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Quelle: themoviedb.org

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Shideh ist eine Mutter in Teheran Mitte der 80er Jahre. Ihre Zukunft als Medizinstudentin wurde vom System verbaut und allabendlich muss sie mit ihrer Tochter in einen Bunker fliehen. Es herrscht Krieg zwischen Irak und Iran. Eines Nachts durchschlägt sogar eine Rakete Shidehs Hausdach. In diese widrigen Umstände kracht nun auch noch ein Dämon. Und als Shideh und ihre Tochter von ihm heimgesucht werden, ist die Bedrohung auch deshalb so greifbar, weil der Dämon Ausdruck ihrer Lebenssituation ist.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Das iranische Kino ist schon seit Jahren im Aufbruch, immer wieder erreichen uns kleine Perlen iranischer Filmemacher, die auch deswegen so beeindruckend sind, da sie sich kritisch mit dem eigenen Land auseinandersetzen, was für die Beteiligten viele Probleme mit sich bringen kann. Horrorfilme sind noch eher eine Seltenheit, doch auch hier konnte man 2014 mit "A Girl Walks Home Alone At Night“ bereits einen sehr beeindruckenden Beitrag leisten. Mit "Under The Shadow" legt der Iran nun noch einmal gewaltig nach, für Babak Anvari als Debütfilm ein Volltreffer. Geschafft hat es "Under The Shadow" bereits bis nach Sundance, wo er überaus positiv aufgenommen wurde. Der Buzz sorgte auch sogleich dafür, dass sich XYZ Films die Kinorechte für die USA sicherten und Netflix den Film für sein Streaming-Programm einkaufte.

"Under the Shadow" spielt fast ausschließlich in einem Wohnhaus mitten in Teheran zu Zeiten des Krieges und ist zunächst als Drama mit familiären Konflikten aufgebaut. Am ehesten vergleichbar ist der Film mit dem australischen Horrorhit "The Babadook", in welchem eine Mutter ebenfalls völlig überfordert mit dem Alltag und der Erziehung ihres Kindes war, sie Ereignisse aus der Vergangenheit plagten und ihr die Einsamkeit völlig zu schaffen machte. Ähnlich ergeht es Shideh (Narges Rashidi), deren Traum, Ärztin zu werden, von dem repressiven Regime zunichtegemacht wird, weil sie sich in ihrer Vergangenheit politisch zu weit links eingesetzt hat. Verdonnert, auf ewig Hausfrau zu bleiben, wird sie zudem von ihrem Mann, ausgerechnet Arzt, allein gelassen, da er in ein Krisengebiet einbestellt wird. Die Isolation der Außenwelt, die Grenzen, die ihr vom Staat gegeben werden sich nicht so entfalten zu können, wie sie es sich erträumt, die Einschränkungen, die sie zusätzlich als Frau im Iran in Kauf zu nehmen hat, die Nutzlosigkeit, die sie empfindet, all das belastet Shideh psychisch sehr. Zusätzlich sollte man natürlich nicht vergessen, dass in der Umgebung auch noch ständig Bomben hochgehen und nach und nach auch die Nachbarn des Hauses Teheran verlassen, so dass selbst innerhalb dieses kleinen Mikrokosmos, an den Shideh gebunden ist, die Einsamkeit erdrückender wird.

Bis hierhin funktioniert "Under The Shadow", auch ohne klassische Horrorelemente, als Drama bereits wunderbar und hätte sogar auf diesem Gerüst bis zum Schluss hin fortgeführt werden können, ohne an Faszination zu verlieren. Babak Anvari setzt seine Charaktere in den Vordergrund, ihre Ängste und ihre Wünsche, und reichert seinen Film mit unglaublich vielen symbolischen Elementen an, mal mehr mal weniger auffallend, mit denen er auf diverse Umstände hinweist oder auch Kritik am Iran ausübt, von Unterdrückung bis hin zum religiösen Fanatismus oder Aberglauben. Hauptcharakter Shideh mag zwar im islamischen Gottesstaat leben, zeigt aber dass sie eigentlich weit offener und teilweise nach westlichen Werten eingestellt ist, eben anders als es von ihr erwartet wird. So wird beispielsweise ein Jane Fonda-Aerobic-Video, welches sie sogar vor ihren neugierigen Nachbarn geheim halten muss, da sie bereits für den Besitz verhaftet werden könnte, zur täglichen Abwechslung und Flucht aus dem Alltag.

Doch "Under the Shadow" ist nicht nur einfach ein kritisch eingestelltes Psycho-Drama, sondern mischt mit der Zeit auch paranormale Elemente hinein und bewegt sich dann auch stark in Richtung Horror. Eines Tages landet eine Rakete in Shidehs Dach, die glücklicherweise nicht detoniert ist. Doch mit dem Blindgänger mehren sich auch die merkwürdigen Ereignisse. Ein vom Krieg traumatisierter Junge, der seit dem Tod seiner Eltern kein Wort gesprochen hat, soll nun angeblich der kleinen Tochter zugeflüstert haben, dass sie von einem Dämon heimgesucht werden.  Auch die abergläubische Nachbarin bestätigt diesen Verdacht. Davon will die rational eingestellte Shideh nichts wissen, muss mit der Zeit aber erkennen, dass sie sich womöglich doch täuscht. Oder ist all das nur Einbildung und eine Folge ihres eigenes psychisch labilen Zustands?

Bereits durch die Kriegssituation erzeugte "Under The Shadow" eine sehr unangenehm düstere Atmosphäre, mit dem Hinzukommen des Djinns und dem Wegzug der Nachbarn treibt es Babak Anvari aber nach und nach auf die Spitze. Special Effects kommen nur sehr spärlich zum Einsatz, ohnehin ist nur selten etwas sichtbar, doch die blanke Angst und der Horror, den Mutter und Tochter nun erleben, überträgt sich auch intensiv auf den Zuschauer. Babak Anvari jongliert meisterhaft mit den Horrorelementen und lässt den ohnehin schon intensiven Film zur wahren Nervenpartie für den Zuschauer werden. Unangenehmerweise sind Mutter und Tochter auch völlig auf sich allein gestellt. In einer Szene verlassen beide beispielsweise panisch das Haus, um sich in Sicherheit zu bringen, nur um im nächsten Moment von Sittenwächtern auf der Straße festgenommen zu werden, da sie als unverschleierte Frauen draußen nichts zu suchen haben.

"Under the Shadow" zeigt sich auch auf darstellerischer Seite sehr stark. Narges Rashidi schlägt sich als Hauptdarstellerin außerordentlich gut und spielt die Rolle sehr vielschichtig, all den Terror, den sie erlebt, weiß sie  wunderbar zu portieren. Die junge Avin Manshadi macht sich in ihrer ersten Rolle soweit auch sehr ordentlich.

Fazit

Viel Stoff, den Regisseur Babak Anvari in knapp 84 Minuten in sein Horror-Drama "Under The Shadow" einfließen lässt. Das tut er jedoch so gekonnt und clever, dass "Under The Shadow" nie daran erstickt. Ein unglaublich düsterer, beklemmender Horrortrip, der fasziniert, schockiert und unter die Haut geht. Der nächste Volltreffer aus dem Iran!

Kritik: Sebastian Stumbek

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