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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Für Math und seine Freunde, zählt nur Weniges im Leben wirklich: Skateboards, Drogen, Sex und Klamotten. Aus zerrütteten Familienverhältnissen stammend, müssen sie alleine zusehen, wie sie klarkommen. Ohne Rücksicht auf Gesundheit und Selbstachtung tun sie alles, um sich ihren Lebensstil finanzieren zu können. Als sie im Internet auf Werbeanzeigen für Escort-Services stoßen, sehen sie das schnelle Geld vor Augen und verkaufen ihre Körper. Es sind vorwiegend alte Männer, die ihre Dienste in Anspruch nehmen, um ihre Fantasien auszuleben. Anfangs noch stolz auf ihre hohen Einnahmen, geraten die Jugendlichen schnell immer tiefer in den Sumpf aus bezahlter Befriedigung, Demütigung und Selbstzerstörung, bis sie ihre eigenen Körper nicht mehr riechen können...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Das populäre Zitat „Youth is wasted on the young“ hat sich neben Autoren wie Bret Easton Ellis wohl kaum ein anderer Filmemacher so sehr zu Herzen genommen wie der skandalträchtige US-Regisseur Larry Clark (Ken Park). Für erzürnten Aufruhr sorgte der in Oklahoma geborene Künstler das erste Mal vor seiner eigentlichen Filmkarriere, als er das Fotobuch Tulsa veröffentlichte. Für das Werk, das Clark nach seinem Geburtsort benannte, fotografierte er die amerikanische Jugend, wie er sie zum damaligen Zeitpunkt wahrnahm. Die von lethargischer Verlorenheit durchzogenen Schwarz-Weiß-Bilder zeigten eine Reihe junger Menschen unter anderem beim Konsumieren von Drogen oder Posieren mit Schusswaffen, wobei sich Clark primär den überwiegend entblößten Körpern widmete, in denen Einstichwunden von Spritzen zu sehen waren oder die Nadel im Moment der Aufnahme gerade unter die Haut geschoben wird. Mit seinem Filmdebüt Kids, für das Harmony Korine (Gummo) das Drehbuch schrieb, fasste Clark seine Obsession mit der Verrohung einer abgestumpften Jugendgeneration, der er selbst entstammt, in eine ebenso radikale wie authentische Milieustudie.

Sein 1995 erschienenes Porträt schilderte ein New York, das von ziellosen, frustrierten, gelangweilten oder betäubten Teenagern bevölkert wurde, die sich ihre Zeit bevorzugt mit Skaten, Alkohol und Sex totschlugen. Gleichzeitig war der Film eine beeindruckende Reflexion der massiv aufkommenden AIDS-Welle, die zahlreichen jungen Leuten auch noch den letzten Funken an Perspektive raubte. Mit nachfolgenden Filmen wie Ken Park und Bully - Diese Kids schockten Amerika festigte Clark seinen Status als furchtloser Punk-Musiker unter den etablierten Regisseuren, der sein Publikum in Bezug auf die Verfassung einer Jugendkultur, die kaum noch zu retten ist, wieder und wieder zum Hinsehen zwang, wo ansonsten automatisch ein Abwehrreflex des Wegsehens einsetzen würde. Fast 20 Jahre nach seinem Regiedebüt ist der Regisseur für The Smell of Us nun abermals zu jener Jugendkultur zurückgekehrt, die sich im Laufe der Jahrzehnte nach der Ansicht des Regisseurs offenbar kein bisschen verändert hat. 

Wie ein auf Valium gedrehtes Remake von Kids wirkt Clarks bislang achter Spielfilm, wenn die Kamera von Hélène Louvart erneut verschiedene Jugendliche einfängt, diesmal in Paris, die Kleidung von Skater-Modelabels wie Supreme tragen, an trostlosen öffentlichen Plätzen abhängen oder mit Joint im Mund Sex haben, während sie von Handykameras um sich herum gefilmt werden. Anstatt Telly und Casper tragen die Figuren hier Namen wie Math, JP oder Pacman, doch charakterlich gesteht der Regisseur ihnen kaum mehr als symbolischen Status zu. Wieder geht es Clark um entblößte Körper, die er in zahlreichen Nahaufnahmen erforscht. Wie eine Hand wiederholt unter die Hose in den Schritt wandert oder zwei Menschen eng umschlungen förmlich miteinander verschmelzen. Den regelmäßig angebrachten Vorwurf, er würde seine vorwiegend minderjährigen Darsteller vor der Kamera ausgiebig für pornographische Zwecke missbrauchen, scheint der Regisseur erst recht bekräftigen zu wollen, indem er diese Art von Szenen mit regelrechtem Überschwang zelebriert. 

