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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Die verheiratete Lucienne hat eine Affäre mit dem ebenfalls verheirateten Pierre, der zu allem Überfluss auch noch der Stellvertreter ihres Mannes Paul, dem Bürgermeister der Gemeinde, ist. Als Pierre’s chronisch kranke Frau verstirbt, steht nur noch Paul zwischen ihnen…

Kritik

Mit Blutige Hochzeit greift Claude Chabrol (Das Biest muss sterben) auf einen realen Kriminalfall zurück, der erst kurz zuvor in Frankreich große mediale Wellen schlug und als „Die teuflischen Liebhaber von Bourganeuf“ tituliert wurde. Ein Stoff, wie gemalt für das Schaffen von Chabrol zu dieser Zeit, ermöglicht er ihm doch erneut einen Blick auf die Abgründe hinter der Fassade der sauberen Bourgeoisie zu werfen und dies mit einem bitterbösen Seitenhieb auf das aktuelle Polit- und Gesellschaftsgeschehen zu versehen. Tatsächlich wurde seitens des Kultusministeriums sogar eine Verschiebung der Uraufführung nach den Parlamentswahlen erzwungen. Viel mehr Bestätigung konnte man Chabrol’s Vorhaben wohl kaum indirekt zu Teil werden lassen.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen Paul (Michel Piccoli, Die Verachtung) und Lucienne (Stéphane Audran, Zwei Freundinnen). Beide pflegen seit kurzem eine leidenschaftliche Affäre, sind jedoch beiden anderweitig unglücklich liiert. Pierre mit der chronisch kranken und schwer depressiven Clotilde (Clotilde Joano, Die Unbefriedigten), Lucienne mit Pierre (Claude Piéplu, Asterix & Obelix gegen Caesar), dem rechtskonservativen Parlamentsabgeordneten und Bürgermeister der Gemeinde. Ein zusätzlich pikantes Detail: Paul ist selbst ein (linker) Politiker und wurde von Pierre – aus strategischen Gründen – als neuer Stadtrat und sein Stellvertreter handverlesen auserwählt. Erst so haben er und Lucienne sich erst kennen und hinter dem Rücken aller anderen schnell lieben gelernt. Zunächst ist alles aufregend und prickelnd, doch bald wird ihnen bewusst, wie riskant, brisant und vor allem ausweglos ihre Situation ist. Paul entscheidet sich zu einem drastischen Schritt, der in der Konsequenz aber folgerichtig einen Gegenzug unausweichlich macht.

Blutige Hochzeit ist kein Film, dessen grober Ablauf in irgendeiner Form überraschen dürfte. Gerade seinerzeit nicht, als die zugrundeliegenden Ereignisse in Frankreich gerade in aller Munde waren. Aber auch ohne Kenntnisse des realen Falls meint man als Zuschauer schnell zu erahnen, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt. Das trifft mehr oder weniger auch alles wie erwartet zu, allerdings konstruiert Claude Chabrol den Weg dorthin gewohnt clever und setzt seinen Schwerpunkt auf Details, die erst im Nachhinein ihre Brillanz entfalten. Gerade die Figurenkonstellation und ihre geschickte Charakterisierung wird zum entlarvenden Spiegelbild einer von Egoismus, Machtmissbrauch, Gier, Verlogenheit und Skrupellosigkeit geprägten, gehobenen Gesellschaft, die nicht in ihrem eigenen Mikrokosmus scheitert. Sondern erst, als sie der „naiven“ Empathie und Gutmutigkeit erlauben, dort einzudringen. Man muss vorsichtig sein, was man im Vorfeld über Details des Plots verrät, zu wichtig sind sie für die Wirkung. Das beinhaltet explizit nicht den Ablauf der Geschehnisse, sondern ganz konkret, wie dort eins zum anderen führt und welche sarkastischen Wahrheiten dahinterstecken. Das Finale ist bezogen auf seinen Aufbau ein echter Paukenschlag, obwohl es eigentlich nur die logische Konsequenz ist, wenn man den Glauben an das unerschütterliche Urvertrauen noch nicht komplett verloren hat. Das sich die aktuelle, „herrschende“ Generation so ihr eigenes Grab schaufelt - ausgerechnet durch die, die es hoffentlich mal besser machen werden -, ist in seinem galligen Unterton kaum noch als subversiv zu bezeichnen. Und gerade deshalb so mutig wie unbequem, speziell zum damaligen Zeitpunkt.

Fazit

Zwischen Thriller, Psychodrama und bissiger Gesellschaftskritik fühlt sich Claude Chabrol zu Hause und findet auch bei „Blutige Hochzeit“ seine (Un)Wohlfühlzone, die sich in einer detaillierten Inszenierung und bitter-bösen Kompromisslosigkeit niederschlagen, ohne dabei jemals reißerisch zu wirken. Als würde man jemandem hilflos beim Treiben in Richtung eines Wasserfalls zusehen: Das Resultat ist unausweichlich und wenig überraschend, trotzdem ist der Weg höchst dramatisch und aufwühlend.

Kritik: Jacko Kunze

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