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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Die 22jährige Lea ist unheilbar an Mukoviszidose erkrankt. Die einzige Möglichkeit, ihr Leben bis ans Ende selbst zu bestimmen, sieht Lea in einer Reise in die Schweiz und der dort möglichen Inanspruchnahme von Sterbehilfe. Leas Entschluss steht fest: per SMS ruft sie ihre Schwester Rita, die Oma Maria und auch ihre Mutter Hannah zu sich nach Zürich, um ihren Geburts- und Todestag im Kreis der Familie zu verbringen. Doch in Zürich prallen Welten aufeinander, denn Leas Mutter ist überhaupt nicht bereit, das Leben ihrer Tochter kampflos aufzugeben. Während Lea versucht den richtigen Weg aus dem Leben zu finden, muss die Familie lernen Leas Entscheidung anzunehmen oder endgültig auseinanderzubrechen.

Kritik

Bald läuft der neue Schweighöfer im Kino. Im TV wird mal wieder ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte verwurstet. Beides Garanten für einen Erfolg.
Doch der deutsche Film ist auch bekannt für schwermütige Dramen, die meist in der großen Masse untergehen und kaum Beachtung finden. Besonders schwer haben es Filme wie „Halt auf freier Strecke“ oder „Heute bin ich blond“, die sich mit dem leiden und sterben von Menschen wie Du und ich auseinandersetzen. Schwierige Themen, mit denen wir uns am liebsten nicht im Kino belasten wollen.

Und morgen Mittag bin ich tot“ schlägt ebenfalls in diese Kerbe und konnte auf diversen Festivals bereits einiges an Kritikerlob einheimsen. Im Mittelpunkt steht die 22jährige Lea, die seit ihrer Kindheit an Mukoviszidose leidet, eine geerbte Stoffwechselerkrankung die unheilbar ist. Nachdem der Arzt Lea nur noch wenige Monate bis zur ihrem Tod prophezeit und sie sich ohnehin nicht mehr ohne Atemgerät bewegen kann, trifft sie eine folgenschwere Entscheidung: Sie möchte sterben, bevor ihr Leid noch schlimmer wird und sie qualvoll erstickt, so wie es ihrem Bruder Jahre zuvor widerfahren ist. Ein normales Leben ist ihr schon lange nicht mehr möglich, selbst eine Treppe kann sie kaum noch bewältigen. Daher reist sie allein in die Schweiz,  nach Zürich, wo aktive Sterbehilfe in kontrollierter Umgebung möglich ist und straffrei bleibt. Zumindest, wenn keine egoistischen Motive vorliegen und der Todeswunsch allein daraus resultiert, unheilbar krank zu sein. Leas Geburtstag jedenfalls soll gleichzeitig ihr Todestag sein. Dazu lädt sie ihre Familie ein, die noch nichts von ihrem Vorhaben weiß.

Und morgen Mittag bin ich tot“ ist der erste Kinofilm von Regisseur Frederik Steiner. Ein Film, so aufwühlend und bewegend, dass er lange nach Filmende beim Zuschauer nachwirkt. Das liegt vor allem an den brillanten Darstellern und der sehr authentischen, fast schon dokumentarischen Inszenierung. Viele Szenen wirken überaus real und das ist unbequem. Liv Liesa Fries, manchen vielleicht bekannt aus „Die Welle“, spielt Lea sehr eindringlich und sympathisch. Gerade in körperlich anspruchsvollen Leidensszenen wächst sie über sich hinaus und lässt den Zuschauer regelrecht mitleiden. Eigentlich wünscht man ihr nur das Beste, Gesundheit und Spaß am Leben. Aber Lea hat Schmerzen, hustet Schleim und Blut und weiß, dass ihr Leben an einem Ende angelangt ist. Ein Blick in ihre traurigen Augen sagt alles.
Nicht minder mitreißend und emotional spielt Lena Stolze Leas Mutter, die immer für ihre Tochter gekämpft hat und glaubt, dass eine Lungentransplantation die große Wende bringt. Sie kann nicht wahrhaben, dass ihre Tochter aufgegeben hat. Auch Leas Schwester (ebenfalls toll: Sophie Rogall) muss sich erst damit abfinden, sich für immer von Lea verabschieden zu müssen. Aber Lea kämpft um die Freiheit, selbst über ihr Leben und den Tod entscheiden zu dürfen.

Der Film beginnt mit Leas Fahrt nach Zürich und zeigt den letzten Tag in ihrem Leben. Das allein klingt schon nach schwermütiger Kost, doch Regisseur Steiner gelingt es geschickt, auch humorvolle Töne in die Handlung zu stricken. Lea will ihre letzten Stunden im Leben mit Freude füllen. Noch ein letztes Mal Fahrrad fahren, eine Bootsfahrt machen, Bier trinken und ein Schnitzel essen. Dank dem überzeugenden Schauspiel von Liv Liesa Fries sind diese Momente Filmminuten, in denen auch der Zuschauer entspannen kann, sieht man doch ansonsten fast zwei Stunden lang einen kaum noch zu Atem kommenden leidenden Menschen. Als Lea den psychisch kranken Moritz (Max Hegewald) trifft, scheinen sich zwei Menschen gefunden zu haben, die sich gegenseitig Mut geben können. In solchen Momenten lässt der Film immer mal wieder Hoffnung aufkeimen, Lea könnte doch noch die Wende schaffen. Doch anders als in „Heute bin ich blond“, in dem die Protagonistin sich nie aufgegeben hatte und den Alltag mit Ironie und viel Zynismus meisterte, wird diese Hoffnung in „Morgen Mittag bin ich tot“ durch tieftraurige Momente schnell wieder im Keim erstickt. Moritz jedenfalls verschwindet wieder ebenso schnell aus der Handlung wie er aufgetaucht ist.
Genau hier offenbart das Drehbuch auch einige Schwächen, denn der Nebenstrang mit Moritz wirkt etwas zu konstruiert. Das gilt auch für den auftauchenden Ex-Freund, der im von Frauen dominierten Film eher wie ein Fremdkörper wirkt und keinen Einfluss auf die Handlung hat.

Loben muss man abschließend noch die guten Dialoge, die das Innenleben der handelnden Personen offenbaren und zutiefst menschlich und nachvollziehbar wirken. Die Musik kommt nur dezent und zurückhaltend zum Einsatz und drückt zusätzlich auf die Tränendrüse. Man sieht ein verregnetes Zürich und macht sich unweigerlich Gedanken, wie man wohl selbst seine letzten Stunden gestalten würde.

Fazit

Schon länger wird in Deutschland um das für und wieder aktiver Sterbehilfe diskutiert. Regisseur Frederik Steiner bezieht mit seinem Sterbedrama keine eindeutige Position. Das ist auch nicht seine Absicht. Viel mehr zeigt er die tragischen letzten Momente eines sterbenskranken jungen Mädchens, das eigentlich noch so viele nicht realisierte Träume hatte und bis zuletzt ein selbstbestimmtes Leben führen will.
Das ist mutig inszeniert und von der Hauptdarstellering Liv Lisa Fries überaus herzzerreißend gespielt. Nicht nur die weiblichen Zuschauer werden sich im Kino einen Kloß im Hals verdrücken müssen.

Kritik: André Schiemer

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