Die besten Geschichten schreibt manchmal das wahre Leben – oder besser: das echte Leben in der Küche. Nonnas basiert auf dem New Yorker Restaurant Enoteca Maria, das der Gastronom Joe Scaravella 2007 in Staten Island eröffnete. Die Besonderheit: In seiner Trattoria stehen ausschließlich Großmütter aus aller Welt am Herd, Frauen mit gelebter Erfahrung, traditionellen Rezepten und einer ordentlichen Portion Charme. Für die Verfilmung dieses kulinarischen Konzepts übernimmt kein Geringerer als Vince Vaughn (Freaky, Brawl in Cell Block 99) die Hauptrolle und zugleich einen Platz im Produzententeam. Das Ergebnis ist ein herzerwärmender Mix aus Komödie, Familiengeschichte und Foodie-Kino, der einen deutlich spürbaren Hauch von Little Italy auf die Leinwand bringt.
Neben Vaughn überzeugt ein bemerkenswerter Cast altgedienter Schauspielerinnen. Lorraine Bracco (GoodFellas, The Sopranos), Talia Shire (Der Pate, Rocky), Susan Sarandon (Thelma & Louise, Die Hexen von Eastwick) und Brenda Vaccaro (Supergirl, Once Upon a Time... In Hollywood), allesamt mit Wurzeln in New York und zum Teil italienischem Erbe, verleihen den vier resoluten Nonnas ihre unverkennbare Präsenz. Der Film nutzt nicht nur ihr komödiantisches Timing, sondern lässt ihnen auch Raum für emotionale Momente. Ein seltener Glücksfall für Darstellerinnen ihres Alters im heutigen Hollywood.
Vince Vaughn spielt, wie man es von ihm kennt, charmant, herzlich und mit einer sympathischen Portion Schlitzohrigkeit. Seine Figur, die sich von Trauerbewältigung in Richtung Neuanfang kocht, dient als emotionale Brücke zu den Nonnas, die mit viel Temperament, Küchenweisheit und gegenseitigen Sticheleien das Herz des Films bilden. Die Dynamik der vier Damen ist das unbestrittene Highlight. Ihre Streitereien, Versöhnungen und liebevoll giftigen Kommentare sorgen für einige der besten Momente und ein gutes Maß an Situationskomik, das nie ins Alberne abgleitet.
Eine kleine Nebenrolle übernimmt Drea de Matteo, unter anderem bekannt aus The Sopranos. Es ist ihre erste Filmrolle seit längerer Zeit. Nachdem sie während der Corona-Pandemie ihren Agenten verlor und in finanzielle Schwierigkeiten geriet, sorgte sie 2024 mit einem OnlyFans-Auftritt für Schlagzeilen. In Nonnas meldet sie sich mit einem ruhigen Auftritt zurück.
Inhaltlich bleibt Nonnas auf einem überschaubaren Niveau. Viele Konflikte sind einfach gestrickt, Wendungen vorhersehbar und Nebenfiguren eher schablonenhaft, was jedoch zur erzählerischen Grundhaltung passt. Der Film will kein komplexes Drama sein, sondern eine wohltemperierte Komödie, die ihre emotionalen Töne mit einem Augenzwinkern trifft. Themen wie Familientradition, Zusammenhalt, Verlust, der Mut zum Neuanfang und der Respekt vor dem Alter ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Alles eingebettet in einen teils liebevoll nostalgischen Look, der vor allem Fans italienisch-amerikanischer Kultur anspricht und für echte Wohlfühlmomente sorgt. In Sachen Inszenierung schöpft der Film nicht das volle Potenzial aus. Gerade die Darstellung des Kochens bzw. der Gastronomie, immerhin das Herzstück des Konzepts, bleibt stellenweise zu oberflächlich. Hier hätte man sich mehr Raffinesse beim Erzählen gewünscht. Dennoch sind die Küchenszenen warm und einladend, das Essen wirkt authentisch und mit Liebe zubereitet, auch wenn es eher Appetitanreger als cineastisches Gourmet-Erlebnis bleibt.
Wer sich nach einem herzerwärmenden Filmabend voller Lebensfreude, gut aufgelegter Schauspielerinnen und einer Prise Melancholie sehnt, ist hier genau richtig. Die Botschaft, dass Alter kein Hindernis für Leidenschaft, Streitlust und Gemeinschaft ist, wird mit Wärme und Humor vermittelt, auch wenn der Film dabei nicht ganz auf moralische Untertöne verzichtet.