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Quelle: themoviedb.org

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Seit Raouls Frau Solange in eine seltsame Apathie gefallen ist und nur noch strickt, sucht er einen anderen Mann für sie. Dabei freundet er sich mit dem jungen Lehrer Stéphane an und liebt es, mit ihm Mozart zu hören. Solange findet ihr Glück beim frühreifen Christian. Die märchenhafte Beziehungsfarce erhielt den Oscar als Bester fremdsprachiger Film.

Kritik

Der Oscar in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ gilt aufgrund der umfangreichen Konkurrenz als besonders hart umkämpft und oftmals nur schwer aussagekräftig, da immer nur ein Bruchteil der zahlreichen Kandidaten überhaupt zur Nominierung zugelassen wird. Bei so vielen Werken, die bei dem Auswahlverfahren auf der Strecke bleiben (oder gar nicht erst berücksichtigt werden), hat der letztlich ausgezeichnete Preisträger eigentlich eine besonders große Bürde zu tragen. Er steht repräsentativ für alles im nichtenglischsprachigen Raum. Als dessen – angeblich – „bester Film“. Gut, werfen wir mal einen Blick auf das Filmjahr 1978. Dort fällt einem auch ohne Kenntnis der Shortlist direkt einiges ein, das potenziell preisverdächtig wäre. So zum Beispiel Ingmar Bergman’s Meisterwerk Herbstsonate (welches übrigens nicht in dieser Kategorie nominiert war, dafür als Bestes Originaldrehbuch und Ingrid Bergman als Beste Hauptdarstellerin – finde den Fehler). In der Endauswahl landeten fünf andere Filme, u.a. auch der französische Vertreter Frau zu verschenken von Bertrand Blier (Die Ausgebufften), der sich schlussendlich durchsetzen sollte. Interessant dabei: bei der heimischen César-Verleihung wurde er lediglich für die beste Musik ausgezeichnet. Erhielt nicht einmal eine weitere Nominierung. Wie kann das sein? Wir werden sehen…

„Solange, ich liebe dich. Ich finde dich zum Kotzen, aber ich liebe dich.“

Romantisch, gell? So ist er, der empathische Frauenversteher Raoul (Gérard Depardieu, Wahl der Waffen). Darum kann er auch kaum verstehen, dass seine Ehefrau Solange (Carole Laure, Flucht oder Sieg) sich kein müdes Lächeln mehr abringen kann, wie sediert ihren gemeinsamen Alltag über sich ergehen lässt und sich einzig und allein in Hausarbeit und Dauerstricken flüchtet. Da Raoul seine Frau aber so abgöttisch liebt, ist er zu Opfern bereit. Kurzerhand quatscht er in einem Restaurant den Sportlehrer und Mozartfan Stéphane (Patrick Dewaere, Tausend Milliarden Dollar) an, ob der nicht seiner Liebsten ein Lächeln entlocken kann. Oder anders gesagt: er bietet Solange zum Durchvögeln an, da in seinem Spatzenhirn die einzige Erklärung für deren depressive Verstimmungen sein kann, dass sie etwas mehr Abwechslung in der Kiste braucht. Stéphane reagiert nur ganz kurzzeitig leicht irritiert, aber so ein Angebot kann man(n) natürlich nicht von der Bettkante stoßen. Also führen die drei fortan eine sehr befremdliche Beziehung. Die daraus besteht, dass eine emotional weiterhin völlig teilnahmslose Solange zwischen den beiden durchgereicht wird. Zwischenzeitlich wird noch ein Nachbar hinzugezogen, denn irgendwann muss die Olle doch mal die Mundwinkel verziehen. Pustekuchen. Wenn reiner Matratzensport eine Frau nicht glücklich macht, dann kann es doch nur am unerfüllten Kinderwunsch liegen. Sonnenklar. Darum übernehmen die drei die Betreuung eines Sommercamps für Knaben. Einfach so. Und siehe da, es war die goldrichtige Entscheidung.

