{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Am Waldrand versammeln sich verstohlene Menschen um das Feuer, während aus der Ferne Schüsse dröhnen. Nicht weit entfernt markiert eine Mauer aus scharfem Metall den Beginn Europas. Ein Clan afghanischer Schmuggler wartet auf Menschen, die ihn auf die andere Seite der Grenze führen können, und irrt durch das Labyrinth einer ewigen, schlaflosen Nacht.

Kritik

Dunkelheit, das schwache Licht einer Taschenlampe, das Zirpen der Grillen und gelegentlich eine menschliche Silhouette oder ein halblautes Gespräch. Sonst gibt es nichts an dem einsamen Schauplatz nahe der Europäischen Grenze. Nur Warten. Endloses Warten. Das schleichende Vergehen der Zeit, die Federico Cammarata und Filippo Foscarini (Tardo Agostovor dem Metallzaun, der Europa hier einschließt und abschließt mit einer kleinen Gruppe afghanischer Schmuggler verbringen, ist Teil des Konzepts ihrer gespenstischen Observation. Die wachsame Beobachtung gibt Raum zum Hinterfragen von Grenzen und Konstrukten von Einheit, Fremdheit und Humanismus.

Präsentiert bei der Settimana della Critica der Filmfestspiele von Venedig, vertieft sich die minimalistische Beobachtung zu einer hypnotischen Reise durch die physische und psychische Topographie eines Randgebiets und derer, die dort ausharren und aufeinander treffen. Die Schmuggler warten auf Menschen, die hier nach Europa zu gelangen hoffen. Gelegentlich wecken Gesprächsfetzen eine Vorstellung von den Hindernissen und Risiken, die sich den fliehenden Menschen entgegenstellen. Lange bleiben die Personen anonyme Schatten am Lagerfeuer. Wenn einige von ihnen schließlich ihre Gesichter zeigen, wirkt dies wie eine Geste persönlichen Vertrauens.

Das Regie-Duo verzichtete bewusst auf Hintergrundkommentar, Untertitel, Interviews und einordnende Außenansichten. Die überlegte Verunsicherung spiegelt die Ungewissheit der flüchtenden Menschen. Kameramann Cammarata belässt das Geschehen in einer Nachtlandschaft, in der die Finsternis selbst zum Protagonisten wird. Sie ist zugleich Gefahrenquelle und Schutzraum, Abgrenzung und Vereinheitlichung. Foscarinis Soundgestaltung setzt ganz auf die natürliche Klangkulisse: das Knistern des Lagerfeuers, ferne Schüsse, ein bellender Hund und das gespenstische Rauschen der Blätter. Der Wald erscheint als lebendiger Körper; provisorische Unterkunft und ein heimliches Schattentheater mit beklemmend realem Hintergrund. 

Fazit

In ihrer suggestiven Momentaufnahme nutzen Federico Cammarata und Filippo Foscarini den Dokumentarfilm weniger als Informationsmedium, denn als Mittel organischer Immersion. Ihre Arbeit markiert eine Hinwendung von berichtender Reportage zum Atmosphärischen, das sensorische Eindrücke über kontextualisierte Fakten stellt. Grenzräume, Entwurzelung, Fremdheit und Unsicherheit werden nicht nur benannt, sondern erfahrbar. Präsenz, Gestik und Raum ersetzen klassische Narrative und finden auch ohne Protagonisten einen klaren humanistischen Fokus. Elliptische Strukturierung und subtile visuelle Poesie geben ein fesselndes Zeugnis dessen, was in mehrerer Hinsicht im Dunkeln verborgene bleibt: politisch, physisch, ethisch. 

Kritik: Lida Bach

Wird geladen...

×