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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Das junge Waisenmädchen MOMO (Alexa Goodall) lebt in den Ruinen eines alten römischen Amphitheaters und hat ein offenes Ohr für jeden in der Nachbarschaft. Aber am liebsten verbringt sie die Tage mit ihrem besten Freund Gino (Araloyin Oshunremi). Doch als ein mächtiger internationaler Konzern beginnt, die Zeit aller Menschen zu stehlen, hat plötzlich niemand mehr Zeit für sie. Noch nicht mal Gino! Momo verzweifelt. Doch dann taucht eine geheimnisvolle Schildkröte auf und führt sie zu Meister Hora (Martin Freeman), dem Hüter der Zeit. Gemeinsam können sie es mit den Zeit-Dieben aufnehmen – doch wird ihr Plan aufgehen? Ein spannender Wettlauf gegen die Zeit beginnt …

Kritik

Michael Endes Momo gehört zu den ganz großen Klassikern der deutschsprachigen Literatur. 1973 erschienen, hat das Buch längst Generationen geprägt und ist weit mehr als ein Kinderroman. Ende schrieb eine fabelhafte, zeitlose Parabel über Zeit, Vergänglichkeit und die Gefahren eines entfremdeten Lebens, die bis heute nichts von ihrer Strahlkraft verloren hat. Umso größer ist die Erwartungshaltung, wenn sich Filmemacher erneut an diese Vorlage wagen – gerade weil der Stoff in seiner philosophischen Tiefe kaum zu bändigen ist.

Schon 1986, zwei Jahre nach der erfolgreichen Kino-Adaption von Endes Die Unendliche Geschichte, gab es eine aufwendig inszenierte Verfilmung, die trotz mancher Schwächen einen gewissen Zauber bewahrte. Sie versuchte, der märchenhaften Atmosphäre und der poetischen Kraft des Romans gerecht zu werden. Fast vier Jahrzehnte später unternimmt nun Regisseur  einen neuen Anlauf. Seine Karriere führte ihn von deutschen Familienfilmen wie Vorstadtkrokodile und Wickie auf großer Fahrt bis zu romantischen Hollywood-Komödien wie How to Be Single. Mit Momo wagt er sich nun an einen Stoff, der thematisch kaum weiter von seinen bisherigen Projekten entfernt sein könnte.

Doch schon nach wenigen Minuten zeigt sich, dass dieser Neuansatz den Ton der Vorlage verfehlt. Die Inszenierung wirkt über weite Strecken zu glatt, fast steril, und verliert dadurch jede eigentliche Magie. An die Stelle einer poetisch-düsteren Atmosphäre tritt eine makellose Oberflächenästhetik, die zwar zeitgemäß wirkt, aber den Stoff seiner geheimnisvollen Tiefe beraubt. Das Märchenhafte, Unheimliche und leicht Rätselhafte, das Endes Roman so einzigartig macht, bleibt dabei gänzlich auf der Strecke.

Hinzu kommt die radikale Straffung der Handlung. Mit einer Netto-Laufzeit von unter 90 Minuten hetzt der Film durch seine Stationen, ohne je Atem zu holen. Szenen rauschen vorbei, Figuren bleiben schemenhaft, und Momente, die eigentlich zum Nachdenken einladen müssten, verflüchtigen sich sofort wieder. Man hat fast das Gefühl, die grauen Herren hätten nicht nur Momos Freunden ihre Zeit geraubt, sondern auch der Produktion. Was entsteht, ist ein Kinoerlebnis, das sich permanent gehetzt anfühlt und keinerlei Resonanz zulässt.

Dazu gesellen sich Modernisierungen, die oft allzu plump ausfallen. Die Einbindung sozialer Medien oder digitaler Kommunikation soll den Stoff aktualisieren, wirkt jedoch zu statisch und vor allem zu belehrend. Das hat oftmals mehr von einer Schulstunde mit erhobenem Zeigefinger als von einer organischen Weiterentwicklung der Erzählung. Das Altkluge, das man eigentlich den grauen Herren zuschreiben möchte, durchzieht auf einmal die gesamte Inszenierung.

Ein weiteres Problem liegt in der Figurenzeichnung. Kinder und Jugendliche wirken hier nicht wie echte Kinder, sondern wie Projektionen von Erwachsenen, die sich ausmalen, wie Kinder heute sprechen und handeln könnten. Authentizität entsteht so kaum. Vielmehr dominiert der Eindruck, dass erneut die grauen Herren ihre Hand im Spiel haben – diesmal hinter der Kamera.

Auf schauspielerischer Ebene stechen immerhin einige der Erwachsenen hervor.  (The Northman) verleiht dem Anführer der grauen Männer eine kalte Eleganz,  (Sherlock) gibt als Meister Hora einen eigentümlichen, fast verschrobenen Mentor, und  (F1 - Der Film) bringt als Bebbo eine angenehme Bodenständigkeit ein. Leider bleiben ihre Auftritte kurz und hinterlassen eher das Gefühl, dass man sie gerne länger gesehen hätte. Die jungen Darstellerinnen und Darsteller (unter anderem  als Momo) hingegen können kaum Akzente setzen. Das liegt weniger an mangelndem Talent, sondern vielmehr am ruhelosen Erzählrhythmus und den plumpen Modernisierungsversuchen, die ihnen kaum Raum für Nuancen lassen.

Am Ende bleibt ein Film, der weder die Magie des Romans noch den Charme der ersten Verfilmung erreicht. Für treue Leserinnen und Leser von Endes Werk ist diese Adaption zu oberflächlich, für Fans des Klassikers von 1986 zu blutleer. Was als Wiederentdeckung eines zeitlosen Stoffes gedacht war, entpuppt sich als erstaunlich farblose Aktualisierung. Momo aber, das zeigt diese Neuauflage schmerzlich, ist ein Buch, das unverwüstlicher ist als jede filmische Adaption – und das vermutlich auch bleiben wird.

Fazit

Eine sterile Optik, gehetzte Erzählweise und plump wirkende Modernisierungen lassen kaum Atmosphäre entstehen. Statt berührender Magie bleibt ein Werk zurück, das trotz prominenter Vorlage und Besetzung erstaunlich schnell wieder verblasst.

Kritik: Sebastian Groß

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