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1x1 – Folge 1

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Inhalt

Adolfo Suárez blieb sitzen, als am 23. Februar 1981 im Kongress die Kugeln der Putschisten um ihn herumflogen, während sich alle Abgeordneten außer Gutierrez Mellado und Carrillo unter ihren Sitzen versteckten.

Kritik

Dass Alberto Rodríguez‘ (Los Tigresepisodische Adaption Javier Cercas’ (Las leyes de la fronteragleichnamigen Bestsellers über Spaniens gescheiterten Staatsstreich des 23. Februars 1981 so bemerkenswert ist, liegt weniger an der Überzeugungskraft von Maske und Kostümen, den hohen Produktionswerten und soliden Darstellungen, als ihren inszenatorischen Widersprüchen. Ein spannungsgeladener Geschichtsmoment wird in filmischer Form zur staatsbürokratische Seifen-Oper und was eine sezierende Analyse sein soll, entpuppt sich als diffuse Ideologisierung. Die persönlichen und politischen Interessen hinter dem Coup werden ebenso oberflächlich abgehandelt wie die komplexen Motive der darin verstrickten Männer. 

Das sind laut der simplizistischen Story der amtierende Präsident Adolfo Suárez (selbstgenügsam verkörpert von Álvaro Morte, Zwei Gräberdas kommunistische Partei-Oberhaupt Santiago Carrillo (Eduard Fernández, Mit eiserner Hand) sowie Generalkapitän und Vizepräsident Manuel Gutiérrez Mellado (Manolo Solo, Close Your Eyes). Die ersten Akte illustrieren jeweils den persönlichen Hintergrund eines der drei Parlamentarier, die sich durch ihre vermeintliche Gelassenheit während der kritischen Sekunden des geplanten Coup d’état auszeichneten. Dass diese Stoik wohl eher Schockstarre und Verwirrung war, verweist exemplarisch auf die revisionistische Romantisierung sowohl der Protagonisten als auch der kritischen Titelminuten.

Jene durch ikonische Fotos und TV-Aufnahmen dokumentierten Augenblicke, in denen Kugeln die Decke des spanischen Parlamentshauses beschwört die taktische Inszenierung immer wieder, mal in Echtzeit, mal in Zeitlupe und wanderndem Fokus auf verschiedene Beteiligte. Unter ihnen erhalten Putschisten-Anführer Antonio Tejero (David Lorente, You Would Do It Too) mit gezückter Pistole, Schnauzer und Barett wie für die Geschichtsbücher herausgeputzt, und seine bewaffneten Begleiter, die Offiziere Jaime Milans del Bosch (Óscar de la FuenteDer perfekte Chef) und Alfonso Armada (Juanma Navas, Das Tal der vergessenen Kinderironischerweise die geringste Aufmerksamkeit. Ihre totalitäre Position verblasst patriotischen Pathos des Finales.

Das akkumuliert nicht nur die einzelnen Handlungsstränge, sondern deren theatralische Gewichtigkeit der ambivalenten Rekonstruktion. Deren optisch präzise Nachstellung des realen Szenarios kaschiert den konformistischen Konsens des Plots. Der verklärt quasi-faschistische Falangisten und national-konservative Hardliner zu Helden der Demokratie, übergeht die konfliktive Position der kommunistischen Partei und zelebriert ein nationales Ideal bedenklich nah an der identitären Ideologie der Putschisten. Für psychologische Nuancen ist ebenso wenig Raum wie für politische Feinheiten. Die nahezu völlige Abwesenheit weiblicher Figuren unterstreicht den reaktionären Unterton der kalkulierten medialen Mythologiesierung. 

Fazit

Zu selbstverliebt für echte Reflexion, kann Alberto Rodríguez filmisches Mammut-Projekt die machiavellistischen Verstrickungen hinter dem in Spanien “23-F” genannten Putsch-Versuch von 1981 ebenso wenig entwirren wie die Psyche der Beteiligten. Deren patente Verkörperung durch das Hauptdarsteller-Trio tragen die plakativen Charakterporträts, die kaum mehr bieten als ein Wikipedia-Artikel. Gezwungener Humor, dramaturgische Behelfsmittel wie ein schulmeisterlicher Hintergrundkommentar und anekdotische Banalitäten konterkarieren den Anspruch auf Spannung, politologische Präzision und akribische Analyse. Bemerkenswert ähnliche Maske und Szenenbild mindern nicht die historiographische Redundanz des konventionellen Kostümkinos. 

Kritik: Lida Bach

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