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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

US-Actionfilm aus dem Jahr 1991 mit Denzel Washington. Dem Polizisten Styles und seinem Partner gelingt im Jahre 1984 die Verhaftung des psychopathischen Killers Blake. Der Cop wird daraufhin als Held gefeiert. 1991 kann der Mörder aus dem Knast fliehen und sinnt auf Rache.

Kritik

Wirklich interessant, Ricochet - Der Aufprall aus dem Jahr 1991 nach so langer Zeit mal wieder zu sichten. Nicht nur, da das Werk seinerzeit hierzulande oftmals nur stark gekürzt gezeigt wurde und lange auf dem Heimkinomarkt schlicht nicht in einer brauchbaren Form verfügbar war, sondern da dieses typische B+-Movie der 90er (was eine schöne Zeit) beinah schon Nostradamus-eske Tendenzen besitzt. Wie zeitaktuell es den viralen Irrsinn mehr als dreißig Jahre später mehr oder weniger exakt widerspiegeln und gleichzeitig ad absurdum führen würde, konnte man sich damals vermutlich nicht mal in den kühnsten Träumen ausmalen. 

Der frischgebackene Streifenpolizist und zeitgleicher Jura-Student Nick Styles (Denzel Washington, The Equalizer) wird auch ohne Internet und Social Media, sondern schlicht durch analoge Berichterstattung (die Älteren werden sich vage erinnern) urplötzlich vom Nobody zum gefeierten Helden des öffentlichen Lebens, in dem er vor laufender Kamera den brandgefährlichen Psychopathen Blake (John Lithgow, Konklave) – zusätzlich in ziemlich lässiger Cowboy-Manier mit Schuss aus der entblößten Hüfte – dingfest macht. Für den dazugehörigen Oneliner würde er heutzutage natürlich direkt gecancelt werden, aber wenn selbst das noch zutreffen würde, müsste man Drehbuchautor Steven E. de Souza wirklich unterstellen, einen Fluxkompensator im Kofferraum zu haben. Den hatte er offensichtlich nicht, sonst wäre sein Skript zu Stirb Langsam vielleicht trotzdem (aus Gründen reiner Perfektion) sein Magnum Opus geblieben, er wäre aber mit Sicherheit nicht so hoffnungslos seinen selbstgeschaffenen, übergroßen Fußstapfen hinterhergehechelt, die er niemals wieder auch nur ansatzweise wieder ausfüllen konnte. Tatsächlich muss man Ricochet – Der Aufprall sogar zu seinen besten Arbeiten seitdem zählen, obwohl das Drehbuch – um es mal höflich zu formulieren – himmelschreiender Blödsinn ist, konzentriert man sich mal auf so triviale Dinge wie Glaubwürdigkeit oder selbst innere Logik, die ja schon immer eine gewisse Toleranz ermöglicht. Aber die Ausgangslage, die ist verblüffend relevant – was vermutlich auch dafürspricht, in was für einer absurden Realität wir uns heute teilweise befinden.

Nach seiner öffentlich hochgepushten Heldentat erklimmt Role Model Styles nicht nur in Windeseile die Karriereleiter der Polizei, er wird auch direkt nach abgeschlossenem Studium zum stellvertretenden Staatsanwalt und unweigerlich zum Kandidaten für den ganz großen Chefsessel, während Blake, der unfreiwillige Antreiber dieser Entwicklung, im Knast versauert und auf Rache sinnt. Nachdem dieser den eigenen Tod vortäuschen und damit einen erfolgreichen Ausbruch arrangieren kann, beginnt eine Rufmordkampagne sondergleichen, die jeden viralen Shitstorm ganz alt aussehen lässt. Styles erlebt einen Höhenflug wie Ikarus und verglüht plötzlich an der medialen Sonne, der er zu nah kam. Klingt heutzutage relativ clever und sogar meta, ist im Bezug auf die frühen 90er aber nicht mehr als ein halbwegs smarter Gedankengang, der gnadenlos unsinnig überkonstruiert wird und in teils extrem absurden Situationen mündet, die nichtsdestotrotz für einen kurzweiligen und – so ehrlich muss man sein – leicht edel-trashigen Unterhaltungswert sorgen.

Der Film atmet unmissverständlich den Actionthriller-Geist der späten 80er und frühen 90er. Neben Die Hard-Autor de Souza war auch Lethal Weapon-Produzent Joel Silver mit an Bord und das merkt man in praktisch jeder Sekunde, auch wenn man vorsichtshalber schon mal ein Regal tiefer stapeln sollte. Die Formel ist ähnlich, der Härtegrad ziemlich stattlich, mit Regisseur Russell Mulcahy hat man aber eindeutig nur die zweite Garde mit an Bord. Passend zu seinem größte Hit Highlander - Es kann nur Einen geben gibt es auch noch eine völlig abstruse „Schwertkampfszene“ im Knast, aber zu dem Zeitpunkt sollte man schon gemerkt haben, dass dieser Film in erster Linie nur über pures Entertainment, Kurzweiligkeit und seine überdurchschnittlichen guten Darstellenden funktioniert und weniger über Plausibilität oder nur die geringste Form von Realismus. Wer Ice-T (New Jack City) besetzt ist grundsätzlich schon mal selber schuld, aber selbst der stört erstaunlich wenig. Weit über allem schweben Denzel Washington in seiner perfekten Mischung aus Seriosität, Integrität und trotzdem vorhandenen Poster-Boy-Explosivität, und der als Psychopath immer wunderbare John Lithgow, die an sich viel, viel zu gut für das Vorhandene sind und es gerade dadurch massiv aufwerten. Ohne die Teilhabenden wäre Ricochet – Der Aufprall vermutlich nur zufällig erstaunlich hellseherischer Quatsch mit Soße. So ist es toll gespielter, knackiger und immer noch zufällig erstaunlich hellseherischer Quatsch mit Soße. Aber mit guter Soße schmeckt auch der derbste Quatsch – irgendwie. 

Fazit

Für seine Mittel exzellent besetzt, sehr solide inszeniert und absolut haarsträubend konstruiert, aber neben dem effizienten Entertainment-Bonus veredelt mit der erschreckenden Tatsache, dass die Prämisse übertragen auf die heutige Medienlandschaft komplett glaubhaft wäre. Macht ehrlich gesagt doppelt so viel Angst, sich nochmal „Terminator“ anzuschauen…

Kritik: Jacko Kunze

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