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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

In einer fernen Zukunft ist der Mensch zu einer gefährdeten Art geworden, achtzig Prozent der Population besteht aus Robotern mit künstlicher Intelligenz. Androide ID 722 Yoko Suzuki ist einer von ihnen. Als Botin reist sie von Stern zu Stern um den Menschen, die nunmehr an den einsamsten Orten des Universums hausen, scheinbar bedeutungslose Pakete zu überbringen: ein Hut, ein Stift, ein Zigarettenstummel, eine Fotografie - alles Erinnerungen einer längst vergangenen Zeit, mit denen Yoko nichts anfangen kann. In ihrem Retro-Raumschiff verbringt sie trotzdem Tag für Tag im selben Trott und braucht oft Jahre um auch nur ein einzelnes ihrer Pakete zu überbringen. An trostlosen Orten wandert sie dann umher auf der Suche nach den einsamen Seelen, für die ihre Pakete bestimmt sind und auf deren Inhalt die Menschen ewig zu warten scheinen.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

The Whispering Star ist der nunmehr siebte Film des japanischen Regisseurs und Autors Sion Sono, den das Kölner Studio Rapid Eye Movies nach Deutschland bringt (und der erste aus Sonos eigener Produktionsfirma). Nach großen und aufwendig produzierten Filmen wie Why Don't You Play in Hell, Tokyo Tribe, Love & Peace und Shinjuku Swan schlägt Sono - der für seine filmischen Exzesse bekannt ist - erstmals ungewohnt ruhige Töne an, ähnlich nur seinem The Land of Hope, aber doch ganz anders und noch wesentlich bedächtiger. Er präsentiert uns einen Film, der trotz seines konstanten Minimalismus einen der kraftvollsten Momente des Kinojahres bereithält.

In ferner Zukunft wird das Universum, nach von Menschenhand verursachten Kriegen und Unglücken, von Robotern dominiert. Die übrig gebliebenen Menschen führen in übers Weltall verteilte Siedlungen ein einsames und isoliertes Leben. Einziger Lichtblick sind die Lieferungen eines von Robotern geführten Paketdienstes, der Erinnerungsstücke an ein früheres Leben für seine Kunden bereithält. ID 722 Yoko (Megumi Kagurazaka) ist einer dieser Roboter. Sie reist für ihre Aufgabe von einem Planeten zum nächsten und ist bei dieser Reise oft jahrelang ohne jeglichen Kontakt zu anderen Menschen oder Robotern unterwegs. Begleitet wird sie lediglich von ihrem eigensinnigen Bordcomputer, der sich aber als eher minder geeigneter Gesprächspartner herausstellt. So verbringt ihr Leben im Raumschiff im immer gleichen Trott auf der Suche nach den einsamen Seelen, für die die Pakete bestimmt sind.

"Dieser Film ist ein kleines Gedicht, das ich über das Verblassen von Erinnerungen geschrieben habe"

The Whispering Star mag nicht nur Sonos persönlichster Film sein, sondern auch sein künstlerisch anspruchsvollster. So persönlich und individuell der Film ist, so persönlich und individuell wird auch die Rezeption des Selbigen ausfallen. Selbst eingefleischte Fans des Regisseurs mögen sich mit dieser neuen, minimalistischen Herangehensweise des  schwer tun. Doch wie alles in seinen Filmen, wählte Sono diese langsame Erzählweise und die oft repetativen Elemente voller Bedacht. Ein Film der von der Melancholie der Einsamkeit handelt, kann eben nicht ohne Abstriche beim Unterhaltungsfaktor auskommen. Er fordert den Zuschauer mit The Whispering Star heraus, will nicht nur passives zuschauen, sondern aktive Teilnahme an seinem Werk und wer dazu nicht bereit ist, wer sich einzig auf den bloßen Unterhaltungswert verlässt, der bleibt am Ende des Films verlassen.

Nicht nur inhaltlich, sondern auch technisch merkt man The Whispering Star die Entwicklung des Regisseurs an. Noch nie hat er mit so viel Feingefühl und Liebe fürs Detail inszeniert. Kameramann Hideo Yamamoto (Audition, Why Don't You Play in Hell) versteht dabei,  den von Sono beabsichtigten melancholischen Ton in seinen magischen schwarz-weiß Bildern der trostlosen Landschaften Fukushimas einzufangen und damit den Inhalt des Films perfekt in Bildern festzuhalten. Dabei verkommt die Farblosigkeit der Bilder zu keiner Sekunde zum Selbstzweck, im Gegenteil, die fast gänzliche Abstinenz von Farbe verleiht dem unvergesslichen Moment, in dem die Farbe kurz ins Bild zurückkehrt und erstmals durch Musik begleitet wird, eine ungeheure Kraft - Ein Hoffnungsschimmer in dieser sonst so hoffnungslosen Welt.

Doch befinden sich nicht nur Sono und sein Kameramann auf dem Höhepunkt ihres Schaffens, auch Hauptdarstellerin und Ehefrau des Regisseurs Megumi Kagurazaka (Guilty of Romance, Land of Hope) überzeugt mit der bis dato besten Leistung ihrer Karriere. Schon immer waren ihre Darstellungen in Sonos Filmen – allen voran wohl die der Izumi Kikuchi in Guilty of Romance – große Klasse, doch in diesem Film erreicht sie neue Dimensionen. Ihre bis ins kleinste Detail nuancierte Verkörperung des Roboters ID 722 Yoko, entlockt dem Zuschauer Mitgefühl für ihre Lage und für ihren Charakter und das, trotzdem sie stets offensichtlich ein nicht menschliches Wesen spielt. Neben ihr ist der Film mit vielen ehemaligen Anwohnern Fukushimas besetzt, die für diesen Film in ihre Heimat – in der der Film zum Großteil gedreht wurde – zurückkehren. Diese überzeugen nicht nur mit ihren Leistungen, sondern geben dem Film einen grausamen Gegenwartscharakter, der uns immer wieder daran erinnert, dass die Geschehnisse des Films gar nicht so weit von der Realität entfernt sind wie wir es uns wünschen würden. Die Relevanz des Films geht damit weit über das Science-Fiction Genre hinaus.

Fazit

In seinem ersten Science-Fiction Film überzeugt Regisseur Sion Sono mit technischer Brillianz und inhaltlicher Finesse. Der Film vereint Gegenwart und Zukunft, Melancholie und Hoffnung. Ein moderner Klassiker.

Kritik: Tobias Bangemann

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