Auch sich selbst hat Clark daher eine Rolle in diesen Film geschrieben, für die er einen in die Jahre gekommenen Obdachlosen mit dem Spitznamen Rockstar spielt, der neben einem Alkoholproblem offenbar eine Vorliebe für jüngere Männer hegt. Wie eine selbstgefällige Provokation wirkt in diesem Zusammenhang eine Szene, in der dieser Rockstar gut eine Minute lang an den Zehen eines Jugendlichen lutscht und saugt, welcher als Escort-Boy regungslos vor dem Mann liegt und dessen Fetisch stumm über sich ergehen lässt. In gewisser Weise stellt dieser Moment nebenbei eine adäquate Zustandsbeschreibung des Publikums dar, das sich diesen Film ansieht. Die meiste Zeit über wirkt The Smell of Us, für den der Regisseur zentrale Motive seines Schaffens wie jugendliche Verrohung, lethargische Isolation, abgestumpfte Körperlichkeit und seelisch missbrauchte Individuen zitiert, wie der uninspiriert ausgelebte Fetisch eines Regisseurs, der vom Zeitgeist längst abgehängt worden ist. Konsequent verzichtet Clark auf eine übergreifende Handlung, um seinen Film wie eine Abfolge loser Momentaufnahmen zu gestalten, die aufgrund der oftmaligen Unterstützung von Originalsongs auf der Tonspur den Eindruck verschiedener Musikvideos erwecken. 

Während der Regisseur vor Jahrzehnten noch zu den präzisesten Beobachtern der jeweiligen Jugendkultur zählte und sich trotz des schon damals erheblichen Altersunterschiedes als Filmemacher mit beängstigend dokumentarischer Kraft wie ein dazugehöriger Teil unter ihnen bewegte, wirkt er durch diesen Film hingegen wie ein ratloser, überforderter Außenseiter. Auch wenn vereinzelte Einstellungen gelegentlich die Gestalt von verpixelten Handyvideos annehmen, durch die die Perspektive einer modernen, auf digitale Bilder fixierten Generation zum Ausdruck kommen soll, behandelt der Regisseur die Jugendlichen in The Smell of Us, die ihre Körper aus purer Langeweile oder wegen der Aussicht auf teure Luxusgegenstände gegen Bezahlung wahlweise älteren Frauen oder Männern zur Verfügung stellen, wie blanke Abbilder der Jugendlichen, die sich in Clarks filmischen Anfängen auffinden lassen. Mit dem Unterschied, dass sich selbst diese im Gegensatz zum Regisseur vermutlich weiterentwickelt haben, während sich Clark wie ein widerspenstiges Relikt an unverbesserlich nihilistischen Traditionen festklammert.

Fazit

Mit „The Smell of Us“ will der skandalträchtige US-Regisseur Larry Clark ganz eindeutig noch einmal an den Stil seiner früheren Filme anknüpfen und erreicht das genaue Gegenteil des von ihm beabsichtigten Effekts. Sein Werk, für das er sich mit einer Gruppe Jugendlicher im gegenwärtigen Paris beschäftigt, wirkt wie ein auf Valium gedrehtes Remake seines einflussreichen Filmdebüts „Kids“. Dabei zitiert sich Clark nicht nur uninspiriert durch vertraute Motive seines Schaffens und inszeniert konsequent an interessanten Aspekten des fortgeschrittenen Zeitgeists vorbei, sondern antwortet auf drastische Vorwürfe zudem mit platter Provokation. Ein überflüssiges Spätwerk.

Kritik: Patrick Reinbott

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