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Quelle: themoviedb.org

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"Reich, komplex, provokant" (Screen Daily): Bei seiner Weltpremiere in Venedig frenetisch gefeiert, erzählt der neue Film von Altmeister Alexander Sokurov zwischen Fiktion und Dokumentation von der Rettung der Louvre-Schätze vor dem deutschen Zugriff im Zweiten Weltkrieg. Eine traumhafte Meditation über Geschichte, Krieg und Kunst, Menschlichkeit und Ästhetik.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Lange Jahre war es schlecht um die russische Filmkultur bestellt. Längst vergessen sind die glorreichen Zeiten unter dem Stummfilmpionier Sergei Eisenstein (Panzerkreuzer Potemkin). Später mussten namhafte Regisseure wie Andrei Tarkowski (Stalker) das Land verlassen und eine Zeit lang schien es so, als könnten talentierte Filmemacher ihr Handwerk lediglich in Propagandafilmen wie beispielsweise Ich bin Kuba umsetzen. Nach dem kompletten Stillstand der Filmindustrie gegen Ende des letzten Jahrhunderts befindet sich die Filmnation Russland jedoch wieder auf einem aufsteigenden Ast. Ein Mann, der sicherlich keinen unwesentlich Beitrag dazu geleistet hat, ist Aleksandr Sokurov. Sein neuester Film Francofonia ist einmal mehr eine beeindruckende, ganz und gar eigensinnige Zeitreise durch die Kunst- und Menschheitsgeschichte.

Dadurch erinnert Francofonia zunächst an einen anderen Film des russischen Regisseurs. Russian Ark konnte bei seiner Veröffentlichung im Jahre 2002 durchaus auf wohlwollende Pressestimmen vertrauen, schließlich stach die fantasievolle und traumähnliche Zeitreise durch die Eremitage vor allem aus formaler Sicht heraus. Bei dem Film handelt es sich nämlich um eine knapp 100-minütige Plansequenz, also einem ähnlichen Konzept wie der letztjährige Kritikerliebling Victoria – obgleich die Filme inhaltlich kaum unterschiedlicher sein könnten. Francofonia hingegen verzichtet auf dieses Konzept und nähert sich Russian Ark auf inhaltlicher Ebene an. Die verworrene Mischung aus Essayfilm, Historiendrama und fiktiver Dokumentation ist dabei nur sehr schwer greifbar, kann dadurch aber bereits durch ihre pure Eigenständigkeit punkten.

Schon bei einer simplen Inhaltsbeschreibung stößt man bei Francofonia schnell an Grenzen. Natürlich geht es hauptsächlich um die Zeit der deutschen Besatzung in Paris und die daraus resultierenden Folgen für die Kunst. Zentral wird dabei logischerweise die umfangreiche Sammlung des Louvre positioniert, doch auch abseits davon holt der russische Filmemacher weit aus. Durch seine rasanten Wechsel zwischen Formaten, Bildqualität und Inszenierungsstil erweckt er immer wieder einen semidokumentarischen Eindruck und verwischt die Grenzen zwischen Realität und Fiktion.

Francofonia ist so etwas wie eine völlig chaotische Geschichtsstunde aus der man letztlich zwar nichts wirklich Greifbares mitnimmt, sich aber dennoch nicht dem Eindruck verwehren kann, etwas gelernt zu haben. Aber worüber? Über die Geschichte selbst wohl kaum, denn Sokurovs Werk besticht weniger durch historisch korrekte Fakten, als vielmehr durch seine poetische Annäherung an den Menschen selbst. Wenn es bei Sokurov um Kunst geht, dann geht es nie um das Kunstwerk und seine handwerklichen Qualitäten selbst, sondern immer um dessen ästhetische Bedeutung für den Menschen. Bei Francofonia verhält es sich ähnlich, nur erschließt sich die genaue Bedeutung des Werkes zwischen dem einzigartigen Ideengemisch nicht zur Gänze – zumindest nicht nach einer Sichtung.

Fazit

Man könnte „Francofonia“ alleinig durch das Wort einzigartig beschreiben und hätte dadurch schon den zentralen Konflikt des Werkes erfasst. Aleksandr Sokurovs neuester Streich ist unfassbar vielseitig, aber ebenso sperrig. Ein Film, den jeder für sich selbst entdecken sollte und den man kaum in gängige Bewertungsmaßstäbe pressen kann. Als Erfahrung ist er aber sicherlich lohnenswert, und deshalb trotz persönlicher Probleme eine Empfehlung wert.

Kritik: Dominic Hochholzer

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