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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Die vier Grundstücksmakler Shelley Levine (Jack Lemmon), Ricky Roma (Al Pacino), George Aaronow (Alan Arkin) und Dave Moss (Ed Harris) stehen plötzlich mit dem Rücken zur Wand. Ihnen wird das Messer an die Brust gesetzt. Die wirtschaftliche Rezension hat auch ihr Maklerbüro erfasst. Die Firmenleitung lässt verlauten, dass nur zwei Mitarbeiter nach einem radikalen Schnitt übrig bleiben werden. Wer innerhalb kürzester Zeit am meisten verkauft, erhält einen Cadilliac Eldorado, der Zweitbeste ein Steakmesser-Set – und einen Job. Der Rest fliegt hochkant raus. Um den Standpunkt der großen Bosse im Hintergrund deutlich zu machen, wird „Bluthund“ Blake (Alec Baldwin) geschickt. Er hält den vier verdutzten Verkaufsprofis einen Vortrag, der sich gewaschen hat und sie wie unreife Schuljungen zurück lässt. Derart unter Druck gesetzt, machen sich die vier Makler an die Arbeit, ihren Job zu retten.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Die Nummer 1 bekommt einen Cadillac, die Nummer 2 einen Satz Steakmesser, die Nummer 3 räumt seinen Stuhl. Harte Saiten werden aufgezogen in einem schon eh halbseidenen Maklerbüro, in dem es Tag für Tag nur um gute Adressen, feiste Lügen und sichere Abschlüsse geht, wem hier letztlich was untergejubelt wird ist irrelevant, Hauptsache der Scheck ist gedeckt.

Nach seinem eigenen Bühnenstück verfasste David Mamet („Spartan“) das Skript zu „Glengarry Glen Ross“, das seine Herkunft nicht verleugnen will und unmöglich kann. Theater als Film ist nicht immer einfach und manchmal vielleicht nicht das richtige Podium, hier kann davon nicht die Rede sein. Das Medium Film ist nur ein alternative Arena für eine Geschichte, die in erster Linie über den Dialog, über das Zusammenspiel der Figuren funktioniert. Bewegung, Verschiebung der Szenerie, Dynamik im Sinne von physischer Aktion und zeitlicher Ausschweifung in der Narration werden außen vor gelassen. Regisseur James Foley („Auf kurze Distanz“) muss sich – vereinfacht gesagt – nur zurücklehnen, aufpassen das nichts unfreiwillig im Bild baumelt, sich auf die Kraft des Drehbuchs verlassen und sein erlesenes Ensemble einfach machen lassen. Das muss nicht zwingend ein Selbstläufer sein, kann sogar gewaltig nach hinten losgehen, in diesem Fall funktioniert es einwandfrei. Da Mamet eine Geschichte und die entsprechenden Charaktere erschafft, die nicht mehr brauchen.

Der Zuschauer muss sich auf einen wahre Flut gefasst machen. Worte und Dialogzeilen prasseln nur so auf einen ein, fast droht einen diese Lawine zu überrollen und im ersten Drittel läuft der Film gar Gefahr einer Redundanz, die sich rückwirkend als nichtig erweist. Denn Klappern gehört zum Handwerk und nur so können sich die unterschiedlichen Persönlichkeiten in ihrem knallharten und unseriösen Tagewerk über Wasser halten. Wem die Munition ausgeht, verreckt auf dem Schlachtfeld aus Worthülsen, doppelbödigen Aussagen, sich immer wiederholenden Halbwahrheiten und dem Quatschen um des Quatschen willens, damit sein Gegenüber gar keine Zeit zum Nachdenken hat, mit was für einer Dreistigkeit er gerade überrumpelt wird. Was erst ermüdend klingt, wird im geschliffenen Stil von Mamet zu einem Lehrstück über eine pervertierte Geschäftswelt abseits (und von der Methodik dennoch im Stil) der ganz großen Kohle, wo sich kleine Fische an noch kleineren Fischen ernähren, in der stetigen Angst von den großen Haien gefressen zu werden. Lügner, Scharlatane und Bauernfänger, deren miese Tricks so in Fleisch und Blut übergegangen sind, das ein Gewissen wahrscheinlich nur noch am Rande existiert.

Es sind keine Monster die hier gezeigt werden, es sind Zombies, angetrieben nicht von der Raffgier, sondern der eigenen Existenzangst, die einem Tag für Tag im Nacken sitzt und durch diesen unmenschlichen Wettkampf (große und seine einzige Szene: Alec Baldwin, „Jagd auf Roter Oktober“) einen Höhepunkt erreicht. Nun brechen alle Grenzen und aus ihnen auch die Charaktere hervor, versteckt hinter ihren Schutzschilden aus Schall und Rauch. Der impulsive, tatsächlich aber (wirklich) unfähige Maulheld (Ed Harris, „A History of Violence“), der ängstliche Mitläufer (Alan Arkin, „Warte, bis es dunkel ist“), der windige Platzhirsch und verlogene Vertragsaufschwätzer in Persona (Al Pacino, „Der Duft der Frauen“) und das klinkenputzende, verzweifelte Urgestein (Jack Lemmon, „Das Appartement“), dem Star unter den zahlreichen Stars des Films (Kevin Spacey, „American Beauty“ und besonders Jonathan Pryce, „Brazil“, als einziges, sichtbares Ende der Nahrungskette sollten nicht unerwähnt bleiben). Lemmon ist es, der den Unterschied ausmacht, von Anfang an mit seinem sensiblen Spiel heraussticht und als einzige Figur Mitleid generiert, obwohl es alle Schachfiguren in diesem ekelhaften Spiel verdient hätten. Sie kämpfen vordergründig für eine schnittige Karre oder die duften Messer, an sich tagtäglich für ihre Existenz. Mit allen Mitteln, der Dümmere zahlt den Deckel.

Wenn Jack Lemmon am Ende, wenn alles verloren ist und sich für einen kurzen Moment so was wie Freundschaft und Loyalität in einem dreckigen Alltag abzeichnet, versucht etwas wie Nähe, Mitgefühl und echter Emotion zu erhaschen, und das untergeht in der nicht stillstehenden Spirale von Fressen oder Gefressen werden, ist das rührend und so perfekt auf den Punkt gebracht, da zeichnet sich spätestens ab, was „Glengarry Glen Ross“ ausmacht. Viel Lärm um nichts und doch verdammt viele Einzelschicksale. Ein ätzendes Wirtschafts- und Sittengemälde aus einer schon lange vor dem großen Crash aus den Fugen geraten Geschäftswelt, nur da wollte es niemand wirklich wahrhaben.

Fazit

Vor dem Crash ist nach dem Crash. David Mamet skizziert anhand von seinen im Haifischbecken rudernden Figuren die Unmenschlichkeit der (halb)kriminellen Wirtschaftsrealität, findet viele Worte und erschrecken exakte Aussagen über die Natur des Menschen, der nicht mehr mit der Keule ums Überleben kämpfen muss, sondern das eigene Scheitern geschickt und gewissenlos auf anderen Schultern abladen muss, bevor der Zahltag naht. Sehr menschlich, sehr dicht am Alltag und wohl weit weniger überspitzt, als man blauäugig glauben will.

Kritik: Jacko Kunze

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