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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der Schriftseller Wilbur Gray besucht seinen Verleger Frank Richards. Thema des Abends ist das neue Buch des Autors über Katzen. Darin wird die These vertreten, dass diese Tiere teuflische Geschöpfe sind, die Unheil bringen. Anhand drei schauerlicher Geschichten aus den Jahren 1912, 1936 und 1975, die sich an unterschiedlichen Orten zugetragen haben, versucht Wilbur seinen Herausgeber zu überzeugen…

Kritik

Das Konzept des Anthology-Horrorfilms wird immer mal wieder gerne aufgegriffen. In den letzten Jahren zählten Reihen wie The ABCs of Death, V/H/S oder Mexico Barbaro zu den bekannteren Vertretern, insgesamt bilden sie heutzutage jedoch die Ausnahme von der Regel. Bereits 1945 gab es mit Traum ohne Ende einen echten Klassiker des Genres, seine Hochphase erlebte diese spezielle Zunft jedoch erst ab den 60er Jahren. Besonders in Großbritannien und dort nochmal ausdrücklich durch das Studio Amicus, die bis in die späten 70er einige Filme dieses Konzepts veröffentlichten. Damals natürlich auch gerne gebucht: Peter Cushing (Frankensteins Fluch), neben seinem alten Weggefährten Christopher Lee der wohl größte Star des damaligen Schauerkinos. Der 1977 erschienene Das Unheimliche wirkt nicht nur wegen Peter Cushing auf den ersten Blick wie ein typischer Amicus-Streifen, tatsächlich handelt es sich hier um eine kanadisch-britische Co-Produktion. Regie führte der damals 37jährige Kanadier Denis Héroux (The Awakening), für den es seine letzte Regiearbeit sein sollte, allerdings war er noch bis zum Jahr 2000 als Produzent tätig (u.a. für die 80er Jahre Zeichentrickserie MASK).

Cushing spielt den Schriftsteller Wilbur Gray, der eines Abends seinen Verleger Richards (Oscar-Preisträger und Film Noir-Legende Ray Milland, Das verlorene Wochenende) aufsucht. Im Gepäck hat er sein neuestes Manuskript und wirkt extrem angespannt, insbesondere als er Richards‘ Hauskatze entdeckt. Denn in seinem neuesten Werk handelt es sich um drei reale und mysteriöse Kriminalfälle, in denen Gray Katzen als die vermeidlichen Übeltäter ausmacht. Die beiden großen Stars des Films treten somit nur in der Rahmenhandlung auf, der Rest des Films wird aufgeteilt auf die jeweiligen Einzelgeschichten.

London, 1912: eine alleinstehende Millionärin (Joan Greenwood, Adel verpflichtet) ändert kurzfristig ihr Testament, da ihr undankbarer Neffe Michael schon jetzt ihr Geld verschleudert. Ihr gesamter Besitz soll an ihre dutzenden Hauskatzen übergehen. Ihr Dienstmädchen Janet (Susan Penhaligon, Patrick), die eine Affäre mit Michael pflegt, steckt dem diese Information und wird daraufhin beauftragt, das Testament verschwinden zu lassen. Dabei tötet Janet ihre Arbeitgeberin im Affekt, wird allerdings von den Katzen attackiert. Sie verschanzt sich in der Küche, doch die nachtragenden Samtpfoten lassen sie dort mehr oder weniger aushungern. Als die Gefahr nach Tagen gebannt scheint, wagt Janet die Tür zu öffnen. Der Hausflur scheint sicher, aber im Schlafzimmer liegt immer noch das Testament…

Toronto, 1975: Nach dem Tod der Eltern kommt Lucy zu der Familie ihrer Tante. Mit dabei hat sie Kater Wellington, der genau so ungern aufgenommen wird wie sie selbst. Besonders ihre ekelhafte Cousine Angela macht Lucy das Leben schwer und ist neidisch auf deren Haustier. Als Wellington „verschwinden“ soll, holt Lucy die alten Lieblingsschmöker ihrer Mutter hervor. Die handeln auffallend oft von schwarzer Magie und mitsamt ihrem Kater hegt Lucy äußerst sadistische Rachegelüste.

Hollywood, 1936: während des Drehs zu einem Horrorfilm kommt es zu einem dramatischen „Unfall“. Da ein Beil verwechselt wurde, stirbt die Hauptdarstellerin während des Drehs. Ausgerechnet ihr Ehemann und Kollege V.D. (Donald Pleasence, Halloween – Die Nacht des Grauens) führte das Beil, allerdings war das alles nur Teil eines perfiden Plans. Damit wurde er die ungeliebte Gattin los und verschafft deren Double Edina (Samantha Eggar, Die Brut) nicht nur eine Rolle, sondern direkt den frei gewordenen Platz in seinem Bett. Einziges Überbleibsel von seiner nun zweigeteilten Ex-Frau ist deren Katze, die das neue Paar auch elegant verschwinden lassen will. Die erweist sich aber als nicht nur schlauer als gedacht, sondern als überaus gewitzter Racheengel, der den Beiden noch gehörig das Fürchten lehren wird.