Der Job weckt zwar nicht unbedingt die Mutterinstinkte von Solange, erregt sie dafür auf ganz anderer Ebene. Dort lernt sie nämlich den 13jährigen, frühreifen (oder auch altklugen), hochintelligenten und deshalb gemobbten wie totunglücklichen Außenseiter Christian (Riton Liebman, Carlos – Der Schakal) kennen. Dem Jungen gelingt das schier Unmögliche: Solange lächelt nicht nur, sie lacht sogar herzhaft. In dem unverstandenen Jungen findet die unverstandene Frau eine Art Seelenverwandten. Das könnte – nach diesem ganz kruden, peinlichen und überwiegend ärgerlichen Woody Allen-Verschnitt aus der erste Hälfte – jetzt eventuell noch die Kurve bekommen. Als sensible Coming-of-Age Geschichte oder vielleicht sogar zaghaft-platonische Lovestory, wobei das Thema ja immer ein Drahtseilakt ist. Tja, aber was passiert? Das soll an der Stelle nicht im Detail verraten werden. Zum einen, da es ja vielleicht doch noch jemand sehen will und zum anderen, damit der Sarkasmus in der Wortwahl nicht in einem blanken Wutanfall mündet. Nur mal so in den Raum geworfen: wenn die Geschlechterrollen hier anders verteilt wären (erwachsener Mann und 13jähriges Mädchen), dann würde hier direkt (vollkommen zurecht) der Baum brennen. So wird das aber noch als verspielte und „gewagte“ Satire (??? Hoffen wir es mal…) verkauft, die im Kern der Sache natürlich kein Stück besser ist.

Warum Frau zu verschenken nicht nur mit dem Oscar als Bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet wurde, sondern überhaupt in irgendeiner Form positiv besprochen werden kann, bleibt ein einziges Rätsel. Natürlich möchte man eine ungewöhnliche Liebesgeschichte erzählen und greift dabei auf eine Form der überspitzten Groteske zurück, aber auch dabei muss man doch auf gewisse Dinge achten. Er erinnert in dieser selbstgerechten Ignoranz frappierend an den im letzten Jahr erschienenen Landsmann Warten auf Bojangles, der auch schon das Publikum mit einer angeblich empathischen Romanze für dumm verkaufte. Stattdessen wurden dort schwere, psychische Probleme auf das Übelste pauschalisiert und zweckentfremdet, um einen moralisch wie ethisch extrem fragwürdiges Geschehen ins Niedliche oder gar „Herzerwärmende“ zu verharmlosen. Und da waren keine pädophilen Tendenzen dabei. Wie gesagt, tausche da mal die Geschlechterrollen und schon wird das Ganze auch für den Blindesten nur schwer vertretbar. Abgesehen davon ist der Tonfall des Films aber schon eine Katastrophe. Das Frauenbild wird natürlich mit Absicht ad absurdum geführt, dennoch wirkt das alles überwiegend wahnsinnig unangenehm, auch weil der Film daraus wohl gerne ein paar Lacher ziehen will und seine schrecklichen Mannsbilder immer noch versucht, irgendwie sympathisch oder wenigstens drollig zu verkaufen. Dass sich Solange dabei in einer handfesten, psychischen Krise befindet und letztlich dadurch „therapiert“ wird, dass sie sich in ein Kind verliebt, wird weder wirklich ansatzweise thematisiert, sondern noch schlimmer, in ihrer eigentlichen Tragweite ins Lächerliche bis Herzliche bagatellisiert. Bei aller Liebe, aber wie verkorkst und unangemessen kann denn ein Drehbuch noch sein?

Fazit

Wenn es irgendwas Positives an diesem Film gibt, dann wirklich nur die César-prämierte Filmusik und die immer noch relativ guten Darsteller, die für das grässliche Drehbuch am wenigsten können. Gut, sie müssten es nicht spielen, aber sie wurden ja hoffentlich dafür anständig bezahlt. Allgemein scheint dieser Film ja auch seine Befürworter zu finden und denen sei es gegönnt. Verstehen muss man es Gott sei Dank ja im Einzelfall trotzdem nicht. An dieser Stelle gerne erneut: im selben Jahr gab es auch einen „Herbstsonate“…

Kritik: Jacko Kunze

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