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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Luca und sein Bruder Michele sind die Köpfe hinter einem Schmugglerring, der sein Geld durch das Einschleusen unversteuerter Zigaretten nach Neapel verdient. „Der Marseiller“ will den Markt jedoch übernehmen und mit Heroin fluten. Als Luca seine Zusammenarbeit verweigert, kommt es zu einem beispiellosen Blutbad.

Kritik

Beim Namen Lucio Fulci schlägt das Herz des geneigten Italo-Horror-Fans zwangsläufig höher. Neben Mario Bava (Blutige Seide) und Dario Argento (Suspiria) war der 1996 verstorbene Fulci der wohl stilprägendste Genre-Regisseur seiner Zeit und Herkunft. Nicht umsonst zählen Filme Wie Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies oder Über dem Jenseits zu den großen Klassikern des europäischen Horrorfilms. Daneben erarbeitete sich Fulci auch im Bereich des Spaghetti-Westerns durch den ein oder anderen bemerkenswerten Beitrag (u.a. Verdammt zu leben – verdammt zu sterben) seine Reputation als VIP des italienischen Genre-Films, aber ausgerechnet beim Poliziottesco, der einheimischen Variante des Polizei- und Gangsterfilms, blieb er so lange ein unbeschriebenes Blatt, bis er selbst das Genre mit seinem ersten und einzigen Eintrag mit einem wahren Paukenschlag beendete. Das Syndikat des Grauens – Contraband gilt als letzter, wirklich relevanter Film dieser Gattung und zählt nicht nur aus dem Stehgreif zu seinen besten, sondern glasklar zu seinen kompromisslosesten und radikalsten. 

Die Story scheint dabei sehr deutlich inspiriert von großen Hollywood-Klassikern, Parallelen zu Der Pate oder French Connection – Brennpunkt Brooklyn sind von reinen Details kaum von der Hand zu weisen, allerdings ist das hier natürlich eine ganz eigene Welt und Liga. Zigaretten-Schmuggler Luca (Fabio Testi, Nachtblende) und seine Kollegen gehen der neapolitanischen Polizei aufgrund ihrer schnellen Boote und ihres geschickten Vorgehens bisher nicht ins Netz, aber jemand scheint ihre Aktionen bewusst zu sabotieren. Dabei handelt es sich um „den Marseiller“ (Marcel Bozzuffi, der in French Connection – Brennpunkt Brooklyn noch als Handlanger des damaligen Manns aus Marseille auftrat), der statt auf Tabakwaren lieber auf Heroin setzt und dafür die Kapazitäten von Luca und seinen Mannen einfordert. Als diese sich dem harten Drogengeschäft verweigern (siehe Der Pate) beginnt ein blutiger Bandenkrieg, und dann explodiert Das Syndikat des Grauens – Contraband förmlich wie eine Nagelbombe in einer Menschenmenge und zieht eine einzige Schneise der Verwüstung. 

„Vier Tote - was für ein schöner Sonntag!“

Dabei ist der Film alles andere als fehlerfrei, speziell in der ersten Filmhälfte tritt deutlich zu Tage, dass die Narration nie das ganz große Steckenpferd von Lucio Fulci war. Der Plot erscheint nicht sonderlich einfallsreich, speziell die Nebenfiguren bekommen kaum Profil und gerade als man meint, schon besseres in dem Genre ausgemacht zu haben, dreht Fulci plötzlich richtig auf. Bis dahin ist der Film trotz der genannten Kritikpunkte immer noch sehr ordentlich – in dem Genre war Innovation nun mal selten bevorzugt -, aber was da nach gut 45 Minuten abgeht, spottet wirklich jeder Beschreibung. Fulci macht gar keine Gefangenen mehr und verwandelt seinen inhaltlich bis dato soliden, handwerklich aber schon von Beginn an beachtlichen Film in eine wahrhaft hemmungslose Gewaltorgie, in der EXPLIZIT bewusst ganz großgeschrieben wird. Wenn der Ingrid aus Frankfurt in schier unerträglicher Länge mit einem Bunsenbrenner das Gesicht gegrillt wird, in einem Exekutions-Rausch etliche Kopfschüsse verteilt werden oder eine kaum erträgliche Vergewaltigungsszene übers Telefon transportiert wird, ist das knüppelhart, aber eben auch genau die Spielwiese von Lucio Fulci. Viel deftiger waren selbst seine Horrorfilme nicht. Ist das reißerisch? Aber so was von und damit trifft der Film auf den letzten Meter perfekt den Reiz des aussterbenden Poliziottesco. Es ist ein einziger Rausch, aus dem niemand unbeschadet rauskommt und gipfelt in einem Showdown, der den besten Italo-Western Konkurrenz macht. Das ist ganz weit weg von massentauglicher Akzeptanz und selbst nach 45 Jahren immer noch an der Grenze, aber exakt darin einfach ein Unikat und herausstechend in seinem Dasein.

Fazit

Gewagte These, aber vermutlich ist das nach (oder sogar „mit“) „Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies“ und „Don’t Torture a Duckling“ Lucio Fulcis bester Film. Er bietet reichlich Angriffsfläche, aber scheißt da offenkundig ziemlich gelassen drauf und kompensiert seine Schwächen mit so einer Energie und Impulsivität, die wirklich beeindruckend ist. Kein Meisterwerk, auf nicht im Genre, aber definitiv ein Kultfilm mit Alleinstellungsmerkmal, der diesen Anspruch spielend erfüllt. 

Kritik: Jacko Kunze

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