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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Berlin, heute: Auf Drängen seiner Freunde, seiner Frau, Kinder und Enkel hatte sich Ludger Fuchs (Jörg Schüttauf) entschlossen, Einsicht in seine Stasi-Akte zu beantragen. Heute ist er ein prominenter, ja, populärer Romanautor, gestern war er ein Held des Widerstandes der DDR; er stand also zwangsläufig unter Beobachtung der Staatssicherheit. Stolz präsentiert Ludger seiner versammelten Familie die dicke Akte. Alles hat die Stasi dokumentiert und kommentiert: seine Wohnung, seine Katze, selbst Szenen mit seiner Frau Corinna (Margarita Broich) im Ehebett... Aber dann: „Was ist denn das?!“ Ein zerrissener und wieder zusammengeklebter Brief, sehr detailliert, sehr intim…. Also von Corinna war der bestimmt nicht, und Corinna will es jetzt genau wissen. Ludger wiegelt ab: „Das war doch vor Deiner Zeit...“ Aber es ist zwecklos, die Stasi hat alles genau dokumentiert. Wütend packt Ludger seine Akte zusammen und entflieht vor dem inzwischen handfest und laut gewordenen Ehestreit nach draußen. Vor dem Haus zündet er sich eine Zigarette an und bläst den Rauch nachdenklich in die Sonne. Und er erinnert sich an den jungen Mann (David Kross), den die Stasi einst angeworben hatte, um in die Bohème des Prenzlauer Bergs einzutauchen, sie auszukundschaften und zu zersetzen. Und wie ihm das Leben dort sofort so sehr gefallen hatte: die Freiheit, die Frauen (und nicht nur eine!), dass er schon bald seinen Auftrag vergessen hatte…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Film- und Theaterregisseur Leander Haußmann hat sich schon einige Male an Berlin, bzw. der DDR abgearbeitet. Neben der Sven Regener-Verfilmung Herr Lehmann sind vor allem Sonnenallee sowie NVA die wohl bekanntesten Werke des gebürtigen Sachsen-Anhalters. Mit Stasikomödie wird nun seine DDR-Trilogie abgeschlossen. Darauf warten mussten wir recht lange, aber gut Ding will eben Weile haben, vor allem wenn Corona den Kinostart verzögert. Jetzt ist es aber endlich so weit.

Doch die Vorfreude, die man dank der gelungenen Vorgänger berechtigterweise haben kann, erfüllt sich leider nicht. Waren Sonnenallee und NVA sympathische Geschichten über das Erwachsenwerden innerhalb des Arbeiter- und Bauernstaats, ist Stasikomödie  ein aufgedunsener Versuch aus den Verbrechen und Unmenschlichkeiten der Staatssicherheit (Stasi) ein Lustspiel zu machen, welches zwar immer wieder versucht mehr zu sein und mehr zu erzählen als eine Art Das Leben der Anderen auf Komödienstadl-Niveau, mit diesem Unterfangen allerdings kläglich scheitert.

Der „Held“ der Handlung, ein junger Stasi-Mitarbeiter namens Ludger (David Kross, Die Vermessung der Welt), soll die rebellische Boheme des Prenzlauer Bergs infiltrieren, findet aber dabei rasch heraus, dass ihm Partys mit halluzinogene Drinks, Diskussionen über Kunst und Kultur und vor allem die mitreißenden Energien einiger Damen mehr liegen, als Akteneinträge und Bespitzelungen. Aus diesem Zwist der Welten entspinnt sich eine Ansammlung von Nachahmungen gängiger und scheinbar unverwüstlicher Stereotype. Haußmann hantierte mit diesen bereits oft, doch hier bleiben sie allesamt kraftlos und frei jedweder Form von Scharfsinn. Egal ob Möchtegern-Bob Dylan oder sexuell experimentierfreudige Lebenskünstlerin, sie alle haben hier eines gemeinsam: Sie wirken wie Konzepte, nicht aber wie Figuren oder gar Menschen. Dabei ist es egal, ob sie eher introvertiert oder extrovertiert agieren.

Was sie mit der Geschichte gemeinsam haben, ist ihre mäandertest Naturell. Es dauert eine Weile, bis Stasikomödie in seiner Erzählung eine Art der Stringenz gefunden hat. Lange Zeit wirkt es mehr wie ein in sich hinein erzählen, ohne eine klare Absicht oder Ziel zu verfolgen. Das schlaucht und zerdehnt den Film auf störende Weise, der es selbst dann nicht schafft Fahrt aufzunehmen, wenn die Situationen immer abstruser werden und einige Figuren vollumfänglich die Grenze zum comic relief durchbrechen. Ob man damit die Gräueltaten der Stasi verharmlost oder die Stasi der Lächerlichkeit preisgibt, muss jeder für sich selbst entscheiden. So oder so verhebt sich Haußmann das ein und andere Mal im Ton. Wahrscheinlich der Versuch schwarzer Komik, die hier aber nicht aufgeht. Genau wie der Versuch, das Dilemma der Hauptfigur zu nutzen, um ihn sympathisch zu gestalten.

Fazit

Der Abschluss von Haußmanns DDR-Trilogie ist enttäuschend. Aufgedunsen und lange Zeit ohne eine wirkliche Stringenz erzählt "Stasikomödie" von so viel und doch über so wenig. Dass der Film dazu ungelenk zwischen Klamotte oder Aufarbeitung herum zittert, wirkt sich ebenfalls alles andere als gut auf die Geschichte vom Stasi-Mitarbeiter aus, der dank der Bohème des Prenzlauer Bergs zu sich selbst findet.

Kritik: Sebastian Groß

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