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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Sag "ja" zu Facebook, Twitter und Instagram und nimm wieder Kontakt zu deinen alten Freunden auf. So macht es auch Mark, der nach fast zehn Jahren in seine Heimat Schottland zurückkehrt, um seine Freunde Sick Boy und Spud wieder zu treffen. Obwohl Marcs damaliger Abgang alles andere als rühmlich war, ist die Freude groß. Ein gutes Stück älter, sind sie inzwischen zwar weg vom Heroin, aber ihr Leben ist nicht minder chaotisch. Um einen unvermeidlichen Schaden zu begrenzen, setzen sie alles daran, dem psychopathischen Begbie aus dem Weg zu gehen, der unlängst aus dem Gefängnis entlassen wurde.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

1996 war Groß Britannien so hip, wie es zuvor höchstens zur Beatlemania gewesen ist. Aus dem Untergrund pochten neue Beats, in den Charts wüteten die naiv-optimistischen Hymnen des Britpop und für das adoleszente Publikum wurden nicht nur Boy- und Girlbands fabriziert, sondern auch gleich Sexsymbole und Vorbilder. Ja, the UK was sexy und Trainspotting war genau der richtige Film zu richtigen Zeit. Hier gab es eben keinen saubere Pop-Attitüde. Die porträtieren, jungen Leute waren Bürgerschrecke, Rebellen, Außenseiter und vor allem eines: Junkies. Sie pumpten sich Heroin in die Vene, zelebrierten und amnestierten ihre Abhängigkeit durch ihre Antipathie gegen das Establishment. UK war hier nicht sexy. UK war hier versifft, roh, trostlos und ohne echte Hoffnung – eben so, wie es die Eisernen Lady Margret Thatcher hinterlassen hatte. Die Figuren Renton, Sick Boy, Spud und Begbie waren Kinder dieser Ära, die nun allein gelassen wurden mit einer einfachen Empfehlung: Choose Life.

Wenn man sich heute Trainspotting an sieht, mag dieser gesellschaftliche Aspekt kaum noch ins Auge fallen. Zu energetisch und mitreißend inszenierte Oscar-Preisträger Danny Boyle seinen zweiten Kinofilm. Für viele ist es einfach einer der großen Kultfilm der 1990er und genau dass ist er ja auch. Aber er ist eben auch ein Jugendporträt. Die Milieu-Studie einer Clique von jungen Männer, die sich mit Anfang 20 dem Heroin verschrieben haben und dass nicht nur aus reiner Dependenz, sondern auch aus Protest und Spaß. Ja, Spaß. Trainspotting war wohl der erste Film, der diesen Aspekt der Drogensucht thematisierte. Choose Life, take Heroin.

Nun sind 20 Jahre vergangen und es ist kaum zu glauben, immerhin war das Projekt schon auf dem besten Weg ein filmhistorischer Treppenwitz zu werden, aber das Sequel ist endlich da und mit ihm die alten Gesichter, bzw. Darsteller und um das gleich zu sagen, man merkt ihnen an, wie sie es genießen in ihre Rollen zurück zukehren. T2: Trainspotting fühlt sich nie wie ein kommerzielles Sequel an. Hier haben wir es mit einem Film aus Überzeugung und Leidenschaft zu tun und am ehesten merkt man dass an der Tatsache, dass Boyle und seine Mitstreiter gar nicht erst versuchen den Vorgänger zu kopieren. Stattdessen sind sie ehrlich und aufrichtig daran interessiert herauszufinden, wo die verschiedenen Charaktere jetzt stehen. Dies anzusehen ist als Fan eine große Freude, aber zeitgleich auch unheimlich bitter, denn wenn Trainspotting ein Heroinrausch war, dann ist T2: Trainspotting so etwas  wie der kalte Entzug am nächsten morgen.

Alleine die allererste Szene macht deutlich, wie gut Boyle die Balance hält den ersten Teil zu zitieren ohne sich aber das enge Korsett des gefälligen Fan-Services umzuschnallen: alias Renton verausgabt sich beim Rennen. Nicht allerdings durch die Straßen von Leith, Schottland, gehetzt von der Polizei, sondern im Sport-Outfit auf einem Laufband in einem Fitness-Studio in Amsterdam. Als Kenner des Vorgängers wartet man nur darauf, dass jetzt eine modernisierte Version des legendären Monologs („Sag ja zum Leben, sag ja zum Job...“) von 1996 kommt, aber er bleibt aus. Boyle setzt jeder Zeit die Figuren und die Geschichte über die Sehnsucht nach Vergangenem. Gleichsam ist Nostalgie aber auch ein elementarer Aspekt des Films. Die Clique muss sich, jeder aus seine Art und Weise, mit der Vergangenheit herumschlagen und getreu dem Motto „Einmal ein Junkie, immer ein Junkie“ spielen Drogen natürlich immer noch eine wichtige Rolle. Sie stehen aber nicht mehr so sehr im Zentrum. Gleiches gilt für die die bekannten wie gefürchtete Schockszenen des Vorgängers: 2017 gibt es keine Shit-Toilets mehr. Warum? Weil T2: Trainspotting nicht nur einen Blick auf die Figuren wirft, sondern auch auf ihre Umwelt. Wo einst marode Sozialbauten wie Schlösser des Verfalls gen Himmel ragten, hat mittlerweile die Gentrifizierung zugeschlagen. Das Leith von 1996 ist nur noch vereinzelt wiederzuerkennen. Welch schöner Drehbuchkniff, dass es ausgerechnet Sick Boys Pub ist, der an alte Ranz-Zeiten erinnert. Dort schenkt er Bier an Rentner aus, spielt Billard und zieht sich im Hinterzimmer Koks durch die Nase. Er tut es nicht aus Protest, sondern aus Verdrängung.

