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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Deutschland im zweiten Weltkrieg. Die Augen aller sind auf die Geschehnisse an der Front gerichtet, doch auch im Land selbst ist die Hölle los. Ein Serienkiller versetzt die Menschen in Angst und Schrecken. Die Polizei wird von der SS unter Druck gesetzt und kann dann doch den Mörder Bruno Lüdke (Mario Adorf) fassen, ein gestörter Mann, der unter Zwang tötet. Doch der SS genügt dieser Fang nicht - sie will aus politischen Gründen eine andere Art von Täter präsentieren...

Kritik

Mehrmals kam es vor, dass deutsche Regisseure, die vor dem nationalsozialistischen Regime in den Dreißigern flohen, nach dem Zweiten Weltkrieg zurück in ihre Heimat reisten und dort den ein oder anderen Film drehten. Billy Wilder kam für Eins, Zwei, Drei, nachdem seine Pläne, das deutsche Publikum mit den Gräueln zu konfrontieren, nicht aufgingen. Fritz Lang kam für einen weiteren Vertreter seiner Mabuse-Reihe (dem enttäuschenden Die 1000 Augen des Dr. Mabuse). Robert Siodmak, dessen erste Regie-Arbeit der legendäre Menschen am Sonntag war, kam nach Deutschland zurück und drehte unter anderem Nachts, wenn der Teufel kam. Der Film wurde in der Bundesrepublik und in den Landen umher von Preisen überhäuft, wurde gar für den Oscar nominiert und wurde zu einem Erfolg bei Kritik und Publikum.

In der ersten Szene, ganz zu Beginn des Films, durchstreift ein Suchtrupp das Gelände. Durch eine Kamerafahrt wird deutlich, was das Subjekt der Begierde ist; ein junger Mario Adorf, der den angeblichen Serienmörder Bruno Lüdke spielt, versteckt sich in einem Moor. Das schwarze Nass um ihn herum blubbert. Der Morast müsste ihn eigentlich ins sichere Verderben ziehen, hier aber wägt sich Lüdke gar in Sicherheit. Er scheint sich gar nicht einmal sonderlich unwohl zu fühlen, er versteckt sich beinahe wie ein Kind. Beim Versteckspielen geht es schließlich auch um Leben und Tod. Es ist der Kriegssommer 1944, die NSDAP, das ganze Geschehen, ist bereits ein riesiger Affenzirkus, der sich selbst ins Grabe der tragischen Lächerlichkeit trägt.

„Ist dieses deutsche Beef-Steak sehr groß? Also könnte man es auch als Großdeutsch bezeichnen?“

Das kleine Hakenkreuzchen auf der Bühne kann sich gar nicht im Zaum halten, sein Interesse ist immer woanders. Er ist nervös, schließlich stehen Mädchen in knappen Höschen vor ihm. Er ist ein kleiner Schwächling, der es aber wohl nicht wirklich böse meint. Bereits hier zeigt Regisseur Siodmak, dass er mit einem überraschenden und eventuell gar einzigartigen Gespür für Humor an die Zeitgeschichte herantritt. Dabei fällt auf, dass er es ab und an genießt, das Dritte Reich auseinanderzunehmen. Und dabei trifft er auch die Zwischentöne überraschend konsequent. Die Nazis sind zwar durchgehend Schwerenöter, Witzfiguren, verirrte Radikale, Sadisten oder Säufer. Aber gefährlicher als die Menschen ist ihre Ideologie. Bei allem Spaß, den Siodmak haben kann, ist die ernste und bittere Moral des Films viel wichtiger. Ein System von Verbrechern bedingt Verbrechen.

Wichtigste Nebenfigur ist Bruno Lüdke, der von Mario Adorf gespielt wird und diesem zu seinem Durchbruch verhilf. Lüdke, der entweder einer der großen Massenmörder der deutschen Geschichte ist - oder eben nicht. Adorf spielt den Herren kindlich, zurückgeblieben. Er zeigt gerne die Kraft seiner Finger, scheint sich aber nicht sonderlich konzentrieren zu können. Er ist seltsam grobmotorisch. Seine Bewegungen haben etwas von einem Kind, das mit seinen übergroßen Gliedmaßen nicht zurechtkommt. Er ist zwar ruhig, naiv und gelassen, hat aber dennoch fast schon systematische Anleihen zum Bösen. Kein loderndes Feuer des Hasses, bloß berechnende, stille Brutalität. Und dennoch kann man Lüdke, der irgendwann an den Folgen der Menschenversuche starb, nicht einwandfrei verteufeln. Er wird nämlich zum Opfer des Regimes; seine Geschichte deutlich überhöht und vertuscht. Ein Mensch, der als Schuldiger herhalten musste und dies überraschend dankbar übernommen hat.

„Wenn der Kerl wenigstens Jude wäre oder Ausländer oder sowas…“

Fazit

Noir-Meister Robert Siodmak inszeniert in „Nachts, wenn der Teufel kam“ Deutschland im Zerfall und dennoch im seltsamen Überfluss. Während die Bevölkerung nicht mehr für Geld, sondern für Nahrung arbeitet, schmeißt die SS vulgäre Feiern in ihrem Anwesen. Der Film zeigt dabei die Niederlage der Menschlichkeit und schafft es durchaus, den gebotenen Pessimismus auf den Zuschauer zu übertragen, ist aber zu sehr darauf erpicht, einen runden Plot zu haben, sodass der Fall an Realismus zu verlieren scheint. Und das, bei einer wahren Begebenheit.

Kritik: Levin Günther

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