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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

An einem Wintertag bricht ein junger Jogger im Park zusammen und stirbt. Im selben Moment kommt ein Kind zur Welt. Besteht eine Verbindung zwischen dem Ende eines Menschenlebens und dem Beginn eines anderen? Anna (Nicole Kidman) ist eine junge Witwe, die sich zehn Jahre nach dem Tod ihres Mannes Sean endlich ein neues Leben aufbauen will, als plötzlich ein zehnjähriger Junge auftaucht, der ebenfalls Sean heißt und ganz ernsthaft behauptet, die Reinkarnation ihres verstorbenen Ehemanns zu sein. Ist es denkbar, dass Annas Mann in Gestalt dieses Kindes zu ihr zurückgekehrt ist? Wie könnte sie sich weigern, ihre einstige Liebe zu ihm neu zu erleben? Mit BIRTH wird das Regietalent Jonathan Glazer seinem Ruf gerecht, den er sich mit seinem hervorragenden Erstling SEXY BEAST erworben hat.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Schier unfassbar, dass es der Brite Jonathan Glazer seit seinem Spielfilmdebüt im Jahr 2000 erst auf drei Kinofilme gebracht hat. Den Start machte damals das lakonische und in seinem trockenen Witz unglaublich komische Heist-Movie Sexy Beast, sein genauso sperriges wie fesselndes Science-Fiction-Märchen Under the Skin zählte (zurecht) zu den Geheimtipps und Kritikerlieblingen des Jahres 2013. Für weitaus weniger Aufsehen sorgte sein dazwischen positioniertes Werk Birth aus dem Jahr 2004, vom Publikum trotz einer ansehnlichen Besetzung – allen voran Megastar Nicole Kidman (Dogville) – kaum registriert und bei den Kritikern mit sehr gemischten Gefühlen wahrgenommen. Etwas seltsam einerseits, da der Film sicher wesentlich zugänglicher ist als Under the Skin, andererseits auch realistisch betrachtet nicht richtig verwunderlich, denn Glazer entzieht sich eigentlich allen Mechanismen des kassentauglichen Mainstreamkinos, welche hier mühelos hätten greifen können.

Zehn Jahre nach dem plötzlichen Tod ihres über alles geliebten Ehemanns Sean steht Anna (Kidman) nun kurz vor der Hochzeit mit Joseph (Danny Huston; The Proposition – Tödliches Angebot). Wie aus dem Nichts taucht ein kleiner Junge (Cameron Bright; Butterfly Effect) auf, der behauptet die Reinkarnation von Sean zu sein. Zunächst etwas verstört belächelt bleibt der Junge hartnäckig bei seiner Spinnerei und verblüfft alle Involvierten mit Insiderwissen, über das er unmöglich Kenntnis besitzen kann. Nach den berechtigten Zweifeln beginnt Anna – die Sean’s Tod nie verkraftet hat – langsam an das Unmögliche zu glauben…nicht zuletzt, weil sie es will. Während ihr Umfeld den vermutlich faulen Zauber zwar nicht widerlegen kann, aber selbstverständlich weiterhin als skurrilen Mumpitz abtut, droht sie sich erneut in Sean zu verlieben. Eine Liebe, die nicht nur nicht sein kann sondern mal abgesehen von jedweder Logik erst recht nicht sein darf.

Es wäre wirklich einfach, aus Birth einen handelsüblichen Suspense- und Mysterythriller zu werkeln, der auf drei zu erwartende Pointe hinausläuft: Entweder alles ist so wie geschildert und man bekommt eine hoffnungslos kitschige Lovestory, es ist alles Lug und Trug, Teil eines intriganten Spiels oder man fährt die Grusel- und Horrorschiene, bei der ein böses Kind (wofür Cameron Bright damals prädestiniert schien) womöglich nicht so herzliche Grüße aus dem Jenseits übermittelt. Alles ist möglich, aber Jonathan Glazer ist clever und selbstbewusst genug, nichts davon ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Ohne jede dieser Facetten konsequent auszuklammern, nur sie eben nicht in erschöpfender Routine zum Selbstläufer zu machen. Tatsächlich wird es stellenweise bald unheimlich, obwohl der kleine Junge offenkundig niemals etwas Böses im Schilde führt. Nur seine Beharrlichkeit wirkt mehr als befremdlich und stürzt Anna in bester Rosemaries Baby-Tradition in einen schweren Konflikt, der sie immer weiter von ihrem Hier und Jetzt entfremdet, sie an allem Zweifeln lässt, was selbstverständlich und unantastbar sein sollte. Aber das ist nur ein winziger Teilaspekt dieses erstaunlich komplexen Konstrukts von Birth, der mit Horror oder Grusel im klassischen Sinne wenig am Hut hat.

Es ist faszinierend und von der fachlichen Qualität höchst bemerkenswert, wie beinah nebensächlich Glazer sich durch die größten Filmemacher aller Zeiten durchzitiert, ohne eine echte Hommage zu schaffen oder nur einen von ihnen direkt zu kopieren. Birth erzeugt sporadische Assoziationen zu Polanski, Hitchcock, Kubrick und selbst zu den Stummfilmpionieren Lang und Murnau, die sich bereits mit dem Leben nach dem Tod bzw. dem Überleben des Seins und der ewigen Liebe auseinandersetzten. Hat man alle falschen Erwartungshaltungen abgeschüttelt, ist der Film in einer Ausrichtung eigentlich so schlicht wie in der Umsetzung dadurch schwierig: Er zielt nicht ab auf ein einfaches Wieso, Weshalb, Warum sondern stellt in den Raum wie man denn handeln würde, wenn es einfach so ist, wie es ist. Mag es noch so abwegig sein. Still und bedacht, mit dem Fokus auf die kleinen Gesten vorgetragen, bewegt sich Birth damit auf dem ganz dünnen Drahtseil von tragischer, daseinsphilosophischer Liebesgeschichte und langsamen, aber stetig vorhandenen Suspense. Ein Hauch von Vertigo – Aus dem Reich der Toten ist zu erkennen: Man stelle sich mal vor, dieser würde direkt nach der berühmten Turmszene enden, Birth käme ihm noch näher.

Fazit

Jonathan Glazer gelingt zwar kein unumstrittenes Meisterwerk, aber auf seine eigensinnige Art berauschend ist dieser in ausgewählten Momenten sehr mutige und tiefgründige Film allemal. Großen Anteil daran haben neben dem Regisseur der tolle Cast und besonders der sensationelle Score von Alexandre Desplat, der einen mehr als einmal die Schuhe auszieht.

Kritik: Jacko Kunze

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