Verdrängung ist das Kernelement des Sequels: Während Renton sich nach Holland absetzte hat Spud versucht eine Familie zu gründen und dabei versagt. Ende vom Lied: Scheidung, arbeitslos und immer noch ein Heroinhead. Sick Boy hingegen erpresst mit seiner bulgarischen Freundin reiche Geschäftsmänner und versucht gleichsam seiner Geliebten den Wunsch eines eigenen Saunaclubs zu erfüllen. Alles nur Ausflüchte vor dem eigenen Leben und vor allem auch vor der eigenen Schuld. Die Geister von Baby Dawn und Tommy, sie sind stetig anwesend und wenn es endlich diesbezüglich zu einer Art von Aussprache kommt, versteht des Boyle und seine Darsteller sehr gut, die ganze Wahrheit nicht in Worte zu packen, sondern in Blicke und Gesten.

T2: Trainspotting ist ein zutiefst ehrlicher Film und es gebührt ihm Respekt, wie wunderbar er mit der Ikonographie seines Vorgänger umgeht, ja oft sogar spielt. Natürlich gibt es wieder einen Choose-Life-Monolog, doch dieser ist anders. Nicht nur wegen der aufgezählten Inhalte, sondern auch weil er Renton zu einer bitteren Erkenntnis führt, eine Erkenntnis die jeder der Clique machen muss. Zugegeben gerade bei Francis Begbie, der gerade aus dem Knast geflohen ist, verkommt es zu einer eher platten Angelegenheit und dennoch sind die Worte gegen Ende, die er seinem Sohn sagt, doch so ehrlich und emotional, dass es Gänsehaut verursacht.

T2: Trainspotting macht es seinem Publikum alllerdings nicht einfach. Fans des Erstlings, die am liebsten das Damals noch einmal im Heute sehen und erleben wollen, werden ordentlich vor den Kopf gestoßen. Gut so, denn das Sequel zeigt, wie man aufrichtig, aber ohne seine Wurzeln zu verleugnen, eine Geschichte und deren Figuren weitererzählt und entwickelt.Groß Britannien ist eben nicht mehr New Order, Pulp und „Lust for Life“. Das Land hat eine neue Identität: Brexit, Adele und Ed Sheeran (keine Sorge, niemand davon hat es auf den exquisiten Soundttrack des Films geschafft). Auch wenn das natürlich die Sehnsucht weckt nach dreckigen Klos, rüden Barkämpfen und rasendem Sex nach der Disco, so ist es doch schlicht und ergreifend nicht mehr die Wirklichkeit.

Die Welt, nicht nur die Insel im Ärmelkanal, hat sich verändert. T2: Trainspotting weiß das und blickt ohne Altersmilde, dafür aber mit der notwendigen Erfahrung zurück, lässt die Gegenwart aber nie aus dem Blickfeld. Ja, das ist mitunter etwas träge erzählt und es lässt sich nicht leugnen, dass Teile der Handlung fast schon an ein Remake erinnern. Es ändert nichts daran, dass das Sequel eine gelungene Aufarbeitung von Damals und Heute ist. Danny Boyle und sein Drehbuchautor John Hodge (der hier auch noch noch lobend erwähnt werden muss) haben erkannt, dass Nostalgie und Wehmütigkeit auf parallelen Bahnen verlaufen und sie versuchen und schaffen es, diesen Makel immer wieder offenzulegen.

Am Ende von Trainspotting spiegelte Renton seinen Anfangs-Monolog:

"Ich sage jetzt auch Ja zum Leben."

T2: Trainspotting bringt nun, 20 Jahre später, die schmerzliche Einsicht: Nur weil man Ja zum Leben sagt, sagt das Leben nicht automatisch auch Ja zu einem.

Fazit

Wer sich hier eine Kopie oder einen Epigonen des ersten Teils erhofft hat und wer den Vorgänger weder kennt oder mag, für den ist „T2: Trainspotting“ vor allem eines: ungeeignet. Statt einfach nur plump prägende Szenen zu wiederholen, kümmert sich das Sequel um die Aufarbeitung der Vergangenheit, ohne dabei die Gegenwart zu vernachlässigen. Das ist tolles, ehrliches aber auch bitteres Kino, dass kein Rausch mehr sein will, sondern mehr eine Entgiftung - dabei aber dennoch Spaß macht. Sag ja zum Sequel!

Kritik: Sebastian Groß

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