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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Otto, ein junger L.A.-Vorstadt Punk, hat mal wieder einen beschissenen Aushilfsjob verloren, wird jedoch praktisch von der Straße weg engagiert für seine womöglich wahre Berufung: Der versoffene Bud entdeckt ihn als Repo Man. Genau jetzt flattert ein außergewöhnlich lukratives Angebot ein: Ein ´62 Chevy Malibu soll aus seltsamen Gründen eine Prämie von 20.000 $ bringen. Warum, das erfährt Otto mit als erster, aber es ist zu absurd, um dem Glauben zu schenken…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Beinah hätte es das Spielfilmdebüt des Briten Alex Cox (Sid & Nancy) nie gegeben, obwohl UNIVERSAL der (zwar nie mit besonders viel Vertrauen ausgestatteten) „Negativ Pickup“-Indy-Produktion überraschend grünes Licht gab. Bis der dafür verantwortliche Studioboss Bob Rehme seinen Hut nehmen musste und dessen riskanten Low-Budget-Picks – darunter auch Francis Ford Coppola’s Rumble Fish – im hohen Bogen aus dem Fenster flogen. In der Folge musste Cox für die Realisierung seines Babys kämpfen wie ein Löwe. Sein eh schon auf recht ungewöhnliche Weise finanziertes Low-Budget-Werk warb offensiv mit einigen positiven Vorabkritiken, um den Druck auf die Studiopolitik zu erhöhen. Mit Erfolg: Repo Man – wie auch Rumble Fish – wurden doch noch für den US-Kinomarkt ausgewertet, mit (natürlich verhältnismäßig) durchschlagendem Erfolg. Obgleich das besonders in diesem Fall ein absolutes Wagnis war und selbst aus heutiger Sicht alles andere als selbstverständlich.

Repo Man gilt inzwischen als ein kleiner Kultfilm und begründete den kurzen, dafür steilen Aufstieg von Alex Cox, der ausgerechnet dafür abgestraft wurde, dass er bei seinem größten Projekt Walker (1987) genau das ablieferte, was man als Fan von ihm erwarten dürfte. Nur leider hatte die Produzenten wohl nicht gewusst, wem sie da ihr Geld anvertrauen. Dumm gelaufen. Hätten sie sich mal lieber sein Kinodebüt angesehen. Die Geschichte vom 18jährigen Punk Otto (Emilio Estevez, Breakfast Club – Der Frühstücksclub), der keinen Kack-Job länger behält als sein Mittelfinger benötigt um in die Vertikale zu gehen. Bis ihn der abgegrabbelte Bud (Harry Dean Stanton, Die Klapperschlange) in seine „Helping Hands Acceptance Company“ holt. Kurz: Zu einer besonders schäbigen Repossession-Firma. Repo Man, so ein typisch halbseidener Beruf, den es eigentlich nur in den USA geben kann. Zahlt jemand die Raten für das Auto nicht pünktlich, ist kaum ein Mittel zu illegal, um die Karre so schnell und unbürokratisch wie möglich dem Gläubiger „zu entziehen“.

Legaler Autodiebstahl mit sehr semi-legalen Methoden, aber wo kein mächtiger Kläger, da in der Regel keine wichtige Anklage. Relativ gut Bezahlung, kaum Rahmenbedingungen außer selbstkreierte „Ehren-Kodexe“ mit Speed im Kopf…ja, warum nicht, auch wenn es eigentlich gegen die ursprüngliche Einstellung von Punk Otto verstößt? Besser das, als mit 65 noch als Page in Florida-Senioren-Residenzen buckeln zu müssen. Soweit zur Ausgangsposition von Alex Cox‘ Pogo, Punk & Anarchie-Genre-Crossover, das sich von Anfang an - und im weiteren Verlauf erst recht - nicht an irgendwelche Erwartungen oder Richtlinien bindet. Einfach mal vogelwild aus der Hüfte feuert, was ihm gerade so auf der Seele brennt oder generell als besonders absurd an den Pranger der Lächerlichkeit gestellt gehört. Ein echtes Genre besitzt der Film nicht oder möchte sich dieses Schubladendenken so bewusst entledigen, dass mehr als „Groteske“ kaum übrig bleibt. Was diesem überraschend frischem Wind im sonstigen Studio-Output passt wie ein paar Springerstiefel, die einsam stehen bleiben, wenn aus dem Kofferraum eines Chevys die nukleare Paranoia von jenseits des Eisernen Vorhangs, wenn nicht sogar jenseits des bekannten Universums, so richtig kickt. Wer oder was hier warum für einen Unfug treibt, nichts ist mehr oder weniger vernünftig als anderes.

Ein von seinen TV-Prediger-süchtigen Spießbürger-Dummkopf-Eltern finanziell auf dem Trockenen gelassener Punk findet sich plötzlich im (wenigstens sehr billigen) Zwirn wieder, um falsche Autorität vorzugaukeln, nur um daraus finanziellen Profit zu generieren. Wenn das kein Werteverrat ist. Sehr rasant, aber so überrumpelnd, dass er sich diesem Zwiespalt wohl kaum bewusst ist. Dafür geht hier alles viel zu schnell. Nicht nur für ihn, sondern auch für den Zuschauer. Denn Alex Cox lässt kein gutes Haar an irgendwas, macht sich über alle und jeden lustig und ist dabei selbst so euphorisch inkonsequent, dass man gar nicht mehr einschätzen kann, in wie fern das Ironie oder Schlamperei ist. Einer der schönsten, antikapitalistischen Gags ist es, bewusst jedes im Vordergrund gezeigte Produkt schlicht mit der reinen Bezeichnung („Drink“, „Food“, „Instant Mashed Potatoes“) auf weißem Grund darzustellen, also jedem Product-Placement komplett den Sanft abzudrehen und es als sehr surreales Erlebnis einzubauen. Dennoch sind in ganz seltenen Situationen im Hintergrund der Schriftzug einer bekannten Whiskeymarke oder Fast-Food-Kette deutlich zu erkennen. Was soll das? Wahrscheinlich ist das die Antwort auf die Scheinheiligkeit und Doppelmoral, die in den USA und Hollywood gerne verleugnet,  aber (nicht nur insgeheim) so selbstverständlich ausgelebt wird wie wohl nirgendwo anders.

Fazit

Ein schrilles Panoptikum aus entlarvender Gesellschaftssatire, R-Rated-Komödie und schrägem Science-Fiction-Schmarn. Für sein schmales Budget erstaunlich hochwertig inszeniert. Das ist extrem sympathisch, kreativ, ungeschliffen und eigensinnig. Natürlich auch etwas chaotisch, ein wenig gaga und weit entfernt von ausgereift. Halt pure Anarchie mit einem Herz für schräge Vögel und verrückte Außenseiter. Wie der Film eben selbst.

Kritik: Jacko Kunze

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