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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

"Ein letzter Tango" ist eine emotional berührende und visuell beeindruckende Liebeserklärung an den Tango, die Leidenschaft und das Leben. Vor allem aber ist es die Liebesgeschichte der beiden berühmtesten Tangotänzer der Geschichte: María Nieves (78) und Juan Carlos Copes. Nahezu ein halbes Jahrhundert haben sie miteinander getanzt, sich geliebt, gehasst, getrennt und wieder vereint. Kein anderer Mann tanzte wie Juan, keine andere Frau wie María. Bis er sie eines Tages für eine 25 Jahre jüngere Frau für immer verlässt... Erst heute, fast am Ende ihres Lebens, sind María und Juan bereit ihre Geschichte zu erzählen: von ihrer Liebe, ihrem Hass und ihrer Leidenschaft.

Kritik

»Als ich zum ersten Mal Tango tanzte, strömte er von den Füßen in meinen Körper, von meiner Haut in mein Blut und mit dem Blut direkt in mein Herz.« - María Nieves

Buenos Aires 1948: Tango ist der Zeitvertreib der armen Leute. Auf einer Milonga, einer typischen Tanzveranstaltung, begegnen sich die vierzehnjährige María Nieves Rego (Ayelén Álvarez Miño) und der siebenzehnjährige Juan Carlos Copes(Juan Malizia) zum ersten Mal. Sie darf nicht mit ihm tanzen, weil sie zu jung ist; er ist unbeholfen und tritt den Mädchen auf die Füße. Doch trotzdem bleibt er María im Gedächtnis, und als sie sich ein Jahr später wiedersehen und er sie erneut auffordert, ist das der Beginn einer großen Liebesgeschichte — nicht nur zwischen Juan Carlos und María, sondern vor allem auch zwischen ihnen und dem Tango.

Manche Geschichten kann eben nur das Leben schreiben. »Un Tango Más«, der auf Deutsch als »Ein letzter Tango« in die Kinos kommt, zeichnet den Werdegang von María Nieves und Juan Carlos Copes nach. Jahrzehnelang waren sie nicht nur das Vorzeigepaar der argentinischen Tangoszene — Copes’ Ehrgeiz ist es auch maßgeblich zu verdanken, dass sich der moderne Tango sich vor allem als Bühnenformat weltweit etablierte. Ein Projekt, für das er María an seiner Seite brauchte. »Als ich mit ihr tanzte, wusste ich, ich hatte meine Stradivari gefunden.«

Dabei spielt »Un Tango Más« gekonnt mit den Möglichkeiten des Dokumentarfilms. Ausgangspunkt ist der Versuch, María und Juan Carlos — beide mittlerweile an die achtzig Jahre alt — ein letztes Mal für einen gemeinsamen Tango auf die Bühne zu bringen. Anlass für das privat und beruflich längst entzweite Paar, auf ihre Vergangenheit zurückzublicken.

Dass Schauspieler Szenen aus jenen Zeiten nachstellen, wirkt zunächst sehr konventionell und entpuppt sich dann doch rasch als vielschichtiger Kunstgriff, der »Un Tango Más« durchaus von anderen Dokumentarfilmen abhebt. Denn   der Film belässt es nicht einfach dabei, die Illusion einer neu belebten Realität zu schaffen, sondern durchbricht deren Grenzen ganz bewusst, entlarvt die Fiktion und macht aus den Rückblenden zunehmend genüsslich inszenierte, höchst atmosphärische Choreographien, welche einerseits den Tango als Tanz und Lebensgefühl zelebrieren und andererseits die wechselvolle Beziehung zwischen María Nieves und Juan Carlos Copes verdichtet in symbolischen Bewegungsabläufen auf den Punkt bringen. Wer könnte eine Geschichte über den Tango auch besser erzählen als der Tango selbst? Den Impuls zu dieser Darstellung will Regisseur German Kral übrigens von keinem Geringeren als Wim Wenders erhalten haben, der den Film auch als Executive Producer betreute.