Wer einen ernsthaften Gruselfilm erwartet, dürfte von Das Unheimliche sicherlich enttäuscht werden. Dafür präsentiert sich allein die Grundprämisse schon viel zu cheesy. Wenn sich Horror-Ikone Peter Cushing beim Anblick der Schmusekatze des damals schon arg abgehalfterten Ray Milland beinah in die Hose macht, kann man das unmöglich ernst nehmen. Gott sei Dank haben das auch alle Beteiligten in den richtigen Hals bekommen und so stolpert Das Unheimliche nicht über seine durchaus offenkundigen Unzulänglichkeiten in gewissen Bereichen, sondern geht selbstbewusst wie ironisch damit hausieren. Die einzelnen Episoden sind dabei scheinbar absichtlich nicht chronologisch, sondern in ihrem aufsteigenden Augenzwinker-Faktor geordnet, was dem Gesamtkonzept extrem guttut. Die erste Geschichte kommt noch am „schaurigsten“ herüber, auch wenn da schon sehr offensichtlich wird, dass sich niedliche Kätzchen nicht durch Fauchgeräusche von der Tonspur automatisch zur Bedrohung hochjazzen lassen. Dennoch hat die Geschichte noch den höchsten „Terror-Anstrich“, verhältnismäßig, aber klar im gedrosselten Bereich. Wie gesagt, alles andere wäre aber auch kontraproduktiv und würde falsche Erwartungshaltungen wecken. Hier stehen andere Dinge im Vordergrund und sollten als Qualitäten ausgemacht werden.

Die zweite Geschichte wird schon durch das nicht sonderlich überzeugende Schauspiel der beiden jungen Protagonistinnen deutlich absurder, das Finale ist aber schon wieder herrlich obskur. Wie eine Hommage an einen genialen B-Movie-Klassiker von Jack Arnold, allerdings sieht das 20 Jahre später keine Spur besser aus. Eher im Gegenteil. Gerade das macht es aber irgendwie sehr charmant und zeigt deutlich auf, dass sich hier niemand zu Tode fürchten soll. Ein Hang zum ziemlich schwarzen Humor und auch einer gewissen Brutalität lässt sich aber schon aus diesen beiden Episoden erkennen. Aufgrund der limitierten Mittel wirkt das natürlich – speziell aus heutiger Perspektive – alles recht handzahm, aber man bedenke mal, was dort eigentlich passiert und wie das mit anderen Möglichkeiten bzw. in dem damaligen Kontext für einen Effekt erzeugen würde. Aufgelockert wird das immer wieder durch das herrliche Zusammenspiel von Cushing & Milland, die auch ganz klar gemerkt haben, wo sie da gelandet sind und mit entsprechendem Zweckoptimismus (oder auch Galgenhumor) das Beste aus ihrem Engagement machen.

Den Vogel schießt aber endgültig die dritte Episode ab. Wenn Donald Pleasence als Valentine De’ath (!) zusammen mit seiner Geliebten zunächst die unliebsame Alte feist „entsorgt“, um danach in bester Tom & Jerry bzw. Roadrunner-Manier jagt auf deren Katze zu machen (was auf höchst amüsante Art nach hinten losgeht), ist das pures Comedy-Gold. Mit voller Absicht. Pleasence ist so unverschämt gut in einem Part, über den Schauspieler seines Kalibers vermehrt wohl nur empört die Nase rümpfen würden. Das ist kompletter Nonsense, aber so spielfreudig vorgetragen und inszeniert, inklusive einer drastisch-sarkastischen Grundstimmung, die die Kultserie Geschichten aus der Gruft später so herausragend machte. Übrigens sollte dieser Film zwingend in der englischen Fassung angesehen werden. Das liegt nicht nur an der schwachen Synchronisation. Was speziell in dieser Geschichte (wie auch den Zwischensequenzen) über den O-Ton an Qualität generiert wird, könnte keine Synchro der Welt auch nur annährend rekonstruieren.

„No milk for you anymore!“

Fazit

Definitiv kein Film für Menschen mit Ailurophobie. Keine dieser drei Geschichte würde für sich allein einen Film stemmen können, als ernstzunehmender Horrorfilm wäre das eine reine Enttäuschung und für niemanden der großen Stars ist dies ein erwähnenswerter Beitrag in ihrer beeindruckenden Vita. Und trotzdem macht „Das Unheimliche“ seltsam viel Spaß. In erster Linie begründet durch seine gesunde Selbstwahrnehmung, die irgendwo zwischen charmantem Grusel-Trash und garstiger Horrorkomödie liegen dürften. Der hat seine deutlichen Macken, geht damit aber sportlich um und hat vor allen Dingen ein viel zu gute Besetzung, die sich für diesen Schabernack nicht zu schade ist.

Kritik: Jacko Kunze

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