms. Bei Letzterem fiel das Urteil zugunsten von Blaze aus, dem Spielfilmdebüt der australischen Regisseurin & Autorin Del Kathryn Barton, die zuvor lediglich zwei Kurzfilme inszeniert hatte. In Anbetracht der qualitativ starken Filmauswahl dieses Jahres ein echtes Ausrufezeichen, dessen Sichtung wir bei unserer offiziellen Akkreditierung leider verpasst haben. Dank der Organisatoren des HARD:LINE Festivals konnten wir uns nachträglich doch noch einen Eindruck des diesjährigen Publikumslieblings machen, was alles andere als selbstverständlich ist. An dieser Stelle daher nochmal ein dickes Dankeschön.

Blaze, so heißt die 12jährige Protagonistin (Julia Savage, The Clearing), die eines Tages Zeugin einer Vergewaltigung mit Todesfolge wird. Schwer geschockt verschweigt sie zunächst ihr Wissen, DNA-Spuren am Tatort beweisen jedoch ihre Anwesenheit. Ihr alleinerziehender Vater Luke (Simon Baker, The Mentalist) ist mit der Situation genauso überfordert wie seine Tochter, die schließlich den Täter vor Gericht eindeutig identifiziert. Allerdings wird ihre Aussage von der gewieften Anwältin des Angeklagten derart zerpflückt und ihre Glaubwürdigkeit in Frage gestellt, dass es am Ende zu einem Freispruch kommt. Ein weiterer, schwerer Schlag für das junge Mädchen, das neben den bereits vorhandenen Traumata nun noch mit zusätzlichen Selbstzweifeln, Schuldgefühlen und Angstzuständen zu kämpfen hat. Als Bewältigungsstrategie hilft ihr die imaginäre Präsenz eines Drachen, der sich mehr oder weniger schützend vor sie stellt. Allerdings gerät sie in der Folge in die Mühlen von Justiz, „Fürsorge“ und Psychiatrie. In einem Alter, in dem selbst unter normalen Umständen alles sehr kompliziert erscheint. An der Schwelle zur Adoleszenz muss sich Blaze mit so vielen inneren und äußeren Dämonen auseinandersetzen, dass selbst ein mächtiger Drache in seiner Schutzfunktion an seine grenzen stößt.

„I know what I saw!“

Im Gegensatz zu den vielen, reinrassigen Genre-Filmen im üblichen Programm des HARD:LINE Festivals erweist sich Blaze als sensibles Coming-of-Age-Drama, das sein fantastisches Element eher als Metapher verwendet. Anhand der Präsenz des Drachen wird der innere Konflikt der von Julia Savage stark gespielten Protagonistin verbildlicht, welcher gleichzeitig eine deutliche Systemkritik darstellt, bezogen auf Justiz und insbesondere den Umgang mit jugendlichen „Problemfällen“, die erst durch besagte Instanzen zu solchen gemacht werden. Del Kathryn Barton beweist hohe Empathie bei der Darstellung und Charakterisierung ihrer Hauptfigur und beschreibt eindringlich, das Zeug*innen von Gewaltverbrechen gleichzeitig auch Opfer sein können. Blaze findet dabei immer wieder eindringliche wie berührende Momente, die auch außerhalb des bedrückenden Kontext Akzente setzen können. Der Film schildert im Prinzip einen durch äußere Umstände überaus verkomplizierten Prozess, der an sich ganz natürlich ist. Das gelingt der Filmemacherin überwiegend überzeugend, auch durch den charmanten wie liebevollen Einsatz von Stop-Motion-Sequenzen, die das fantastische Element des Films optisch unterfüttern.

Allerdings muss man sich die Frage stellen: wie wichtig ist dieses fantastische Element wirklich für den Film? Tatsächlich bleibt am Ende der Eindruck zurück, dass Blaze auch ohne diese „Spielerei“ nicht nur funktionieren würde, sondern vielleicht sogar besser sein könnte. Schlussendlich ist es „nur“ Stilmittel für eine charmante Metapher, deren Intention aber schon effektiv und bedeutungsvoll genug ist. Blaze wirkt dadurch wie ein bewusst als solches platziertes „Independent-Darling“, welches ehrlich gesagt dadurch keinen großen Mehrwert gewinnt. Außer, dass er so auch ein Publikum abgreift, welches sonst eventuell nicht auf ihn aufmerksam geworden wäre. Das wirkt – rein nach Kalkül – wie ein cleverer Publicity Stunt. Allerdings ist das vermutlich wirklich unabsichtlich bzw. unglücklich. Denn so authentisch und liebevoll wie alles andere erscheint, ist Blaze vielleicht eher etwas zu überambitioniert, was allerdings nicht richtig negativ ins Gewicht fällt. Lediglich noch Luft nach oben lässt, was in Anbetracht der Umstände und der überraschend starken Prämisse nur recht und billig ist.

Fazit

Ein echtes Herzensprojekt. „Blaze“ hätte sogar noch viel mehr Potenzial, aber dieses einfallsreiche Coming-of-Age-Drama bietet auch so verdammt viel an und erweist sich als kreative wie sensible Studie eines kindlichen Charakters am Scheidepunkt. Es verwundert kaum, dass dieser Film zum Liebling des diesjährigen HARD:LINE Publikums wurde. Ein typischer Crowdpleaser – was nicht zwangsläufig negativ behaftet sein muss.

Kritik: Jacko Kunze

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