Gleichzeitig begleitet »Un Tango Más« aber nicht nur Juan Carlos und María, sondern folgt auch ihren jeweiligen Darstellern auf der Suche nach dem richtigen Zugang zu den Figuren, die sie verkörpern. So bleibt es nicht nur bei Sequenzen, in denen María Nieves mit ihrem schelmischen, warmherzigen Lächeln in die Kamera spricht, sondern der Zuschauer erlebt sie auch im Gespräch mit der Darstellerin ihres jugendlichen Ichs, die ihr Fragen stellt.

Allein schon der verspielte Umgang mit Fiktion und Realität macht »Un Tango Más« schon zu einem sehenswerten Film, dazu kommt die Geschichte, die er zu erzählen weiß, die Entwicklung seiner Protagonisten, die er skizziert. Juan Carlos Copes scheint von Beginn an von seinem Ehrgeiz besessen, dem Tango zu Weltruhm zu verhelfen. Marías Interesse an dem Tanz ist hingegen zunächst nur Mittel zum Zweck, um dem geliebten Mann nahe zu sein. Doch im Lauf der Zeit wird der Tango für sie der wahre Motor ihres Lebens — und ein Ventil ihrer leidenschaftlichen Emotionen, je tiefer die Beziehung zu Juan Carlos in die Krise gerät.

Die zunächst parallele, später getrennte Entwicklung der beiden Protagonisten fängt »Un Tango Más« in Wort, Bild und Ton eindrucksvoll ein. Dabei lässt der Film es zu, dass sich die Statements immer wieder einmal widersprechen, und hält sich mit Wertung weitgehend zurück, wenngleich zuweilen ein leichter Fokus auf die Geschichte der María Nieves fühlbar scheint: die Geschichte einer starken Frau, die den Weg zu ihrer Berufung und Eigenständigkeit durch viele Tiefschläge hindurch findet.

Insbesondere durch ihre Präsenz vor der Kamera gewinnt »Un Tango Más« ungemein. María gibt sich charmant, humorvoll, nostalgisch, reagiert einmal mit deutlichem Zorn auf die ihr gestellten Fragen und sagt bisweilen mit ihrem Blick und ihrem Schweigen noch mehr als mit ihren Worten — auch eben Widersprüchliches. Dass der Film dies in Szene zu setzen weiß, ist eine seiner großen Stärken. Dadurch bleibt María auch eine Spur mehr im Gedächtnis als der ebenfalls charismatische Copes, der noch immer mit Begeisterung und Überzeugung von seinen großen Visionen für den Tango spricht.

Allenfalls eines bleibt durch die starke Fixierung auf das legendäre Paar und die künstlerische Umsetzung auf der Strecke: Konkrete historische Kontexte — die Tourneen in die USA — oder auch die Interaktion mit anderen Künstlern — wie beispielsweise Copes’ Zusammenarbeit mit Astor Piazzolla — kommen eher als verschwommene Kulisse vor, lediglich die Verankerung im Hier und Jetzt ist gelungen. Material wie alte Fernsehaufnahmen entschädigen aber dafür und die Wirkung des Films dürfte von Regisseur Kral durchaus so gewollt sein, denn ihm zufolge ist der Streifen »kein Tanzfilm, sondern eine Erzählung über Liebe, Hass, den Verlust der Liebe und das Wiederfinden eines Künstlers nach den Schmerzen des Lebens«. Genau diese Geschichte weiß »Un Tango Más« aber so meisterhaft zu erzählen und in Szene zu setzen, dass alles ringsum verblasst, was man sich eventuell noch hätte wünschen können.

Fazit

»Un Tango Más« ist ein Dokumentarfilm, der alle seine Techniken ganz in den Dienst einer großen Geschichte stellt und sie atmosphärisch dicht, sorgsam komponiert und vor allem gekonnt choreographiert erzählt. Realität und Inszenierung werden hier meisterhaft miteinander verwebt. Man muss kein Tangoliebhaber sein, um an »Un Tango Más«, seinen Bildern und seinen Klängen Freude zu haben — man ist es aber höchstwahrscheinlich spätestens dann, wenn sich der Kinovorhang schließt.

Kritik: Sabrina Železný

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