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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Unerschrocken werden die dunklen Realitäten der Verzweiflung und der krankhaften Selbstvernichtung dokumentiert, die das Leben von fünf Heroin-Junkies umgibt. Die verschlungenen Geschichten der Süchtigen über Schmerz, Verlust, Traurigkeit und Verlassenheit führen den Betrachter auf den quälenden und abscheulichen Weg erschreckender psychologischer und spiritueller Zerstörung, während die grimmige Krankheit der Heroinsucht die Körper und den Geist von fünf jungen Menschen infiziert und verfallen lässt.

Kritik

Wer sich umfassend mit der Sorte von abgründigem, extremen Kino beschäftigt, welches weit vom Mainstream entfernt stattfindet, wird unweigerlich auf die Filmographie von Lucifer Valentine (A Perfect Child of Satan) stoßen. Neben dem markanten Pseudonym ist nicht bekannt, wer sich überhaupt hinter dem Regisseur verbirgt. Seinen echten Namen und sein Gesicht hält der Mann, der sich selbst als Filmemacher, Künstler und Satanist bezeichnet, lieber im Verborgenen, um die von ihm geschaffenen sowie veröffentlichten Werke völlig für sich sprechen zu lassen und sich zudem vor Morddrohungen abzuschirmen, die in der Vergangenheit schon häufiger an ihn gerichtet wurden. Im Fall der sogenannten Vomit-Gore-Trilogy, mit der Valentine hauptsächlich im Underground-Sektor bei besonders hartgesottenen Filmfans für Aufruhr sorgte, sprechen seine Filme eine unmissverständliche Sprache.

In anonymen Interviews räumte der Regisseur ein, dass er emetophil sei. Diesen sexuellen Fetisch, der mit dem Akt des Erbrechens zu tun hat, baut Valentine ungestellt und exzessiv in seine Filme ein, wobei die vorwiegend weiblichen Darstellerinnen seiner Filme meist Verträge unterzeichnen, in denen sie versichern, dass alles am Set einvernehmlich sowie freiwillig geschehen ist. Neben höchst umstrittenen Filmen wie ReGOREgitated Sacrifice und Slow Torture Puke Chamber, die durch Körperflüssigkeiten aller Art, Gewaltszenen, die so brutal sind, dass sie sich kaum mit Worten beschreiben lassen, und eine experimentelle Inszenierung, die auf radikale Effekte und Verfremdungen setzt, geprägt sind, hat Valentine allerdings auch ein Werk wie Black Metal Veins gedreht. 

In dem Film, der sich grob dem Genre der Dokumentation zuordnen lässt, verfolgt der Regisseur mehrere Drogenabhängige bei ihrem Alltag. Die fünf jungen Erwachsenen, die im Mittelpunkt stehen, befinden sich dabei längst am Abgrund ihres Lebens und sind bereits den härtesten Drogen wie Heroin oder Crack verfallen. Bei seiner Herangehensweise gibt sich Valentine dabei als ungeschönter Beobachter, der die gefährlichen Grenzen des puren Voyeurismus gezielt hinter sich lässt. Im Gegensatz zu fiktionalen Filmen wie Requiem for a Dream, Trainspotting - Neue Helden, Spun oder Heaven Knows What, die ebenfalls die Thematik des verheerenden Drogenmissbrauchs behandeln, fehlt in Black Metal Veins die allerletzte Distanz zwischen Zuschauer und Geschehen. 

In den oftmals klaustrophobisch wirkenden Szenen, die ausschließlich in Innenräumen gefilmt wurden, schildert der Regisseur den massiven Drogenkonsum in all seinen Facetten. Vielfach wiederholte Nahaufnahmen von Spritzen, die in Venen eingeführt werden, hält er ebenso ausführlich fest wie die Gesichtsausdrücke und körperlichen Reaktionen der Junkies, wenn diese immer wieder für eine kurze Zeitspanne in eine andere Welt zu entschwinden scheinen. Eine Form von Glorifizierung oder Verherrlichung findet in Valentines Film neben der anfänglichen Texteinblendung, die ausdrücklich vor den Auswirkungen des Konsumierens von Drogen warnt, aber zu keinem Zeitpunkt statt.

