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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

In den 70er Jahren wurde Xenia, ein kleiner Ort in Ohio, von einem Tornado heimgesucht und zerstört. Die Folgen sind so verheerend, dass der Ort sich zwanzig Jahre später noch immer nicht davon erholen konnte. Nichts geht weiter, abgesehen von der Zeit und dem Leben. Kinder werden in eine Welt geboren, in der es keine Ziele gibt. In der man nur seine Zeit absitzt, bis man nicht mehr am Leben ist. Denn das ist das Schöne am Leben. Man ist nicht tot.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Willkommen im Dreck“, so scheint aus jedem Frame von „Gummo“ zu quellen. Harmony Korine, der durch „Spring Breakers“ nun auch einem etwas größeren Publikum ein Begriff sein dürfte, lädt uns in seinem Debüt dazu ein, über den Tellerrand zu blicken und Oberflächensignale rechtmäßig zu reflektieren. Selbstverständlich richtet „Gummo“ seinen filmischen Blick wie durch eine beschmierte Scheibe auf die Existenz in Xenia, Ohio, welches im Jahre 1974 von einem Tornado heimgesucht wurde und sich bis in die 1990er Jahre nicht von der Verwüstung erholt hat. Korine aber stellt das hiesige Elend nicht aus, sondern erspart dem begegneten Sujet jeden tendenziösen Beigeschmack. Das wird vor allem daran deutlich gemacht, dass es „Gummo“ im Prinzip nicht darum geht, wie die Protagonisten an ihrer Umgebung scheitern, sondern vielmehr darum, wie sie den Versuch angehen, einen Sinn in der Sinnlosigkeit zu finden.

„Gummo“, das ist Gossenpoesie, die sich offensichtlich handlungsbefreit artikuliert, aber gleichwohl nicht inhaltslos auf den Zuschauer einschlägt. Korine thematisiert soziale Inkompetenz, unvertretbare Machtphantasien und die ewige Unausweichlichkeit von Gewalt. Da wird der Zuschauer erst einmal kopfüber in die White-Trash-Unkultur eingeführt und ein Junge mit pinken Hasenohren auf dem Kopf ins Zentrum gerückt, der halbnackt auf einer Brücke randaliert, kauert oder auf die unter ihm fahrenden Autos spuckt. Die Frage, die „Gummo“ allein hinsichtlich dieser Szene stellt, ist nicht, „Wieso tut dieser Junge das?“, sondern vielmehr, „Was bleibt ihm schon anderes?“. Andere spielen mit ihren Spielzeugpistolen auf dem Schrottplatz, streuen leere Machohülsen und suchen, könnte es doch ernst werden, schnell das Weite, während wieder andere ihren Alltag damit verbringen, Katzen zu jagen, zu misshandeln und ihre Kadaver zu verkaufen. Ist das nun purer Sadismus oder doch nur letzte Möglichkeit, ein leises Gefühl von Wertigkeit in diesem bis ins Mark verkommenen Mikrokosmos zu erlangen?

Niemand hält sie von ihrem Tun ab, es fehlt die elterliche Autorität, die führende Hand im Rücken, noch ist Harmony Korine daran interessiert, die (vordergründige) Hilflosigkeit der Kinder/Jugendlichen in irgendeiner Weise zu verharmlosen. Es geht ihm in seinem (Sozial-)Kaleidoskop darum, die Ambivalenz des Moments einzufangen und im selben Schritt zu porträtieren, wie schnell aus dem Nichts doch wenigstens Etwas werden kann. Genau dieser Ansatz ist in einer Szene besonders stark gelöst worden: Eine der Akteure (gespielt von Jacob Reynolds) besucht den lokalen Zuhälter, um dort mit einem geistig-behinderten Mädchen zu schlafen. Diesen so intensiv-berührende Augenblick schlachtet Harmony Korine nicht aus, er kehrt den plakativen Charakter quasi auf den minimalen Resonanzraum zurück und inszeniert einen Moment, voller ungeschönter, sensibler Warmherzigkeit. Korine, und das wird spätestens dann endgültig deutlich, bringt diesen perspektivlosen Menschen ehrliches Mitgefühl anstatt denunzierenden Hohn gegenüber.

Fazit

„Gummo“ ist kein Film, der sich an der Ausstellung von Mitgliedern der sogenannten „white trash“ Bevölkerung in Amerika ergötzt. Nein, er ist ein Film, der ihre Welt so nah und zeitweise feinfühlig wie möglich zeigt. Korine war im Drehprozess für Improvisationen offen und weigerte sich, die Amateur-Schauspieler von oben herab zu behandeln. Korine gibt seine Figuren weder der Lächerlichkeit Preis, noch bemitleidet er sie. Er zeigt sie, wie sie sind und erreicht gerade durch diese Passivität und den Abstand ein besonderes Band zwischen Zuschauer und Figur. Es geht hier nicht um eine Geschichte von Harmony Korine, sondern um die Menschen, denen man folgt. Ein gewagtes und interessantes Experiment, dessen Rechnung aufgegangen ist.

Kritik: Pascal Reis

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