Der Regisseur nutzt die für ihn bekannten Stilmittel, welche durchaus als kontrovers und fragwürdig betrachtet werden dürfen, viel mehr für ein immer wieder ins Bizarre verfremdete Porträt von Menschen, die zwischen stumpfer Monotonie, körperlichem und geistigem Extremverfall sowie offen ausgelebter Todessehnsucht zu tragischen Sklaven ihrer eigenen Sucht geworden sind. Mit aggressiven, frenetischen Jump Cuts, Unschärfeblenden und einem Sound-Design, bei dem sich tiefes Rauschen und kurze Einspieler von Black-Metal-Bandproben abwechseln, kreiert Valentine inmitten der authentischen Aufnahmen den surrealen Eindruck eines unangenehmen Traums oder Trips, der den Betrachter unfreiwillig fast schon zum Komplizen der Protagonisten macht und die abschreckende Wirkung der Drogen erfahrbar werden lässt.

Die Sichtung von Black Metal Veins darf somit sicherlich als belastende Grenzerfahrung bezeichnet werden, die aufgrund der wechselhaften Herangehensweise des Regisseurs vor allem moralisch bis zum Abspann und darüber hinaus zu zwiespältigen Diskussionen anregt. In den überwiegend passiven Momenten, in denen Valentine das fatale Verhalten der Junkies ebenso voyeuristisch wie tatenlos auskostet, erzeugt die Dokumentation gerade durch die persönlichen Schilderungen und Erzählungen der Protagonisten ein intensives, niederschmetterndes Gefühl, das sich kaum noch abschütteln lässt. Ebenso nüchtern wie trocken berichten diese Menschen, die teilweise noch nicht einmal 30 Jahre alt und mitunter Eltern mehrerer Kinder sind, von ihrer tiefen Lebensmüdigkeit, die sie in die Sucht getrieben hat und nun dafür sorgen soll, dass nach qualvoll in die Länge gezogener Betäubung am Ende nur noch der Tod zu einer neuen Perspektive führt. 

Den deprimierenden, lähmenden Grundton, der sich aus der teilnahmslosen Lethargie der Junkies ergibt, durchbricht Valentine jedoch im späteren Verlauf gelegentlich durch Einstellungen, die vom aktiven Eingreifen des Regisseurs zeugen. Neben der ohnehin bewusst überstilisierten Machart sind einige Szenen gegen Ende, in denen auf brutalste Weise über die Stränge geschlagen wird, eindeutig gestellt. Der sinnlose Dauerrausch der Protagonisten, der hierbei in Bewusstlosigkeit sowie anschließender Vergewaltigung mit blutigen Folgen ausartet, könnte als bittere Kulmination aufgefasst werden, hinterlässt jedoch viel mehr den Eindruck von unstillbarem, verwerflichem Sensationalismus, der sich aus der Natur dieses Regisseurs scheinbar nicht entfernen lässt.

Fazit

Auch wenn „Black Metal Veins“ in der Filmographie des experimentellen, extremen Underground-Regisseurs Lucifer Valentine vermutlich das bislang zugänglichste Werk darstellt, ist die Dokumentation nichtsdestotrotz eine absolute Grenzerfahrung. Mit einer Mischung aus passivem Voyeurismus, einer überstilisierten, beklemmenden Inszenierung und gelegentlich manipulativen Eingriffen schildert Valentine den Alltag einer Handvoll Junkies als ebenso monotonen wie unerträglichen Albtraum, der dem Zuschauer ohne die Möglichkeit zur Distanzierung aufgrund des Mangels an Fiktion alles abverlangt.

Kritik: Patrick Reinbott

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